5. Tagung des Landesinnungsverbandes Bayern in Feuchtwangen

So erfolgreich und zeitgemäß kann Innungsarbeit sein

Wenn der Landesinnungsverband Bayern mit Landesinnungsmeister Peter Fendt zu seiner Tagung einlädt, dann lassen sich die Mitglieder nicht lange bitten: Mehr als 130 Tagungsteilnehmer kamen wieder einmal in den Genuss von ausgezeichneten Referenten, anspruchsvollen Vorträgen und der Produktpräsentation der Fördermitglieder. Neben den Boden- und Parkettlegern kamen Sachverständige, Industrievertreter und Berufsschullehrer nach Feuchtwangen in die Bayerische Bauakademie. Die Referenten befassten sich mit PVC-Belägen, Estrichfeuchte, fertig geformten Hohlkehlsockeln und Fertigteilestrichen.

Der stellvertretende Bundesinnungsmeister Gert F. Hausmann warnte die Teilnehmer vor fehlender Festigkeit von Estrichen durch die derzeitige Umstellung von CEM I-Zementen (Portlandzement) auf CEM II-Zemente (Portlandkompositzemente). Grund hierfür sind Zumahlungen bis zu 35%. Besonderes Augenmerk sei auf die Zemente mit der Bezeichnung CEM II/A-M und CEM II/B-M zu legen. Mit den neuen Zusammensetzungen hätten Estrichleger größte Probleme, weil sie sich in der Verarbeitung nicht mehr wie die bekannten Estriche verhalten. Hausmann empfahl den Estrichlegern, die Zementhersteller auf Verarbeitungshinweise festzulegen. Zu dieser Problematik haben der Bundesverband Estrich und Belag (BEB), das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes eine gemeinsame Erklärung herausgegeben, die beim BEB erhältlich ist (FussbodenTechnik berichtete).

Fertig geformte Hohlkehlsockel

Walfred Prossegger und Alois Steinwender vom Kunststoffhersteller Pro-Fil stellten fertig geformte Hohlkehlsockel vor, die direkt auf die Baustelle geliefert werden. Besonders gut kommen die einbaufertigen Produkte aus Österreich in großen Objekten wie Krankenhäusern an, weil sie hohe hygienische Standards gewährleisten und sich ungefähr doppelt so schnell wie konventionelle Hohlkehlsockel einbauen lassen. Dabei ist Pro-Fil als Dienstleister tätig, das heißt, dass die Bodenbelagshersteller ihre Beläge an Pro-Fil schicken und dann die Hohlkehlsockel für den gewünschten Belag erstellt werden. Pro-Fil ist in der Lage 1.000 lfm an 5 Arbeitstagen zu produzieren. Die Hohlkehlsockel werden mit Montageklebern, Trockenklebern oder Bodenbelagsklebstoffen für elastische Beläge verklebt. "Das entscheidet der Verarbeiter in Eigenregie", berichtet Walfred Prossegger. Ganz nebenbei wird auch noch das Problem von nachträglichen Estrichabsenkungen durch ein spezielles Hinterprofil gelöst. Ein Sortiment an Innen- und Außenecken in 120 Standardfarben komplettiert das Angebot.

Ursachen für Schäden an PVC-Belägen

"Das ungewöhnliche Verhalten von PVC-Belägen" nannte der Sachverständige Ingo Niedner seinen Vortrag. Probleme wie offene Nähte und Schrumpfungen habe es bei dieser Belagsart deshalb früher nicht gegeben, weil lösemittelhaltige Neoprenkleber die Beläge "bombenfest hielten". Die Schäden seien erst durch die Umstellung auf Dispersionskleber entstanden. Ein großes Problem entsteht heutezutage durch Wechselwirkungen von Weichmachern in PVC-Belägen mit Dipersionsklebern und/oder Reinigungsmitteln. Der Sachverständige beschrieb einen Schadensfall, bei dem der Belag nicht eingepflegt und lediglich täglich mit einer Desinfektionslösung gereinigt worden war. Hierdurch wurde der Weichmacher aus dem Belag gelöst und der Belag versprödete und schrumpfte. Der Weichmacheranteil im Belag verringerte sich von 8,4 auf 7,8 %. Entsprechend erhöhte sich der Ascheanteil im Belag. Das Auswaschen des Bindemittels führte zum Schrumpfen des Belages. Niedners Fazit lautete: "Auf eine regelmäßige Einpflege eines PVC-Belages kann nicht verzichtet werden." Im schlimmsten Fall kann es sogar zusätzlich zu Wechselwirkungen zwischen Weichmacher und Klebstoff kommen, so dass die Festigkeit des Klebstoffs verringert wird.

Neue Erkenntnisse zur Estrichfeuchtemessung

Der Sachverständige Dr. Horst Schuh widmete sich dem "Dauerbrenner" Estrichfeuchtemessung. Er stellte die Verfahren CM-Messung, Darr-Methode, Plastikfolientest, elektrische Messmethode, Calciumchloridtest und hygrometrische Verfahren im Überblick vor. Dr. Schuh erklärte, dass man im Prinzip die Sorptionsisothermen (Gleichgewichtsfeuchte) der Estriche auf der Baustelle kennen müsse, um im Fall der CM-Messung zu entscheiden, ob sie wirklich belegereif sind. Der Sachverständige nannte als Beispiel den problematischen Fall, wenn eine CM-Messung 2 CM% zeigt, aber die relative Luftfeuchte im Estrich noch 85% beträgt. Dann sei die Belegereife nicht erreicht. Nach Schuhs Einschätzung liegt die Grenze bei 80% relativer Luftfeuchte. Aus seiner Erfahrung müsse der Grenzwert der Belegereife zur Sicherheit der Verarbeiter auf 1,5 CM% nach unten korrigiert werden.

Fertigteilestriche als Verlegeuntergrund

José L. Ruiz, Fermacell Produktmanager bei Xella, gab Tipps zu Einsatz und Verlegung von Fertigteilestrichen. Dieser alternative Untergrund bringt keine Feuchtigkeit ins Bauwerk und beschleunigt so den Baufortschritt. Vor jedem Einsatz muss jedoch genau die spätere Nutzung definiert werden. Hinsichtlich Punktbelastung, Schallschutz, Brandschutz und Feuchtigkeitsbeanspruchung gibt es mittlerweile Lösungen mit Fertigteilestrichen. Bei den klimatischen Bedingungen, die bei der Verlegung von Fertigteilestrichen herrschen sollten, meldete sich Peter Fendt zu Wort: "Bestrebungen die relative Luftfeuchte von 65 auf 75% zu erhöhen, lehnen wir ab, um den Handwerker zu schützen." Im Sommer 2008 wird ein BEB-Hinweisblatt zu "Fertigteilestrich auf Calciumsulfat- und Zementbasis" erscheinen.
aus FussbodenTechnik 03/08 (Wirtschaft)