Heimtextil-Trends 2008/09

Eine neue Moderne in der textilen Inneneinrichtung

Frankfurt - Seit Anfang der 90er Jahre gibt die Messe Frankfurt jedes Jahr zur Heimtextil ein Trendbuch mit den vier wichtigsten Strömungen heraus. Collagen zeigen die Farben der kommenden Saison, stellen Kombinationsmöglichkeiten der Stoffe dar und präsentieren Wohnwelten, die aus den jeweiligen Trends ableitbar sind. Dieses Trendbuch soll allen, die sich mit Trends im textilen Sektor beschäftigen, Orientierung und Inspiration geben.

Farben, Formen, Texturen, die Heimtextil-Trends 2008/09 - bisher von Gunnar Frank interpretiert - wurden in diesem Jahr von einer neuen Design-Ägide erstellt. Anfang des Jahres formierte sich ein Trendtable aus den fünf international anerkannten Design-Büros Alvisi e Alvisi (Italien), Carlin (Frankreich), Concept Magenta (Schweiz), stijlinstituut amsterdam (Niederlande) und bora.herke (Deutschland). Obwohl die Modespezialisten unterschiedliche Design-Schwerpunkte und Erfahrungen in ihrer internationalen Praxis haben, fanden sie verhältnismäßig leicht einen Weg, neue Trend-Perspektiven zusammen zu erstellen.

Wie bereits in den vergangenen Jahren ist das Stilistenbüro bora.herke mit seinen drei verantwortlichen Modedesignern Claudia Herke, Cem Bora und Annetta Palmisano für die gestalterische Umsetzung der Trends im Forum der Messe Frankfurt zuständig. Auf Ebene 0 setzt bora.herke auf der Heimtextil in der Zeit von 9. bis 12. Januar 2008 neben den Trends auch die neuesten Muster der führenden Design-Studios und Hersteller von Wohn- und Objekttextilien effektvoll in Szene. Die Trendshow wird ergänzt durch Vorträge internationaler Experten und bietet erfahrungsgemäß neben Inspiration eine optisch und haptisch ansprechende Plattform für Information und Kommunikation.

Trends 2008/09 wollen einen großen Schritt nach vorne machen und kraftvoll die Gegenwart mit Zeitgenössischem verbinden. Die von den fünf Designbüros erarbeiteten Themen laufen zusammen in dem Titel "Its time to be..." Herkunft und Geschichte der Dinge sind bedeutungsvoll und geben Authentizität - und die wird gefordert. Scheinbar Gegensätzliches wird miteinander verwoben: Ökologie und Hightech, Minimalismus und Luxus, Recycling und High Quality, Intelligenz und Intuition. Dinge mit Anspruch und Ehrlichkeit sind glaubwürdig und wertvoll - ein wichtiges Credo an Kreativität und Qualität. Sachlichkeit und Klarheit ersetzen Dekoratives und Verspieltes. Perfektes wird geschätzt, aber dennoch ist Unperfektes reizvoll. Für die vier Themen-Ausprägungen der neuen Trends stehen jeweils vier Symbole aus der Architektur.

Das Trendbuch ist zum Preis von 40 Euro entweder während der Messe direkt im Trendforum der Heimtextil oder ab Oktober über das Internet www.heimtextil.messefrankfurt.com sowie bei der Messe Frankfurt Exhibition GmbH, Objektleitung Heimtextil, Postfach 15 02 10, 60062 Frankfurt am Main zu beziehen.


Vibrant

Humor, Plastik, Blow up, Grafisches und Künstliches. Psychodelisches, Supersmile, sportiv und schnell. Inspirationen kommen von Ettore Sottsass, Patricia Urquiola, Ron Arad, Kartell. Sie werden ebenso entnommen aus Stilen wie Memphis oder den Sixties, durchsetzt mit Hightech und sportiven Streifen, Voluminösem und XXL-Formaten. Dynamische Oberflächen, bunte Neonbeleuchtung und Crazy Glitter gehören dazu. Stoffe leben von Dessins: Typografisches, Wellenlinien, digitale Drucke und Prints, Comics, übergroße Motive und Dessins, Flockdrucke, Hologramme, Grafiken, Ethno Mix, Farbflecke. Experimental wirken mehrfach bearbeitete Stoffe, Überdrucktes, Besticktes, Gefärbtes, Thermoplastisches, Umwickeltes, Lasercuts. Als Plastik Look kommen transparente Qualitäten ins Spiel, Folien, Vinyl, Latex, Silikon, Lack und Hochglanz, Liquidoptiken, Reflektierendes, Leuchtendes, Fluoreszierendes, LED-Stoffe, Neoneffekte.

Farbenfroh mischen Regenbogeneffekte mit, farbige Pailletten, Memphis-inspirierte Muster. Den sportiven Look tragen Fallschirmnylon, Aufgeblasenes und Wattiertes, Sweatshirt-Qualitäten bei. Die monochrome Farbigkeit von Vibrant spiegelt sich in einem vibrierenden Neon-Spektrum, das um die Neutralen ergänzt und mit Schwarz/Weiß kombiniert wird.

Visionary

Its time to be visionary - das heißt ultramodern und architektonisch, reduziert und pur, metallisch oder glänzend, sinnlich. Materialien werden ungewöhnlich eingesetzt, mit Oberflächen wird spielerisch umgegangen. Inspirationen bieten Architekten und Designer wie Zaha Hadid, Konstantin Grcic, Jil Sander, aber in erster Linie die Zeche Zollverein Essen mit ihrer minimalistischen Ästhetik und Reduziertheit. Stoffoptiken sind eisig frostig wie Zellophan, Irisées, Pailletten, Transparenzen. Beschichtungen und bestimmte Garne tragen bei zum gewünschten metallischen Effekt. Technischen Griff bringen Chintz und technische Seiden, wogegen glänzende Beschichtungen, Chromolux und Changeants leuchtende Optiken erzeugen. Bondings und Foambacks zeigen kompakte Sanftheit, die sich durchaus ergänzt zur Nüchternheit mit ultrafeinen Popelinen, Taften und feiner Baumwolle. Perforierte Oberflächen wie Netzstrukturen, Tüll, Outcuts oder architektur- und materialinspirierte Muster mit Mineraleffekten oder Marmoroptik sprechen für sich selbst. Unter ultramodern verstehen sich elastische Garne, technische Jerseys, Vinyl, gummierte Qualitäten, Latex, Silikon und Polyurethan-Basismaterialien. Ultramodern ist auch der Umgang mit Farben: kühle Pastelle und Unis in Chrom und Weiß in Kombination mit leuchtenden Akzenten wie Gelb und Violett.

Magical

Darunter versteht sich Luxuriöses, Elegantes, Metropolis-Style, futuristischer Glamour, funkelnd und glänzend, Dekoratives, Feminines, Mysteriöses, eine neue Ästhetik. Inspirationen dazu liefern das Atomium in Brüssel, Balenciaga, Fritz Lang, Philippe Starck. Man erwartet modernen Luxus, Art Déco, futuristische Visionen, modern reduzierte Dekorationsstile, Neoklassizismus im Metallic-Look und Modern Fairytales in dramatischen und modernen Looks. Stoffe und Materialien präsentieren sich in strahlenden Looks wie lackierte Oberflächen, Satin, Vinyl, in schillernder Optik wie Tafte, Facetten, irisierende und metallische Oberflächen. Futuristischen Glam bringen Gitter, Brokat, Pailletten, Kristalle, so wie Samt, Kaschmir, Federn luxuriöse Wärme beitragen. Als wehrhaft inspirierte Muster werden Arabesken, geometrischer Brokat, Moiré bezeichnet An Schöpferischem präsentiert sich Gestepptes, Geflochtenes, Plissées, Origami, Geprägtes, Gefaltetes. Dunkle, mysteriöse Farben wie Petrolgrün und Dunkelgrau kommen in Verbindung mit Violett zum Einsatz und werden um helle Akzentfarben ergänzt.

Original

Als Schlagwörter für "It"s time to be original" fallen: experimentell, handgemacht, spielerisch, Ethno-futuristic, Fun recycling, natürlich/technisch, innovative Nachahmung, edel, intellektuell. Inspirationen sieht das Trendtable-Team bei Fujimori, Porro, Prada. Das bedeutet Handgemachtes und Kultiviertes, ungewöhnlichen Materialmix, Raues und Wildes neben Rarem und Überraschendem. Details aus Sport- und Trekkingbekleidung werden auf Möbel übertragen, experimentelle Filze treffen auf sportliches Styling. Gefilzte Optiken, Layerings oder bearbeitetes Leder fallen unter den Begriff Experimentelles; Chiné-Aspekte, Ikat und Batik unter veredeltes Ethno. Übergroßes wie XXL Strick und XXL Gewebe, Organisches wie Hanf, Bambus, Ananas, Banane, Nessel und Soja, oder Haariges wie Webpelz, Schaf und Mohair und ebenso Haut wie behandeltes Leder, Wildleder, Elefantenhaut betonen Originalität. Bewegte Muster wie verschwommene Drucke, Pixelmotive, abstrakte Jacquards, Eloxiertes und Oxidiertes neben Warmem und Kompakten wie Wollqualitäten, Filz, Tweed, Geknittertes, Aufgerautes, Gekochtes, Gestricktes sind wichtige Materialien in diesem Trendthema. Unübersehbar wichtig ist Strukturiertes wie Rinden und Holz, Boucléoptiken, Hammerschlageffekte, Smoke- und crash-Effekte, Prägemuster, Plissées. Von der Natur inspirierte Farben wie Messing oder Khaki erweitern sich um Rosa und werden mit frischen Akzenten kombiniert.
aus Haustex 11/07 (Wirtschaft)