Domotex Messereport: Heimische Hölzer ersetzen immer öfter Exoten

Holzböden folgen Wohn- und Umwelt-Trends

Wer kann das Parkett schon neu erfinden? Dies dürfte sich mancher Messebesucher auf der Domotex 2008 gefragt haben. Statt echter Produktneuheiten waren in Hannover in erster Linie abgerundete Parkett-Sortimente mit mehr rustikalen, dunklen, matten oder breiten (Dielen-)Böden zu sehen. Immer öfter werden hierfür heimische Hölzer eingefärbt oder anderweitig behandelt, um den Effekt von Exotenholz zu erzielen. Neu war der Trend hin zu weißem und grauem Parkett. Die kalten Farben passen - ebenso wie gealterte Böden - gut zum reduzierten und geradlinigen Wohnstil, der derzeit in allen Einrichtungszeitschriften zu sehen ist.

Kontaktpflege und Geschäfte sind die eine Sache auf einer Messe wie der Domotex. Eine andere ist die Suche nach "der" Messeneuheit und "dem" Trend. Dies war 2008 möglicherweise noch schwerer möglich als in den Vorjahren. "Die Zeit der großen Trends ist vorbei, heute überlagern sich viele Entwicklungen", ist sich Anja Schulte, Geschäftsführerin der Meisterwerke Schulte GmbH, sicher.

Deswegen runden viele Anbieter von Parkett- und Holzböden ihre Sortimente in mehrere Richtungen ab. Im Visier haben sie nicht nur die seit einigen Jahren anhaltenden Trends "rustikal, dunkel, matt und breit", viele versuchen zunehmend auch Spezialprodukte selbst produzieren. Dadurch könnte die Luft für Nischenanbieter enger werden, wenn auch die großen Hersteller ihre Sortimentstiefe immer weiter ausdehnen.

Eiche bleibt auch auf der Domotex 2008 die Trendholzart. Für die Parketthersteller besonders interessant: die Lieblingsholzart der europäischen Parkettleger lässt sich in allen Variationen bearbeiten - egal ob Färben, Beizen, Räuchern oder Thermobehandlung.

Designtrend Weiß und Grau

Farbige Oberflächen waren in Hannover auf sehr vielen Messeständen zu sehen. Während der Dunkel-Trend schon längst aus den "Designerschuhen" herausgewachsen ist, lässt sich bereits eine gewisse Gegenbewegung beobachten.

Helle Holzböden mit weißer oder grauer Oberfläche sind wieder im Kommen. Margaritelli, als einer der Trendsetter der Branche, hat Weiß zur neuen Trendfarbe nicht nur für die Marketingunterstützung am Point of Sale, sondern auch für exklusive Fußböden erkoren. Solche kalten Farben passen gut zum aktuellen reduzierten Wohnstil mit klaren Formen und Farben. Farben wie die Rottöne vieler Tropenhölzer waren dagegen etwas seltener zu sehen als früher, beobachtete Josef Mühlbauer, Verkaufsleiter bei Hoco.

"Rustikal ist salonfähig"

Ein weiterer Trend stellt die Vielzahl gealterter und besonders lebhaft wirkender Holzböden mit großen Ästen, Rissen und besonderen Wuchsmerkmalen dar. "Rustikal ist salonfähig geworden", meint Daniela Fößleitner, Marketingleiterin beim österreichischen Dielenhersteller Stia. Gerade solche auffälligen Böden bilden einen guten Kontrast zum gradlinigen Wohnstil und lassen sich gut mit einem solchen Mobiliar kombinieren.

Verstärkt hat sich das Interesse an breiten und langen Formaten. Landhaus- und Massivholzdielen sind nach wie vor Verkaufsschlager. Fineline-Ausführungen und Hochkantlamellenparkett bilden - bei ebenfalls großer Beliebtheit - hierzu den Gegenpol.

Nischenprodukte weiter im Trend

Exklusive Nischenprodukte finden auch weiterhin besonderes Interesse: Etwa das geprägte "Impression"-Parkett von Steirer Parkett, der Schiffsdeck-Boden "Vito Splash", der hochwertige Korkwandbelag von Ziro oder der Korkboden mit floralem Muster von Schulte Räume.

Dem Wunsch nach mehr Individualität auch in der Bodengestaltung kommen mit Osmo und Boen mehrere Parketthersteller entgegen. Wie vor ihnen schon Hamberger, Margaritelli und einige kleinere Produzenten können bei diesen Anbietern nun Parkettböden nach einem Baukastenprinzip zusammengestellt bzw. individuelle Verlegungen mit dazugehörigem Verlegeplan angeboten werden.

Besonders beliebt sind matte Oberflächen. Während in den letzten Jahren auf den Messen immer mehr Hersteller in Richtung geölter Parkettoberflächen investierten, geht es derzeit mehr um den Glanzgrad. Statt UV-aushärtendem Öl setzen mit Tilo, Greenkett und Boen mehrere Hersteller auf den neuen Mattlack von Bona.

Mehr einheimische Hölzer

In Hannover konnte man zudem den Eindruck gewinnen, dass europäische Holzarten das Angebot noch stärker dominieren. Neben dem Trendholz Eiche waren immer häufiger auch Robinie, die fälschlicherweise oftmals als "Akazie" bezeichnet wird, und Esche zu sehen. Angesichts der stetig steigenden Rohstoffkosten für Eiche zeigt sich mancher Holzbodenhersteller sehr daran interessiert, auch andere Hölzer in den Blickpunkt zu rücken. Steirer Parkett hatte "ganz mutig" eine auffällige Kernesche als Boden für seinen Messestand gewählt. Hier macht es sich bezahlt, dass es mittlerweile eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Behandlung einheimischer Holzböden gibt. Die schöne Farbtöne von Esche und Robinie nach der Thermobehandlung sind nur zwei Beispiele.

Ob der Trend in Richtung einheimische Holzarten tatsächlich auf einem wachsenden Umweltbewusstsein der Bevölkerung oder auf der angespannten Situation im Holzeinkauf beruht, lässt sich nur schwer beurteilen. Nicht nur Jaso-Geschäftsführer Michael Schmid spricht von einem wachsenden Interesse der Kunden "am ethischen Einkauf". Amorim reagiert mit einem neuen wasserbasierten Bindemittel auf diese Thematik.

Größer wird auch die Zahl der Mehrschichtparkett-Hersteller, die weniger Holz für die Deckschichten einsetzen. Mit Tarkett, Schulte Räume und zuvor bereits Kährs gibt es immer mehr Hersteller, die ihre Böden mit 2,5 mm-Deckschicht nicht mehr als "Billigprodukt" verstecken, sondern als ökologischen Beitrag verstanden wissen wollen.

Schnelligkeit - ein wichtiger Faktor

Schneller, sicherer und früher drauf - das scheint auch weiterhin das Motto bei den Verlegewerkstoffen zu sein. Da der Faktor Zeit auf der Baustelle mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert hat, überschlagen sich die Verlegewerkstoffhersteller mit besonders schnellen Grundierungen, Spachtelmassen und Klebern.

Dies führt manchmal dazu, dass sogar die bislang anerkannten Grenzwerte bis zur Belegereife angetastet werden: Spezielle Verlegeprodukte sind nicht erst bei einer Verlegereife von 2 CM-% freigegeben, sondern teilweise schon bei 4 oder 5 CM-%. Aber Vorsicht - der Verarbeiter sollte sich genau überlegen, wann der Einsatz von solchen Produkten sinnvoll ist und wenn ja, vom Hersteller eine schriftliche Aufbauempfehlung für den konkreten Verlegefall einfordern.

Staubarme Verlegewerkstoffe

Neu beworben wird auch das Thema Staubarmut bei pulverförmigen Verlegeprodukten. Wenn Verarbeiter Pulver-Produkte wie Kleber oder Spachtelmassen mit Wasser anrühren, bleibt eine Staubentwicklung nicht aus. Mittlerweile gibt es Spachtelmassen (Henkel Thomsit) und Kleber für keramische Fliesen (Mapei), die staubarm eingestellt sind.

Profile bieten Zusatznutzen

Immer öfter geht es den Anbietern nicht mehr nur darum, Übergänge zwischen Bodenbelägen zu "schützen", sondern dazu einen Zusatznutzen anbieten. In Hannover gab es Profile mit farbiger LED-Beleuchtung (Küberit), nachleuchtende Profile (Auer), Kanäle zur verdeckten Verlegung von Kabeln (Prinz, Küberit) und Weichsockelleisten (Bolta), die auf der Rückseite mit einem Kleber ausgestattet sind.

Ansonsten dominiert bei Leisten und Profilen weiterhin das Thema Edelstahl. Hochwertige Profile sollten entweder aus Edelstahl sein oder zumindest wie Edelstahl aussehen. Besonders kantige Ausführungen wie bei Hoco oder weiße Leisten (Pedross, Sörnsen) sind weitere Trendthemen. Daneben werden die Abdeckbereiche der Profile teilweise noch einmal größer, was im Zusammenhang mit dem jeweiligen Schwenksystem steht.
aus Parkett Magazin 02/08 (Wirtschaft)