NWFA 2008 Convention: Parkettleger in Amerika

Der nächste Goldrausch ist nicht weit

Die Krise auf dem Wohnungs- und Kreditmarkt der USA hat die ganze Finanzwelt getroffen. Dort, wo sie ihren Ursprung hat, müssten die Auswirkungen auf die Fußbodenbranche am härtesten zu spüren sein. Aber amerikanische Händler und Bodenleger sind zuversichtlich. Ihre Devise lautet: Jetzt die Weichen für einen neuen Aufschwung stellen. Das ParkettMagazin besuchte die jährliche Tagung und Messe der Vereinigung amerikanischer Parkettleger (NWFA) Ende März 2008 in Florida.

Bis zum Jahr 2006 war Holzfußbodenmarkt in den USA von starkem Wachstum geprägt. 2007 stagnierte das Geschäft. Während 2005 noch 7,1 Mio. Häuser in den USA ihren Besitzer wechselten, waren es 2007 nur 5,7 Mio. Häuser. Damit brach ein großer Teil des Renovierungsgeschäftes für Parkettleger weg. Dieses Betätigungsfeld ist wichtig, denn es hält mit rund 45% den größten Anteil am amerikanischen Holzfußbodenmarkt. Seit Anfang 2008 hat die Finanzkrise im Immobiliensektor die Situation noch einmal dramatisch verschärft.

Die Folgen schlagen erst 2009 voll durch. Nach Einschätzung von Experten werden bis dahin im Vergleich zu 1997 rund 20% der Händler und Parkettlegerbetriebe geschlossen haben. Vor allem wer auf das Objektgeschäft gesetzt hat und nun mit Zahlungsrückständen und Pleitefirmen kämpft, muss die Segel streichen. Wer aber gut kalkuliert hat, zwischenzeitliche Rückschläge verkraften kann und nicht zu panischen Reaktionen neigt, dem stehen goldene Zeiten bevor. "Wir sind am Tiefpunkt der Krise angekommen. Jetzt ist der richtige Moment, sich neu zu positionieren. Aufgrund demographischer Faktoren wird der Markt bald besser sein als je zuvor", propagieren Jon Trivers und andere amerikanische Unternehmensberater.

Besser hohe Marge als hoher Umsatz

Neu positionieren heißt vor allem: Intensiv Kundenpflege betreiben, Kundenservice an zwei bis drei entscheidenden Stellen verbessern und Produkte anbieten, die hohe Marge beinhalten. Mit anderen Worten: Lieber weniger, dafür hochwertige Ware verkaufen und verlegen, als zu versuchen, mit Billigboden mehr Masse zu machen. Welche Betriebsstrategie in der gegenwärtigen Lage hilft, dazu haben amerikanische Berater praktische Tipps auf Lager:

- das Produkt mit der schlechtesten Marge sofort aus dem Regal nehmen
- im Schauraum die besten Böden als "Eyecatcher" ausstellen, auch wenn sie nicht häufig gekauft werden
- breiteres Sortiment als die Baumärkte anbieten
- Verkaufsaktionen starten, bei denen ein Produkt für zwei bis drei Monate unterhalb des Preises von Baumärkten angeboten wird
- schlechte Verkäufer/Mitarbeiter entlassen und besseres Personal einstellen
- mehr Verkaufsunterstützung bei Zulieferern einfordern
- eher das mögliche Kundenpotential ausschöpfen, als die Produktpalette ausweiten
- den Umweltaspekt so verständlich machen, dass der Kunde seine Vorteile versteht
- gesunde Balance zwischen Eigenheim- und Objektaufträgen finden.

Der bodenständige Fachbetrieb hat keinen Grund zur Sorge. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass rund 80% der Endverbraucher in den USA bei der Suche nach Holzböden auf Vollservice setzen - das heißt Beratung, Verkauf und Verlegung aus einer Hand. Verkaufszahlen bestätigen das. Rund 39 Mrd. USD werden im Fußbodengeschäft vom Fachgeschäft erzielt, etwa 10 Mrd. USD setzt die Baumarktfläche um und 4 Mrd. USD macht ein relativ junger, aber wachsender Zweig - die Lumber Liquidators, ein Unternehmen mit Discountpreisen ohne jegliche Art von Service.

Ende der Krise in Sicht

Dass es in Amerika bald wieder aufwärts geht im Holzfußbodengeschäft, dafür haben Marktbeobachter eine einfache Formel. Sie rechnen die Hauskäufe der Jahre 2005 bis 2007 zusammen und sagen voraus, jeder neue Hausbesitzer würde zur Werterhaltung seines Hauses in den kommenden 6 bis 18 Monaten in einen neuen Holz- oder Steinfußboden investieren. 19,3 Mio. Hausbesitzer lautet die Zahl dieser potentiellen Kunden. "Obendrein kommen jedes Jahr 1,6 Mio. private Neubauten hinzu, die einen Fußboden brauchen, ganz gleich wie schlecht die Wirtschaftlage ist", nennt Stuart Hirschhorn, Direktor von Catalina Research, eine zusätzlich feste Konsumentengröße. Bis 2012 prognostiziert er 5,3% jährliches Wachstum an verkauften Holzfußböden in den USA.

Positives Denken und Steh-auf-Mentalität sind Grundpfeiler wirtschaftlicher Vorgehensweise in Amerika. Worauf Handwerksbetriebe noch bauen, schält sich in Gesprächen mit US-Parkettlegern heraus: Auf einen sehr guten Kontakt zu ihren Zulieferern. Ob der Großhändler und sein Vertreter "nett" sind, ob man zuvorkommend behandelt wird und Probleme schnell in Angriff genommen werden, ist für den Parkettleger genauso wichtig, wie für den Distributeur ein ebensolches Verhältnis zum Hersteller. Nicht alle europäischen Holzbodenexporteure, hört man, machen hier eine gute Figur.

Export nach USA oder günstig dort einkaufen?

Bei Verlegewerkstoffen geht europäischen Produkten der Ruf eines technologischen Vorsprungs voraus. Kaum profitieren können davon derzeit Hersteller von Spachtelmassen. Laut Wakol und Uzin macht der niedrige Dollarkurs Geschäfte in den USA nahezu unmöglich. Oberflächenbeschichter sind besserer Dinge. Berger-Seidle, Eukula, Loba und Pallmann wollen auf dem amerikanischen Markt vor allem mit wasserbasierten Produkten erfolgreich sein. Seidenmatt ist der aktuelle Lacktrend. Und schließlich liegt Europa auch bei Schleifmaschinen vorn, dank der neuen Techniken zur Staubbeseitigung. Lägler und Bona sind hier Vorreiter, die deutsche Ufloor-Marke Wolf möchte mit ihren Frank-Schleifmaschinen nachrücken.

Die NWFA-Messe ist viel kleiner als die zentrale Bodenmesse Surfaces in Las Vegas, zeigt aber alle wesentlichen Holzbodenhersteller der USA auf engem Raum. Der heimische Handwerker ist die Zielgruppe. Dennoch wunderte sich Kent Macpherson vom US-Sägewerk Quarter Sawn Flooring: "Ich hätte bei dem niedrigen Dollarkurs mehr ausländische Käufer erwartet. Wir würden gern exportieren." In der Tat ist es unverständlich, dass nicht mehr europäische Parketthändler die Gunst der Stunde nutzen und hochwertigen amerikanischen Holzfußboden zu günstigen Preisen erwerben. Die USA exportieren bereits 25% ihres Rundholzes. Europa ist dabei wertstärkster Markt. Aber beim Holzfußboden sind die Warenströme nicht üppig. Liegt es daran, dass die häufigste Holzart, Red Oak, in Europa keinen vorteilhaften Ruf genießt? Dabei ist das Holz weder "rot", noch stehen seine Eigenschaften anderen Holzarten nach. Außerdem gibt es auch White Oak in Fülle und die amerikanische Forstwirtschaft wird bei allen Holzarten nachhaltig betrieben. Europäische Fußbodenanbieter sollten gerade jetzt einmal genauer hinsehen.
aus Parkett Magazin 03/08 (Wirtschaft)