Erfolgsfaktor Mitarbeiter

Neue Konzepte, neue Herausforderungen

Hamburg. Ohne sie läuft nichts im stationären Handel: Das Verkaufspersonal wird immer mehr zum Differenzierungsmerkmal und Erfolgsfaktor. Handelsexperten sind sich einig: Wer hier punktet und in die Qualifikation seiner Mitarbeiter investiert, auf den wartet auch nach der Pandemie eine Zukunft auf der stationären Fläche.

Die Corona-Krise hat dem bereits zuvor boomenden Online-Handel in Deutschland weiteren Aufschwung verliehen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Nordlight Research, bei der über 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahre zu ihrem Online-Shoppingverhalten befragt wurden. Demnach hat jeder fünfte Verbraucher (21%) vor, in Zukunft häufiger online als stationär zu kaufen. Günstige Preise und ein großes Sortiment kann der Online-Handel zwar bieten. Eine persönliche Beratung hingegen wünschen die Kunden sich noch immer am liebsten analog.

Und so gibt es auch gute Nachrichten für den stationären Handel: 18 Prozent wollen künftig wieder mehr in klassischen Geschäften einkaufen - bemerkenswerterweise nicht zuletzt die jüngeren Verbraucher. Handelsexperten wie Marilyn Repp, Leiterin des Projekts Mittelstand 4.0 des Kompetenzzentrums Handel (siehe Interview S. 50), sehen darin eine klare Botschaft. "Der stationäre Handel muss jetzt aktiv werden und in neue Konzepte investieren", meint sie. Wichtig sei vor allem eine emotionale Inszenierung der Produkte und des Einkaufs als Erlebnis. "Für das Verkaufspersonal ist das eine echte Herausforderung", weiß Repp.

Und nicht die einzige: Hinzu kommen Faktoren wie ein verändertes Konsumentenverhalten und technologische Neuerungen durch die fortschreitende Digitalisierung. Regelmäßige Qualifizierungsmaßnahmen scheinen daher unerlässlich, um sich im Kampf um den Kunden auch auf der stationären Fläche behaupten zu können. Dabei geht es einerseits darum, den Mitarbeitern den Umgang mit konkreten digitalen Tools zu vermitteln. "Vor allem ist es aber wichtig, ein Bewusstsein für die anstehenden Veränderungen zu schaffen", so Marilyn Repp.

Angebote für die eigene, aber auch die Weiterbildung der Mitarbeiter bieten beispielsweise die Verbände. "Schon vor der Pandemie war klar, dass der stationäre Fachhandel sich mit neuen Formen des Verkaufens beschäftigen muss, um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein", erklärt Erik Ewald Schillig, Leiter der Akademie der Garant Gruppe. Der Verband hat sein Portfolio im vergangenen Jahr sogar noch einmal deutlich erweitert, um den nachhaltigen Veränderungen im Handel gerecht zu werden. (Siehe S. 52)

Dass dem Fachhandel die Bedeutung kompetenter Mitarbeiter bewusst ist, bekommen auch die Ausbilder der Branche zu spüren. Beispielsweise erhält Sabine Gantzkow, Leiterin der Fachschule des Möbelhandels (Möfa), mehr Anfragen aus dem Fachhandel als die Schule Absolventen bieten kann. Auch der Handelsverband Deutschland sieht den Handel nicht in einer Lehrstellen-Krise. "Der Einzelhandel ist auch und gerade in diesen herausfordernden Zeiten eine verlässliche und sichere Ausbildungsbranche", erklärt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. So verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit im Januar 2021 für die Ausbildung zum Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel mit knapp 26.000 angebotenen Stellen ein Plus von 2,7 Prozent. Der Nachwuchs steht also schon in den Startlöchern, um den Kunden in Zukunft ein modernes Shoppingerlebnis zu bieten.
aus Haustex 04/21 (Handel)