Hamberger investiert in die Zukunft

Mehr Kapazität, neue Strukturen und überarbeitetes Sortiment

Der deutsche Parkett-, Laminat- und Korkbodenmarkt stagniert seit dem Sommer. Um so wichtiger ist es für Marktführer Hamberger, zeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen: Für den langfristigen Erfolg geben sich die Rosenheimer eine neue Struktur, in der die Geschäftsbereiche in Einzelunternehmen ausgegliedert werden. Darüber hinaus wird in den Ausbau der Parkettfertigung am Standort Rosenheim investiert, um mittelfristig 10 Mio. qm Parkett pro Jahr produzieren zu können. Und für den kurzfristigen Erfolg hat Hamberger pünktlich zur Domotex das Laminatboden-Programm komplett überarbeitet (siehe Sonderteil Laminat) und zusätzliche Parkett-Neuheiten ins Sortiment genommen.

Seit Jahren drehen sich beim Rosenheimer Bodenhersteller Hamberger die Marketingaktivitäten vor allem um die Premium-Marke Haro und deren Bekanntheitsgrad. Zielführende Maßnahmen sind dazu regelmäßig im Frühjahr und Herbst stattfindende Kampagnen unter Einbeziehung des Fachhandels. Auf Grund des guten Wetters sei die diesjährige Haro-Frühjahrsaktion nicht so gut gelaufen - die Endverbraucher interessierten sich eher für Gartenartikel. Mit der jüngsten Herbstaktion, bei der erstmals auch Fernsehwerbung einbezogen wurde, zeigte sich Hamberger hingegen zufrieden.

Trotz der aktuellen Absatzschwäche für Parkett in Deutschland konnte mit der Haro-Herbstaktion ein um 3,5% höherer Umsatz als im Vorjahr generiert werden, berichtet Vertriebsleiter Uwe Eifert. Außerdem konnte der Fachhandel in der Tendenz hochwertiger verkaufen, was gute Zuwachsraten bei Landhausdielen und vor allem bei "Celenio" brachte. Nun soll laut Eifert "der Kessel am Dampfen gehalten werden": Die nächste Haro-Frühjahrsaktion mit Fernsehwerbung ist für Mitte Februar bis Ende März geplant.

Marke Haro stärker am PoS

Der Bekanntheitsgrad der Marke Haro ist nur eine Seite. "Wir müssen es schaffen, unsere Marke auch an den Point of Sale zu tragen", betont Eifert. Das heißt: Auch bei kleineren Händlern muss die Marke unübersehbar positioniert werden. Nachdem im vergangenen Jahr ein hochwertiges Haro-Premiumstudio vorgestellt wurde, gibt es jetzt auch ein Ausstellungskonzept für die kleineren und mittleren Händler. Durch den modularen Aufbau lässt das neue Shop-System leicht in kleine Verkaufsräume integrieren und schnell installieren.

Damit auch der Handwerker den Endverbraucher optimal über Haro-Böden beraten kann, sind die Musterkollektionen überarbeitet worden. Die tragbaren Kollektionen gibt es für die wichtigsten Bodenarten. Sie zeigen neben kleinen Holz- oder Dekormustern immer auch ein Bild vom verlegten Boden.

Ergebnis leicht über Vorjahr

Nachdem die Endverbraucher in den ersten Monaten dieses Jahres noch zuversichtlich Geld ausgegeben haben, herrscht aus Sicht von Dr. Peter Hamberger in Deutschland schon wieder Konsumflaute. Der Rosenheimer Hersteller wird dennoch auf dem deutschen Markt im Geschäftsjahr 2007 voraussichtlich etwas zulegen. "Wir sind zufrieden, aber eben nicht ganz zufrieden", bringt es Eifert auf den Punkt.

Maßgeblich für die alles in allem noch positive Entwicklung sei die gute Absatzsituation bei der Bodenbelagsmarke "Go". Dort wurde in diesem Jahr ein zweistelliges Wachstum erreicht, nachdem Anfang 2007 der Go-Vertrieb mit dem Haro-Vertrieb zusammengelegt wurde. Auch mit dem Einstieg bei Bauhaus zeigt sich die Unternehmensführung zufrieden. Die Retail-Kette habe sich akkurat an die empfohlenen Verkaufspreise gehalten und die Marke Haro nicht als Preisbrecher genutzt.

Beachtliche Sortimentstiefe und -breite

Der führende deutsche Parketthersteller bietet eine große Sortimentstiefe und -breite. Besonders deutlich wird dies bei Eiche und Buche: Hamberger hat 77 verschiedene Eiche-Parkette und 41 Buche-Böden im Angebot.

Grund ist nicht zuletzt, dass das Familienunternehmen seit jeher den Fokus auf einheimische Holzarten legt. So liegt der Anteil der Tropenhölzer im Sortiment seit Jahren konstant bei ungefähr 5%, obwohl sich dunkle Hölzer seit Jahren wachsender Beliebtheit erfreuen. Diesem Interesse an dunklen Hölzern (15% des Absatzes werden bei Hamberger der Rubrik "dunkel" zugeordnet) wird in erster Linie mit europäischen bzw. nordamerikanischen Hölzern entsprochen. Durch Dämpfen, Räuchern oder Thermobehandlung dieser Holzarten wird das gewünschte Ergebnis erreicht.

Zusätzliches Dielen-Format

Dass sich das Unternehmen mit 57 Jahren Parketterfahrung "aufs Holz versteht", zeigen auch die beiden jüngsten Parkettneuheiten, die Hamberger auf der Domotex in Hannover (Halle 8, Stand C18) präsentieren wird: ,Eiche barrique ist eine Landhausdiele, bei der die großen Poren der Eiche-Deckschicht durchgehend mit dunklen Farbpigmenten gefüllt sind. Dadurch erhält der Boden ein rustikales und wohnliches Design, das auch nach einem Abschleifen erhalten bleibt. Design-Kompetenz stellt das Haus Hamberger mit dem Schiffsboden ,Buche maritim unter Beweis. Die gedämpfte Buche-Deckschicht ist durchgehend Blau-Grau eingefärbt worden. Da aber nur die Splintbereiche der Buche die Farbe aufnehmen, ergibt sich ein extravagantes und lebhaftes Bild.

Darüber hinaus wurde der Bereich der Landhausdielen weiter ausgebaut. Durch zusätzliche Holzarten wie Kirsch- und Nussbaum erhöht sich das Sortiment auf 62 Artikel. Das Angebot wird zudem durch ein neues Format abgerundet: Toscana XL mit einer Länge von 1.750 mm und einer Breite von 120 mm spannt den Bogen zwischen der klassischen Einstabdiele und der traditionellen kleineren Landhausdiele in der Toscana-Ausführung.

Produktion flexibler gestalten

Seit einiger Zeit produziert Hamberger an der Kapazitätsgrenze. Deswegen wurde vor einigen Monaten ein weiterer Ausbau beschlossen. Aktuell wird auf dem Werksgelände in Stephanskirchen bei Rosenheim eine zweistöckige Produktionshalle errichtet. Nach der Fertigstellung des Gebäudes Ende Januar wird dort eine neue Parkettpresse und eine Mittellagenfertigung installiert. Ab Sommer/Herbst 2008 erhöht sich damit die Parkett-Fertigungskapazität auf 7,5 Mio. qm. Zudem könne zukünftig flexibler produziert werden. Insgesamt soll mit verschiedenen Ausbaumaßnahmen die Produktionskapazität in den nächsten drei Jahren auf 10 Mio. qm erweitert werden. Für Geschäftsführer Dr. Peter Hamberger "ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland".

Gleichzeitig will Hamberger in den weiteren Ausbau des Logistik- und Servicezentrums in Rosenheim investieren. Die Lagerkapazität wird sich dadurch um 50% erhöhen. "Der Markt akzeptiert heutzutage keine Lieferzeiten mehr", stellt Ewald Fischer, Verkaufsleiter Deutschland, regelmäßig fest.

Kleinostheimer Sägewerk: Anlauf mit Verzögerungen

Ungewohnt offen zeigt sich Hamberger auch mit Blick auf sein neues Sägewerk in Kleinostheim. "Ja, es stimmt. Wir haben Anlaufschwierigkeiten", räumte Dr. Hamberger auf Rückfrage ein. Trotz anders lautender Planung werde noch immer im Einschichtbetrieb für die eigene Parkettproduktion und ausgewählte Kunden eingeschnitten.

Gründe sind technische Schwierigkeiten in den Transportprozessen. Da die einzelnen Produktionsabläufe stark miteinander verkettet sind, sorgen kleine Transportprobleme sehr schnell für größere Störungen. Zum Ende des ersten Quartals 2008 sollen die Schwierigkeiten behoben sein, um dann im Zweischichtbetrieb fahren zu können. Dr. Hamberger: "Wir sind ungefähr ein halbes Jahr hinter unserer Planung. Dennoch bestätigt sich jeden Tag aufs Neue, dass die Entscheidung für ein eigenes, modernes Sägewerk grundsätzlich richtig war."

Neue Unternehmensstruktur

Langfristig planen heißt bei Hamberger auch, dabei die Unternehmensstruktur miteinzubeziehen. Per 1. Januar 2008 wird der Unternehmensbereich Hamberger Flooring aus den Hamberger Industriewerken ausgegliedert und genauso wie bereits vor einem Jahr Hamberger Sanitary als eigenständiges Unternehmen geführt. Die Ausgliederung des bisherigen Unternehmensbereichs Flooring aus der Hamberger Industriewerke GmbH soll dem neuen Unternehmen ein klares Profil als Bodenspezialisten geben und die Grundlage für weiteres Wachstum schaffen.

Das traditionelle Unternehmen ist dann eine operative Holding, zu der zusätzlich der Bereich Land- und Forstwirtschaft gehört. Die Holding unter Geschäftsführung von Peter Hamberger und Dr. Peter Hamberger setzt sich ab Jahresanfang aus den vier eigenständigen Unternehmen Hamberger Flooring (Boden), Hamberger Sanitary (Sanitär), Hamberger Hardwood (Sägewerk Kleinostheim) und Hamberger Retail (drei regionale Baumärkte) zusammen.

Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der neu gegründeten Hamberger Flooring GmbH & Co. KG wird zum Jahreswechsel Uwe Eifert. Gemeinsam mit Dr. Peter Hamberger und Peter Hamberger wird er die Geschicke des Parkett- und Laminatbodenherstellers leiten.
aus Parkett Magazin 01/08 (Wirtschaft)