EPD: Fakten für nachhaltiges Bauen

Wer nachhaltige Gebäude plant, will wissen, welche Umweltbilanz die eingesetzten Bauprodukte haben. Gesicherte Informationen dazu bieten Umwelt-Produktdeklarationen (EPD).

Für nachhaltige Bauprojekte braucht es fundierte Grundlagen zur Bewertung der eingesetzten Materialien. Wenn das Gebäude nach den gängigen Systemen wie BNB, BREEAM, DGNB oder LEED zertifiziert werden soll, müssen die Daten außerdem in standardisierter Form vorliegen. Solche Informationen zur Ökobilanz von Bauprodukten liefern Umwelt-Produktdeklarationen (EPD, Environmental Product Declaration).

Sie fokussieren auf einen der drei Teilbereiche der Nachhaltigkeit: die Ökologie. Ökonomie und Soziales spielen hier keine Rolle. Allerdings werden die Aussagen über die Ökobilanz in der EPD mit Informationen zu funktionalen und technischen Eigenschaften ergänzt. So erkennen Planer, Architekten, Investoren oder Verarbeiter, ob sie ein Produkt hinsichtlich seiner Funktionalität einsetzen können und ob es zu den ökologischen Vorgaben ihres nachhaltigen Bauvorhabens passt.

Der Ansatz der EPD ist umfassend und betrachtet den gesamten Lebenszyklus eines Produktes: Produktion, Errichtung des Gebäudes, Nutzung des Gebäudes, Entsorgung nach der Nutzung. Für jeden dieser Abschnitte werden die Mengen umweltschädlicher Emissionen (Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht, Smogbildung), die Mengen eingesetzter Ressourcen (erneuerbare und nicht-erneuerbare Energie, Sekundärstoffe, Süßwasser) und die Mengen an Abfall (Deponie, Wiederverwertung, Energiegewinnung) quantifiziert. Die sich anschließende Interpretation ordnet die zuvor genannten Werte ein.
Egal um welches Produkt es sich handelt: Alle EPD sind gemäß EN 15804 (Nachhaltigkeit von Bauwerken - Umweltproduktdeklarationen - Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte) einheitlich aufgebaut (siehe "So liest man eine EPD" auf Seite 30). Dadurch werden unterschiedliche Baumaterialien hinsichtlich ihrer Ökobilanz vergleichbar und die EPD zum wichtigen Bestandteil in der Planung nachhaltiger Gebäude.

Der Weg zu einer Umwelt-Produktdeklaration führt in Deutschland über das Institut Bauen und Umwelt (IBU), einem Zusammenschluss von mehr als 200 Firmen und Verbänden aus der Bauindustrie. Als sogenannter Programmhalter gibt das IBU die allgemeinen Anforderungen für die EPD-Erstellung und die einheitlichen Rechenregeln für die Ökobilanz als Produktkategorie-Regeln (PCR) vor. Die Grundlage dazu bilden die Umweltmanagement-Normen ISO 14040 (Ökobilanz - Grundsätze und Rahmenbedingungen) und ISO14044 (Ökobilanz - Anforderungen und Anleitungen).

Darüber hinaus sind für einzelne Produkte beziehungsweise Produktgruppen ergänzend spezifische PCR erforderlich. Diese umfassen die zu deklarierenden bautechnischen Angaben sowie die zu erbringenden umwelt- und gesundheitsbezogenen Nachweise. Für deren Erstellung arbeiten das IBU und der jeweilige Initiator einer Deklaration zusammen. Das kann eine einzelne Firma sein oder auch ein Verband für seine Mitglieder.

Sind die Rahmenbedingungen festgelegt, können Hersteller eine EPD für ihr eigenes Produkt beantragen. Dazu reichen sie auf Basis der allgemeinen und spezifischen PCR die entsprechenden Nachweise beim IBU ein. Die Angaben werden auf Vollständigkeit, Plausibilität und Konsistenz geprüft und die EPD anschließend veröffentlicht. Umwelt-Produktdeklarationen sind fünf Jahre lang gültig.

Für Industrie und Handel sind EPD inzwischen ein anerkanntes Mittel, die Umwelteigenschaften ihrer Produkte nachzuweisen. Dass die Aussagen von neutraler Stelle bestätigt werden, verleiht ihnen zusätzliche Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig eröffnet eine Umwelt-Produktdeklaration den Zugang zu den Zertifizierungssystemen für nachhaltiges Bauen nicht nur in Deutschland: Das IBU arbeitet international über die Dachorganisation Eco Platform mit anderen nationalen Programmhaltern zusammen. Das gemeinsame Ziel ist eine weitreichende Vereinheitlichung von Prozessen und Standards auf Basis von Normen und eine damit verbundene gegenseitige Anerkennung von EPDs. Das spart auch Kosten für Mehrfachprüfungen. | Thomas Pfnorr

Ein Umweltzeichen für Profis
Umwelt-Produktdeklarationen richten sich an Architekten, Planer, Investoren, Bauunternehmen oder Facility Manager. Als Umweltzeichen des Typs III (nach ISO 14025) werden sie von einer neutralen Institution erstellt, dokumentieren bestimmte Eigenschaften, aber werten diese nicht. Darin unterscheiden sie sich von Umweltzeichen des Typs I wie etwa dem Blauen Engel. Der macht eine Aussage darüber, dass ein Produkte in einem einzelnen Kriterium besser/umweltverträglicher ist als andere vergleichbare Produkte - und ist primär für die Information von Verbrauchern gedacht.


Mehr Infos im Internet
- Institut Bauen und Umwelt mit Download aller veröffentlichten EPDs: ibu-epd.com

- EPD-Onlinetool vom Institut Bauen und Umwelt (nur für Mitglieder): epd-online.com

- Dachverband Eco Platform (in englischer Sprache): eco-platform.org
EPD: Fakten für nachhaltiges Bauen
Foto/Grafik: Scott Graham / Unsplash
EPD- Fakten für nachhaltiges Bauen
aus BTH Heimtex 06/21 (Nachhaltigkeit)