Wego/Vti: Gespräch mit Ronald Hoozemans und Salvatore Smiraglia

Mega-Standort im Ruhrgebiet nimmt Formen an

Wego/Vti stellt die Weichen für die Zukunft. Mit bundesweit mehr als 50 Niederlassungen gibt der Hanauer Systembaustoff-Fachhandel für Bodensysteme, Trockenbau, Bauelemente, Dach, Fassade und Technische Isolierung seinen Verarbeitern Sicherheit in puncto Materialnachschub. Im Interview kündigen Ronald Hoozemans, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Salvatore Smiraglia, Verkaufsleiter Standort Hanau, neue Niederlassungen an.

FussbodenTechnik: Was gibt es Neues bei Wego/Vti?

Ronald Hoozemans: Die deutschen Niederlassungen von Wego/Vti sind eine Kooperation mit den Niederlanden und Belgien eingegangen. Auf diese Weise werden die Strukturen zu unserer Muttergesellschaft SIG in England gestrafft und Synergien erzielt. Mit einer Fokussierung in der Geschäftsführung haben wir unsere organisatorische Struktur zudem in Einklang mit den erfolgreichen Modellen der europäischen SIG Schwestergesellschaften gebracht. Ab 1. Juli 2021 werde ich die Geschäfte von Wego/Vti allein leiten.

FT: Was wird sich im Wego/Vti-Marketing und im -Vertrieb verändern?

Hoozemans: Wir haben unseren Markenkern neu erarbeitet und wollen diesen in den nächsten Monaten weiter mit Leben füllen. Wir werden noch stärker für unsere Verarbeiter und Lieferanten da sein. Parallel dazu stärken wir unsere Vertriebsorganisation. Wir haben neue Mitarbeiter eingestellt und uns personell deutlich verbessert. Ziel ist es, unsere Dienstleistung insgesamt zu optimieren. Corona hat uns ein Stück weit gebremst, wird den mit der Wego/Vti-Kraft laufenden Prozess aber nicht aufhalten.

FT: Wie ist Wego/Vti bislang durch die Pandemie gekommen?

Hoozemans: Es ist uns trotz der Pandemie gelungen, uns in puncto Finanzen und Strategie neu aufzustellen. Dies verdanken wir insbesondere unseren engagierten Mitarbeitern, die alle an einem Strang gezogen und so der Krise getrotzt haben.

FT: Wie hat sich das Geschäft 2020 entwickelt?

Hoozemans: Das Jahr 2020 war für Wego/Vti erst am Ende wieder so, wie wir es uns vorstellen. Wir sind nicht gut gestartet im vergangenen Jahr, hatten aber ein akzeptables erstes Quartal. Ab April hat Covid uns voll erwischt. Wir mussten uns vertrieblich neu orientieren. In der zweiten Jahreshälfte ist es uns gelungen, mit einer klugen Herangehensweise im Projektgeschäft erfolgreich voran zu marschieren. Das letzte Quartal 2020 lag bereits über Vorjahr - und das, obwohl es immer noch von Covid geprägt war.

FT: Vieles ist in der Pandemie digital geworden. Gab es diese Entwicklung auch bei Wego/Vti?

Hoozemans: Ja, definitiv. Wir bringen unsere Lagerprozesse durch Scannersysteme voran und sind jetzt in der Vorbereitung, weitere Schritte mit SAP zu gehen. Das geht in diesem Jahr bereits los. Finanzen und Logistik werden zuerst umgestellt. Für das Jahr 2022 steht die Umstellung des Vertriebs an. Wir wollen als Unternehmen auch state-of-the-art in unseren Arbeitsprozessen sein.

FT: Haben Sie in den Niederlassungen auf digitale Möglichkeiten ausweichen können?

Salvatore Smiraglia: Ja, obwohl ich der digitalen Kommunikation am Anfang skeptisch gegenüberstand, hat sie sich schnell bewährt. Wir haben Workshops in kleinen Gruppen durchgeführt und sind froh, dass wir diese technischen Möglichkeiten überhaupt haben - auch wenn sie den persönlichen Kontakt nicht vollständig ersetzen können. In unseren Niederlassungen ist ein Großteil der Mitarbeiter im Homeoffice. Dieser Prozess war und ist eine Herausforderung. Wir leisten mit weniger Personal das Gleiche vor Ort, manchmal sogar mehr als vorher. Dennoch fehlt uns der persönliche Kontakt zu unseren Kunden, und wir freuen uns schon wieder sehr auf reale Veranstaltungen.

FT: Wie viele Standorte hat Wego/Vti aktuell?

Hoozemans: Es gibt aktuell mehr als 50 Standorte. Unser Ziel ist es, Standorte zu akquirieren, neue Standorte aufzubauen und bestehende Standorte zu verstärken. Wir werden beispielsweise den Standort Suhl schließen und gleich wieder eröffnen. Er wird größer, schöner und kundengerechter werden. Außerdem werden wir im nächsten Jahr im Ruhrgebiet einen neuen Mega-Standort eröffnen. Ich kann verraten: Wir haben dort Großes vor. Es wird ein großer gemischter Standort inklusive des Geschäftsfelds Boden sein. Wir freuen uns sehr darauf.

FT: Von diesen mehr als 50 Standorten sind wie viele Boden-Spezialisten?

Smiraglia: Aktuell gibt es 17 Niederlassungen mit Boden-Spezialisten. Unser Wachstum im Segment Boden hat im ersten Quartal 2021 mehr als 14 % betragen. Darauf werden wir weiter aufbauen.

FT: Welchen Stellenwert hat die Bodensparte bei Wego/Vti?

Smiraglia: Die Bodensparte ist unser zweitgrößtes Segment und macht etwa 20 % unserer Umsätze aus. Ich bin als ehemaliger Produktmanager für den Boden stolz darauf. Das Gewerk hat sich zu einer starken Säule des Unternehmens entwickelt. In den vergangenen Jahren fand ein stetiger Aufbau statt. Da, wo wir auf Spezialisten zurückgreifen können, ist unser Bodengeschäft nicht nur stabil geblieben, sondern auch gewachsen; es ist also ein von Spezialisten getriebenes Geschäft.

FT: Wo sehen Sie Chancen für weiteres Wachstum?

Hoozemans: Die Zahlen sind relativ eindeutig: Der Wirtschaftsbau wird leicht zurückgehen, aber er ist in Deutschland immer noch auf einem hohen Niveau. Unsere Strategie wird es sein, weitere Marktanteile zu gewinnen. Der private Wohnungsbau ist das Geschäftsfeld, in dem wir großes Potenzial sehen. Im Kern gehen wir davon aus, dass Einzelhandelsflächen neu bewirtschaftet werden, weil es zur Umwidmung kommen wird. Wohnungsbau, Renovierung und Sanierung - das sind die großen Themen.

Smiraglia: Man kann sagen, dass der Wohnungsbau bei uns früher eine geringere Bedeutung hatte. Diese Schlagrichtung rückt jetzt verstärkt in den Fokus. Dem klassischen Projektbau hat man in der Vergangenheit unterstellt, es gehe um riesige Flächen. Tatsächlich waren es häufiger auch kleinere Losgrößen, sodass sich für uns wenig verändert. In Deutschland gibt es immer noch eine Wohnungsnot. Gerade, wenn man in Ballungszentren schaut, müssen wir in einer Metropole wie Frankfurt auch sehen, wie sich Covid auf die Büro-Arbeitsplätze auswirkt. Große Unternehmen überlegen, Mietkosten zu sparen und Büro-Arbeitsplätze zugunsten von Homeoffice zu reduzieren.

FT: Die Überschrift aus dem Wego-Interview in FussbodenTechnik 06/2018 stimmt demnach immer noch: "Wir wollen und werden in den Ballungszentren wachsen."

Hoozemans: Gar keine Frage. Die Ballungszentren sind wichtig, aber natürlich haben wir auch Standorte in der Peripherie und in kleineren Städten: Ein gutes Beispiel ist Paderborn, wo unser Geschäft floriert. Auch Münster ist ein absoluter Vorzeige-Standort für uns, das darf man nicht vergessen.

FT: In den Niederlassungen profitieren die Verarbeiter von geschulten Mitarbeitern. Wie wichtig ist die Beratung?

Hoozemans: Wir sind am Ende des Tages ein Unternehmen, das von der Beratungskompetenz lebt. Darauf müssen wir einzahlen, das heißt Schulung und Erfahrung der Mitarbeiter sind enorm wichtig. Wir wollen auch für unsere Kunden der Ort sein, wo sie Informationen erhalten können. Gleichzeitig müssen wir als Unternehmen bei allen Berührungspunkten, die wir mit den Kunden haben, optimal aufgestellt sein. Das gilt für unsere Website genauso wie für unsere Theken in den Niederlassungen. Wir beschäftigen eigene Fahrer, das ist ein wichtiger Faktor, der oft unterschätzt wird. Es ist ein echter Produktvorteil, dass unsere Fahrer wissen, worauf es ankommt. Sie wissen, wie sie sich auf der Baustelle verhalten müssen, sie finden ihren Ansprechpartner und sprechen die Sprache. Das macht uns als Unternehmen stark.

FT: Momentan gibt es ungewohnte Herausforderungen. Wie trifft Sie die aktuelle Warenverknappung?

Hoozemans: Das trifft uns so wie alle anderen auch, aber es trifft uns vielleicht nicht ganz so unvorbereitet. Wir haben bereits zum Ende des vergangenen Jahres Lagerbestände aufgebaut. Aktuell haben wir unsere Warenbestände um mehr als 10% erhöht. Wir tun alles, um eine Lagerverfügbarkeit zu gewährleisten und versuchen dabei erstmal, unsere Bestandskunden zu bedienen. Man muss aber zugeben: Gegen bestimmte Verknappungen können wir nichts tun.

FT: An welcher Stelle merken Sie die Verknappung bei Bodenprodukten?

Smiraglia: Wir merken es auf jeden Fall bei Dämmstoffen, egal ob es jetzt XPS, EPS oder PUR-Produkte sind. Mittlerweile auch für Glas- und Steinwolle. Das gesamte Dämmstoffsegment hat im Moment Lieferzeiten von teilweise bis zu zwei Monaten.

FT: Sie stellen auf der Messe EPF traditionell den Wego Thermoblower im Außenbereich vor. Wie erfolgreich sind Sie mit dem Fahrzeug?

Smiraglia: Ich kann verraten, dass wir nicht auf dem derzeitigen Status quo bleiben wollen. Wir sind gerade dabei, die Präsenz des Misch- und Pumpfahrzeugs weiter auszubauen. Dabei wollen wir an den bestehenden Standorten den Einsatz verstärken und an neuen Standorten prüfen, ob wir dort auch Thermoblower implementieren können.

FT: Warum sollte ein Estrichleger bei Wego/Vti kaufen?

Smiraglia: Wir können Estrichleger mit allen Spezialitäten bedienen. Wir kennen seine ganz speziellen Produkte, und das schätzt die Zielgruppe an uns. Wir führen ein großes Sortiment, auch wenn es etwas ganz Banales ist, wie Zwischengrößen bei Dämmstoffdicken. Wir kennen die Herausforderungen des Estrichlegers. Genauso wichtig ist unsere Fachkompetenz. Wir haben fachlich gute Mitarbeiter, die eine enge Beziehung mit den Estrichlegern pflegen, teilweise sind Freundschaften entstanden - das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Hoozemans: Neben all dem Fachwissen haben wir auch eine sehr leistungsfähige Logistik sowie die Bereitschaft, die Lagerlogistik entsprechend hochzuhalten. Leistungsfähige Logistik, ein starkes Sortiment und eine hohe Expertise im Team - das sind die ausschlaggebenden Argumente.

FT: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihnen?

Hoozemans: Wir sind jetzt in einer ausführlichen Testphase mit E-Staplern. Wir sprechen außerdem mit vielen großen Herstellern über Recyclingprojekte. Wir wollen als Unternehmen grüner werden. Unser ökologischer Fußabdruck ist uns wichtig, deswegen auch verstärktes Umrüsten unserer Flotte hin zu moderneren Autos, die einen ganz geringen Schadstoffausstoß haben. Wir schauen uns auch die Wegstreckenoptimierung an. In der SIG-Gruppe gibt es sogar schon erste Wasserstoff betriebene Lkws - das werden wir testen.

FT: Wo möchte Wego/Vti in den nächsten drei bis fünf Jahren stehen?

Hoozemans: Wir wollen in drei Jahren signifikant gewachsen sein. Am Ende des Tages ist Großhandel ein Geschäft, das weiter wachsen muss, und dazu gehören natürlich auch Investitionen. Für den Bodenbereich wollen wir noch mehr Standorte anbieten, die unseren Kunden zur Verfügung stehen. Für unsere Mitarbeiter wollen wir ein Arbeitgeber sein, der sichere Arbeitsplätze bietet. Sicher am Arbeitsplatz aber auch sicher mit Blick in die Zukunft.

Ronald Hoozemans - zur Person | Vorsitzender der Geschäftsführung
Nachdem er zuvor bereits die SIG Benelux als Managing Director verantwortet hatte, leitet Ronald Hoozemans seit dem 1. Juni 2020 die Ländergesellschaften aus Deutschland und Benelux. Der gebürtige Niederländer ist ein Kenner des internationalen B2B-Großhandels- und Distributionsgeschäfts. Vor seiner Zeit bei der SIG war er in leitender Position in der Pharmaindustrie für Medizinprodukte tätig.


Salvatore Smiraglia - zur Person | Verkaufsleiter Standort Hanau
SalvatoreSmiragliaverfügt über langjährige Führungserfahrung in der Bodenbranche. Seine Laufbahn beiWego/Vtibegann der gelernte Maurer- und Betonbaumeister und Betriebswirt 2005 als Außendienstmitarbeiter für Bodensysteme. Es folgten Positionen im Produktmarketing und als Leiter des Standorts Frankfurt/Main. Seit 2016 ist SalvatoreSmiraglia VerkaufsleiterdesStandortsHanau,wo er unter anderem die flächendeckende Einführung desWegoThermoblowersbegleitet.



Wego/Vtiim Überblick
WegoSystembaustoffe GmbH- Zentrale
Maybachstraße14
63456 Hanau-Steinheim
Tel.: 0 61 81 / 67 11 -0
Fax: 0 61 81 / 67 11-18
E-Mail:info@wego-vti.de
Web:www.wego-vti.de

Geschäftsführung
(ab. 1.7.):
- RonaldHoozemans(Vorsitzender)
- Stephen Francis(CEOSIGplc)
Marketingleitung: AndreaBeismann
Verkaufsleiter Standort Hanau: SalvatoreSmiraglia
Muttergesellschaft:
SIG plc
AnzahlWego/Vti
Standorte: über 50
Produkt-Segmente:
- Trockenbau/Ausbau
- Bauelemente
- Bodensysteme
- Technische Isolierung
- Brandschutz
- Putz
- Dach
- Werkzeuge
Mega-Standort im Ruhrgebiet nimmt Formen an
Foto/Grafik: Wego / Vti
Mega-Standort im Ruhrgebiet nimmt Formen an
aus FussbodenTechnik 04/21 (Wirtschaft)