Interview mit Diplom-Ingenieur (FH) Bernd Wiesenberger

Das Ende der Dünnschnitt-Entwicklung ist noch nicht erreicht


ParkettMagazin: Wintersteiger ist führend in Dünnschnitttechnologie. Worin liegt die eigentliche technologische Leistung?

Bernd Wiesenberger: Unsere Kunden aus der Parkettindustrie, Tür- und Fensterproduktion, aus der Mehrschichtplattenerzeugung, dem Musikinstrumentenbau und viele mehr profitieren von folgendem technologischen Leistungsspektrum: Staubfreie und verleimfertige Lamellen in hoher Präzision, eine Schnittgenauigkeit von ca. +/- 0,1 mm, Schnitthöhen bis zu 400 mm, sowie maximale Holzausbeute in Kombination mit minimalen Schnittfugen ab 0,7 mm.

ParkettMagazin: Unterstützen neue Metall-Legierungen die immer dünner werdenden Sägen?

B. Wiesenberger: Natürlich benötigt man eine hohe Qualität für das Grundmaterial der Säge. Neue Metall-Legierungen ermöglichen eine noch höhere Vorspannung der Sägeblätter, die sich positiv auf die Standzeiterhöhung und Reduktion der Schnittfuge des Werkzeugs auswirkt.

ParkettMagazin: Welchen Einfluss hat die Führung des Schnittgatters?

B. Wiesenberger: Dünnschnitt-Sägeblätter und Dünnschnitt-Gattersägen von Wintersteiger sind optimal aufeinander abgestimmt. Hoch präzise Linearführungen garantieren ein Höchstmaß an Schnittgenauigkeit. Im Gegensatz zum Schwingrahmen verhindert die spielfreie Sägenführung jeglichen seitlichen Druck auf die Säge. Das Resultat sind maximale Schnittgenauigkeit, hohe Sägeblatt-Standzeit und feinstes Schnittbild.

ParkettMagazin: Kreissägeblätter erreichen nicht die Minimalmaße der Gattersägen. Woran liegt das?

B. Wiesenberger: Kreissägeblätter können im Gegensatz zu Gattersägeblättern nicht vorgespannt werden. Das Stammblatt der Kreissäge muss daher die Seitenführung übernehmen. Das geht nur mit einem dickeren Blattkörper und führt zu einem dickeren Schnittspalt. Letztlich bedeutet das mehr Holzverlust.

ParkettMagazin: An welchen Parametern kann noch gefeilt werden? Wo besteht noch Entwicklungspotential?

B. Wiesenberger: Die kritischen Erfolgsfaktoren und somit Entwicklungspotential liegen bei der Herstellung von Dünnschnitt-Gattersägen bei noch höherem Präzisionsschliff der Werkzeuge und bei der Verbesserung der Zähigkeit und Härte der Schneidstoffe. Bei Wintersteiger werden speziell abgestimmte Stellite bzw. Hartmetalllegierungen verwendet, die diesen Anforderungen gerecht werden. Natürlich ist auch die Abstimmung zwischen Werkzeug und Maschine ein wichtiger Faktor und muss für jede Anwendung optimiert werden.

ParkettMagazin: Wie dünn kann eine Gattersäge theoretisch schneiden?

B. Wiesenberger: Eine Schnittfuge von 0,7 mm ist sicher noch nicht das Ende. Aus Sicht der Anwendungstechnik gibt es noch Potential für dünnere Sägeblätter. In unserer Entwicklungsabteilung wird auch bereits daran gearbeitet. Neben neuen Werkstoffen und Herstellverfahren sind für die Weiterentwicklung der Dünnschnittsägen die Kundenforderungen und der Nutzen für den jeweiligen Kunden das Maß aller Dinge
ParkettMagazin: Entsteht mit immer dünneren Lamellen ein fließender Übergang zu Furnieren?

B. Wiesenberger: Es handelt sich um zwei unterschiedliche Prozesse. Furnier wird mittels Messern bzw. durch Schälen produziert, Lamellen werden gesägt. Nutzt man das sogenannte "Slicen", ergibt sich der theoretische Vorteil eines Null-Schnittspaltes, jedoch kann dies in der Praxis meist nicht umgesetzt werden. Im Gegensatz zum Slicen ist für das Sägen keine aufwendige Holzvorbereitung oder Nachbehandlung notwendig. Die Lamellen sind unmittelbar nach dem Sägen fertig für die weitere Verarbeitung.

ParkettMagazin: Wie ist die weltweite Patentsituation? Kann Wintersteiger seine Entwicklung schützen?

B. Wiesenberger: Seit den frühen 90er Jahren hat Wintersteiger unzählige Patente für Techniken der Gattersäge und Sägeblatttechnologie in Europa, Russland, China und Nordamerika eingereicht und erhalten.
aus Parkett Magazin 06/08 (Wirtschaft)