24. TKB-Fachtagung "Klebstoffe in der Fußbodentechnik"

Premiere mit neuem Vorsitzenden Dr. Frank Gahlmann gelungen

Im Mittelpunkt der 24. Klebstofftagung der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) standen elastische Parkettklebstoffe, Flächenheizungen, Produkte zur Absperrung von Feuchtigkeit und die Chemikalienverordnung REACH. Geleitet wurde die Tagung vom neuen Vorsitzenden Dr. Frank Gahlmann (Stauf), der so souverän und gelassen durch die Tagung führte, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Von allen Seiten hörte man anschließend wohlwollende Anerkennung für die gelungene Moderations-Premiere. Gleich zu Beginn würdigte Dr. Gahlmann die Verdienste seines im Ruhestand lebenden Vorgängers Dr. Roland Krieger, "des Mannes, der 13 Jahre lang diese Veranstaltung geprägt und zu ihrer heutigen Bedeutung geführt hat".

Die Frankfurter Klebstofftagungen bieten dem Handwerk, den Sachverständigen und der Industrie anwendungstechnische Informationen aus erster Hand sowie die Möglichkeit zur anschließenden Diskussion. Außerdem gibt ein Tätigkeitsbericht Auskunft über die umfassenden Arbeiten der aus Industrievertretern zusammengesetzten Technischen Kommission. Im Einzelnen berichtete Dr. Gahlmann über

die Herausgabe von TKB-Merkblättern in englischer Sprache
die Überarbeitung der TKB-Merkblätter "Spachtelmassen", "Spanplatten" und "SL-Fliesen"
die Messung der Untergrundfeuchte, Messverfahren im Ausland
Raumklimaangaben in TKB-Merkblättern, Koordination mit anderen Verbänden
die Überarbeitung des TKB-Merkblatts "Kleben von Parkett"
Mitwirkung bei den Normen DIN EN 13851 und DIN EN 14293
die Einführung von Brandklassen für Klebstoffe in Zusammenarbeit mit dem Teppich-Forschungsinstitut (TFI)
die Vorbereitung einer Gesprächsrunde TKB und Handwerk
eine evt. Zusammenarbeit mit der Initiative "Pro Boden"
die Klassifizierung von Fliesenklebstoffen und Spachtelmassen in Abstimmung mit der Industrie
die Mitwirkung bei der Entwicklung von Zementprodukten mit reduziertem Chromatanteil
die Mitwirkung bei der Weiterentwicklung von SMP-Klebstoffen
die Zusammenstellung von technischen Hinweisen zur Belegreife von CEM II Zementestrichen (Umstellung von CEM I auf CEM II Zemente)

In den nachfolgenden Referaten befasste sich
- Dr. Hubert Motzet (Schönox) mit Bodenbelägen und Parkett auf beheizten Fußbodenkonstruktionen.
- Dr. Martin Schäfer (Wakol) verglich 1K-PU- mit 2K-Epoxidharz-Grundierungen.
- Dr. Jörn Haferkorn (Loba) machte den Zusammenhang zwischen Abrissfugen und Einstellung des Klebstoffs deutlich.
- Dr. Cornelia Boberski (Innoturn) berichtete über die Auswirkungen der REACH-Chemikalienverordnung auf das Handwerk.
- Torsten Grotjohann referierte über Praxiserfahrungen mit oberflächenvergüteten Linoleumbelägen
- Thomas Wigger, Leiter Entwicklung und Qualitätssicherung bei Sifloor, stellte in seinem Vortrag die Stärken und Schwächen des Trockenklebens dar.
- Dr. Udo Windhövel (Henkel Bautechnik) würdigte die Arbeit der Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV), die im vergangenen Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feierte.

Bodenbeläge und Parkett auf beheizten Fußbodenkonstruktionen

Dr. Hubert Motzet, Leiter Forschung und Entwicklung bei Schönox, empfiehlt den Einbau dünnschichtiger Flächenheizungen mit Aufbauhöhen von 2 bis 3 cm besonders für die Renovierung. Neben elektrischen Flächenheizungen, die u.a. wegen der Energiekosten überwiegend kleinflächig eingesetzt werden sollten, gibt es auch niedrig aufbauende Warmwasserfußbodenheizungen.

Während übliche Warmwasserfußbodenheizungen in Estrich eingebettet werden und damit in die Zuständigkeit des Estrichlegers fallen, werden die neuen niedrig aufbauenden Flächenheizungen zumeist nur mit Spachtelmasse überdeckt.

Damit eröffnen sich dem Boden- und Parkettleger hier eine Reihe von Betätigungsfeldern, nämlich die Untergrundvorbereitung vor der Heizungsverlegung, das Verfüllen der Heizelemente nach der Montage sowie die Belags- oder Parkettarbeiten. Voraussetzungen sind dabei, so Dr. Motzet, die Einhaltung einschlägiger Merkblätter und die Abstimmung mit dem Heizungsbauer. Zudem ist darauf zu achten, dass alle eingesetzten Produkte als "Geeignet für Fußbodenheizung" ausgewiesen sind.

Die meisten Flächenheizungssysteme werden nass in nass verlegt. Dabei muss der Untergrund eine Ebenheit in den Toleranzen der DIN 18202 - Tabelle 3, Zeile 3 aufweisen. Aus Holzdielen, Spanplatten/ OSB-Platten oder Gussasphalt bestehende Untergründe sind zu entkoppeln. Im Gegensatz zu den herkömmlichen, beheizten Estrichen nach DIN 18560 werden die in Heizmatten eingebetteten Rohre der Dünnschichtheizungen nicht mit Estrich oder Fließestrich, sondern mit Spachtelmasse bzw. Dünnestrich verfüllt.

Die mäanderförmigen Rohrführungen machen den Einsatz von schwindarmen Spachtelmassen notwendig. Bei der Verwendung zementärer Produkte besteht die Gefahr der Rissbildung. In den meisten Fällen ist zur Erzielung einer ebenen Oberfläche eine zusätzliche Feinspachtelung notwendig. Faserarmierte Spachtelmassen haben sich als besonders vorteilhaft erwiesen, aber auch calciumsulfatbasierte Spachtelmassen gewährleisten dauerhaft rissfreie Flächen. Bereits am Tag nach dem Einbau kann mit dem Funktions- bzw. Belegreifheizen begonnen werden.

Die Belegreife der Spachtelmasse ist bei zementären Produkten nach wenigen Tagen, bei calciumsulfatbasierten Produkten nach ca. zwei Wochen erreicht.

Stärken und Schwächen von Trockenklebern

Thomas Wigger, Leiter Entwicklung und Qualitätssicherung bei Sifloor, stellte die Stärken und Schwächen des Trockenklebens dar. Trockenklebstoffe leisten seit Jahrzehnten gute Dienste in diversen Anwendungsbereichen - so auch bei Bodenbelägen. Für die vollflächige Verklebung von textilen und elastischen Bodenbelägen kommen seit über 20 Jahren Trockenklebstoffe auf Gewebeträgerbasis und seit einem halben Jahrhundert Mehrschicht- Trockenkleber zum Einsatz. Mehrschicht-Trockenkleber bestehen aus vier Schichten: Klebstoff zum Untergrund, Folienträger, Klebstoff zum Belagsrücken und Schutzpapier.

Bei den Stärken von Trockenklebern nannte Wigger hohe Verlegegeschwindigkeit, geringe Ausfallzeiten der betroffenen Flächen und die Erneuerung eines Bodenbelages ohne Staub, Schmutz, Lärm und Gerüche. Wigger betonte, dass für die rückstandsfrie Entfernbarkeit der Trockenkleber geringere Schälkräfte im Vergleich zu konventionellen Klebern in Kauf genommen werden müssten. Zu den Schwächen zählt beispielsweise die fehlende Anwendung im Außenbereich. Außerdem kommen Trockenkleber bei besonderen Verlegebedingungen wie aufsteigende Feuchte und starke Wärmewechsel nicht in Betracht.

Absperrung von Feuchtigkeit mit PU oder Epoxid

Das Aufbringen von Reaktionsharzgrundierungen vor Bodenbelags- und Parkettarbeiten bei erhöhter Restfeuchtigkeit im Untergrund gehört seit vielen Jahren zum Stand der Technik. Während bisher zweikomponentige Epoxidharz-Systeme (2K-EP) eingesetzt wurden, werden in jüngerer Zeit zunehmend feuchtigkeitshärtende einkomponentige Polyurethane (1K-PU) verwendet.

Dr. Martin Schäfer (Wakol) hat beide Produkttypen getestet. Dafür wurden Prüfplatten ins Wasser gelegt. Die Oberseiten der Platten erhielten eine Feuchtesperre, dann folgten Gipsspachtelmasse und ein dampfdichter Gummibelag. Über eine definierte Zeitspanne wurde die Feuchteaufnahme per elektrischer Widerstandsmessung und per Darrmessung ermittelt.

Bei beiden Feuchtesperren zeigten sich nur minimale Abweichungen. In einem weiteren Versuch wurde die Eindringtiefe von PU und Epoxid in den Zementestrich ermittelt. Dafür wurden die Grundierungen mit einem Fluoreszenzindikator eingefärbt und in der vorgegebenen Schichtdicke aufgebracht. Unter UV-Licht zeigten die aufgeschnittenen Proben, dass die EP-Schicht auf der Oberfläche lag und im Gegensatz dazu die niedrigviskose 1K-PU Grundierung tief in den Estrich eingedrungen war. Einkomponentige PU-Grundierungen dringen tief in die Kapillaren des Estrichs ein und sorgen so für die gewünschte Absperrung. Dagegen beschichten 2K-EP-Grundierungen filmbildend die Estrichoberfläche. Beide Produkttypen zeigen bei unterschiedlichem Materialverbrauch die gleiche Absperrwirkung - auf der einen Seite durch Filmbildung, auf der anderen durch Kapillarabdichtung.

Welcher Kleber verhindert Parkett-Blockabrisse?

Elastische Parkettklebstoffe haben in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zu ihren Vorteilen zählen deren Lösemittelfreiheit und die einfache Verarbeitung als Einkomponentenwerkstoff ebenso, wie die Schonung des Estrichs durch die Reduzierung von Spannungen, die durch Quellen oder Schwinden des Holzes verursacht werden. Elastisch darf sich ein Klebstoff dann nennen, wenn er eine Schubspannung von 0,3 N/mm2 aufweist. Von harten Klebern spricht man dagegen bei einer Schubfestigkeit in einem Bereich zwischen 3 und 4 N/mm2.

Bei elastischen Parkettklebstoffen zeigen sich laut Dr. Haferkorn deutliche Unterschiede im Ausmaß der Elastizität. Mit zunehmender Elastizität steigt auch das Risiko, dass die Parkettelemente ungehindert quellen. Bei einsetzender Rücktrocknung und damit einhergehendem Schwinden kann es dann zu Blockabrissen im Parkett kommen.

"Wie fest muss - wie elastisch darf ein Klebstoff sein, um Blockabrisse von Parkett zu verhindern?" Zur Klärung dieser Frage hat Dr. Jörn Haferkorn (Loba) Parkettelemente mit 16 als elastisch deklarierten Parkettklebstoffen geklebt und das Blockabrissverhalten nach Auffeuchtung und anschließender Rücktrocknung untersucht. Parallel dazu wurde die Schubfestigkeit der Klebstoffe gemessen.

Wesentliche Ergebnisse des Versuchs sind laut Dr. Haferkorn:
Zwischen der Festigkeit eines Klebstoffes und dem Risiko einer Blockabrissfuge besteht ein Zusammenhang. Je fester der Klebstoff ist, desto geringer ist das Risiko der Abrissfuge. Dr. Haferkorn empfiehlt, künftig numerische Werte für die Klebstofffestigkeit festzulegen. Für den Anwender wäre ein offener Umgang mit solchen Kennzahlen von Vorteil; sie könnten zur Minimierung der Parkett-Blockabrisse führen.
Bei Massivparkett beeinflusst das Stabverhältnis (Breite zur Dicke) die Entstehung von Blockabrissen. Dr. Haferkorn empfiehlt ein Stabverhältnis von 3:1, über ein 4:1-Verhältnis sei noch zu diskutieren. Verlegemuster mit wechselnder Verlegerichtung haben sich als vorteilhaft erwiesen. Unbedingt zu verhindern ist das Eindringen von Klebstoff zwischen den Parkettstäben (Hier liegt nach Meinung vieler Fachleute eine weitere Ursache von Blockabrissen; die Redaktion).

REACH betrifft auch das Handwerk

Dr. Cornelia Boberski vom Beratungsinstitut Innoturn widmete sich dem Thema "Kleben mit REACH". Diese Abkürzung steht für die Europäische Verordnung über die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe. Ziel der Verordnung ist ein verbesserter Verbraucherschutz, indem REACH verhindern soll, dass schädliche Inhaltsstoffe in Chemikalien in den Verkehr gebracht werden. Die Referentin machte deutlich, dass REACH auch das Handwerk betrifft. Registrierungspflichtig seien zunächst zwar nur die Hersteller und Importeure. Aber das Handwerk als so genannter nachgeschalteter Anwender muss sich darum kümmern, dass nur Stoffe eingesetzt werden, die für die Verwendung freigegeben sind.

Handwerker könnten aber auch sehr schnell selbst zum Importeur werden. Bestellt ein Handwerker z.B. Bodenbeläge aus einem nicht zur EU gehörenden Land wie der Schweiz und gibt es keine deutsche Niederlassung des Herstellers, so werde der Handwerker automatisch zum Importeur. Dr. Boberski: "Dann ist es der Handwerker, der für die Einhaltung von bestimmten Rechten und Pflichten gerade stehen muss."

GEV feierte 10-jährigen Geburtstag

Die Abkürzung "GEV" steht für Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte und feierte 2007 genau wie FussbodenTechnik seinen 10-jährigen Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläum wagt Dr. Udo Windhövel von Henkel Bautechnik einen Blick zurück. So gab es gehörige Zweifel und viele Diskussionen als 1996/97 einige Hersteller von Verlegewerkstoffen sich dazu entschlossen, der Thematik Emissionen und Gerüche durch stringente Selbstkontrolle ein Ende zu bereiten. Die Einrichtung des Kennzeichnungssystems EMICODE war kein einfacher Weg zu dem heute bei Boden- und Parkettlegern bestens bekannten Produkt-Klassifizierungssystem.

Die Erfolgsgeschichte des Kennzeichnungssystems EMICODE ist unmittelbar verbunden mit dem Know-how des Technischen Beirates und seiner Mitglieder. Sie alle sind Experten auf den Gebieten Bauchemie und/oder VOC-Messungen. Das Gremium besteht aus elf von der Mitgliederversammlung gewählten Personen und ist verantwortlich für alle technischen Belange und auch für die Pflege von Kontakten zur Öffentlichkeit und zu Behörden. Das Komitee entscheidet über notwendige Anpassungen der Testmethode und entwickelt Einstufungskriterien für neue Produktgruppen. Als herausragende Aktivität ist die Organisation von zwei internationalen Ringversuchen für Prüfinstitute zu erwähnen, die wesentlich zu der positiven Wahrnehmung von GEV und EMICODE selbst unter Innenraumluft-Experten beigetragen hat. Jährliche Überprüfungen von aus dem Markt genommenen Stichproben sind eine wichtige Maßnahme zur Sicherung der Glaubwürdigkeit des VOC-Kennzeichnungsystems.

Oberflächenbehandelte Linoleumbeläge

Der Sachverständige Torsten Grotjohann berichtete über Anspruch und Wirklichkeit von oberflächenvergüteten Linoleumbelägen.


Was ist die TKB?

Die Abkürzung "TKB" steht für Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB). In diesem Gremium des Industrieverbandes Klebstoffe (IVK) sind Unternehmen der Verlegewerkstoffindustrie und Zulieferer der Bauchemie organisiert. Ihre Vertreter werden in das TKB-Gremium gewählt.

Gewählte TKB-Mitglieder:
- Jürgen Gehring, Bostik
- Dr. Matthias Hirsch, Kiesel Bauchemie
- Michael Illing, Forbo Erfurt
- Dr. Klaus Kohlhammer, Wacker
- Dr. Rüdiger Oberste-Padberg, Ardex
- Dr. Thomas Brokamp, Bona
- Dr. Norbert Arnold, Uzin Utz
- Dr. Hubert Motzet, Schönox
- Dr. Martin Schäfer, Wakol
- Dr. Udo Windhövel, Henkel Thomsit
- Horst Seibert, BASF
- Helmut Schäfer, Sopro Bauchemie
- Dr. Frank Gahlmann, Stauf Klebstoffwerk
aus FussbodenTechnik 03/08 (Wirtschaft)