CV-Beläge: Renaissance eines Klassikers

Im LVT-Hype der vergangenen Jahre sind Cushioned-Vinyl-Beläge etwas untergegangen. Doch mit ihren seit Jahren bewährten Eigenschaften sind sie gerade im Corona-Jahr 2020 gefragter denn je gewesen.

Innerhalb der Gruppe der elastischen Bodenbeläge sind Cushioned-Vinyl-Böden (CV) aktuell mit geschätzt 22 bis 25 Mio. jährlich verkaufter Quadratmeter die zweitwichtigste Belagsart auf dem D/A/CH-Markt - nur LVT sind beliebter. Diese Bedeutung des geschäumten PVC-Bodens ist im "LVT-Rausch" der vergangenen Jahre etwas aus dem Blick von Herstellern, Händlern und Handwerkern geraten.

CV ist der "Wohlfühlboden"

Zu Unrecht, denn CV-Beläge überzeugen mit vielen positiven Eigenschaften: Sie sind einfach zu installieren, leicht zu reinigen, fußwarm und gehelastisch. Es ist also naheliegend, dass die Industrie von "Wohlfühlboden" spricht, wenn sie CV bewirbt. Die Böden können aufgrund ihrer Warenbreite von bis zu 5 m häufig ohne Nähte und Fugen raumgreifend verlegt werden und zeigen heute sehr authentische Designs. CV-Beläge haben außerdem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu Wettbewerbsprodukten. Das gilt vor allem im Vergleich zu LVT, da die Herstellung der geschäumten Beläge (siehe schematische Darstellung nächste Seite) weniger aufwändig ist als die der Designbeläge.

Um die Verlegung weiter zu vereinfachen, bieten die Hersteller immer mehr Qualitäten mit Textilrücken anstatt Kompakt- oder Schaumrücken aus PVC an. Diese Unterschicht, die meist aus Vlies besteht, ermöglicht eine Installation auch auf Altuntergründen ohne aufwändige Untergrundvorbereitungen, versprechen die Hersteller.

Aufwertung durch Digitaldruck

Eine optische Aufwertung erhält die Belagsart durch den Digitaldruck, den immer mehr Hersteller wie beispielsweise Beauflor oder Tarkett nutzen. Auf den bis zu 5 m breiten Bahnen können im Vergleich zu LVT durchgängige Designs realisiert werden, ohne Rücksicht auf störende Fugen nehmen zu müssen. Zusätzlich betonen moderne Prägetechniken die Holz-, Stein-, Keramik- und Terrazzodekore, die aktuell etwas ruhiger, dezenter und harmonischer sind und weniger Äste, feinere Maserungen sowie wärmere Farben als in der Vergangenheit zeigen.

Blickt man auf das Corona-Jahr 2020 zurück, kann man festhalten, dass die bewährten Eigenschaften von Cushioned Vinyls zu einer regelrechten Renaissance des Klassikers geführt haben: Im Renovierungsboom seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 griffen viele Endkonsumenten zu CV, um die Böden in ihren Küchen, Fluren, Badezimmern sowie Keller- und Wohnräumen zu erneuern.

CV-Boom
im Lockdown

Hersteller bilanzieren für Varianten im Preiseinstieg sowie im mittleren Segment Absatzzuwächse von bis zu 20 %. Die Umsätze seien weniger stark gewachsen, weil vor allem in Discountern und Baumärkten preiswerter CV gekauft wurde, berichtet beispielsweise Hans-Jürgen Ihrig, Vertriebsleiter D/A/CH bei Hersteller Beauflor.

Im Großhandel ist das Geschäft mit dem Allrounder CV weiterhin gut und stabil, sagt Heiko Kaletta, verantwortlicher Produktmanager Boden- und Wandbeläge bei der Mega. Wernfried Fesenberg, Geschäftsführer der Schlau Heimtex Einkaufsgesellschaft, vermeldet für das Corona-Jahr sogar ein starkes Umsatzwachstum bei CV-Belägen.

Gewachsen sei die Bedeutung des PVC-Belags im Segment Wohnungsbau, betont Kaletta. Die Versuche der Branche, LVT-Klick dort gegen CV in Stellung zu bringen, hätten allerdings nicht gefruchtet. Dryback-Designbeläge mit 0,3 mm-Nutzschicht hätten Cushioned Vinyls im qualitativ hochwertigeren Wohnungsbau aber sehr wohl Flächen abgenommen. Die damit verbundene Hoffnung: höhere Mietpreise erzielen.

Grundsätzlich ist ein CV-Belag in der Beanspruchungsklasse 31 für den Wohnbereich ausgelegt. Ab einer Nutzschichtstärke von 0,4 mm in der Klasse 32 und mit einem kompakteren Rücken plus PU-Vergütung eignen sich die Böden auch für das Semi-Objekt. Immer interessanter werden hier Flächen beispielsweise in Arztpraxen und Shops. Noch stärkere Ausführungen mit 0,6 mm-Nutzschicht und Klasse 33 finden sich in Seniorenwohnheimen, in denen auf Gehkomfort und Schutz bei Stürzen Wert gelegt wird. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie versieht manch ein Hersteller seine Beläge für den Einsatz in solchen Einrichtungen mit einer speziellen, antibakteriell wirksamen PU-Vergütung.

Preiserhöhungen
durch Rohstoffengpässe

Getrübt wird die "CV-Welt" momentan durch die Verteuerung der Ausgangsstoffe PVC-Granulat und Weichmacher. Der Grund: Die starke Nachfrage aus China, dessen Wirtschaft nach dem Überwinden der Pandemie wieder auf Hochtouren läuft. Manche Hersteller haben deswegen bereits die Preise in Deutschland und Europa zwischen 3und 8 % erhöht. Mit ähnlichen Problemen haben allerdings momentan auch andere Belagsarten zu kämpfen.
| Jochen Lange


Wichtige Hersteller von Cushioned Vinyl-Belägen

- IVC, Belgien
- Tarkett, Frankreich
- Beauflor (Beaulieu International Group), Belgien
- Gerflor, Frankreich
- Forbo Flooring, Schweiz



Eigenschaften von CV-Belägen

Vorteile
-hoher Gehkomfort durch elastischen Produktaufbau
-leichte und hygienische Reinigung und Pflege durch dichte, geschlossene Oberfläche
-langlebig und strapazierfähig durch
Ausgangsmaterial PVC
-fugenlose Oberfläche durch bis zu 5 m Produktbreite
-authentisch gedruckte und geprägte großflächige Dekorbilder
-leichte und schnelle Verlegung
-vermindert Geh- und Trittschall - leiser als LVT
-vergleichsweise gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Nachteile
-schlechtes Resteindruckverhalten bei Punktlasten wie beispielsweise durch Möbel
-in der Regel für die Beanspruchung im Wohnbereich ausgelegt
-erst ab 0,4 mm-Nutzschicht und Nutzungsklasse 32 für das Semi-Objekt geeignet
CV-Beläge: Renaissance eines Klassikers
Foto/Grafik: Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge e.V.(FEB)
Herstellungsverfahren/schematische Darstellung
1. Anmischen der PVC-Paste
PVC-Granulat wird mit anderen Zuschlagstoffen zu Pasten vermengt, die dann in unterschiedlichen Mischern für die folgenden Streichdurchgänge zur Verfügung stehen.

2. Erster Streichvorgang
Das Trägermaterial, meist ein Glasvlies als Bahnenware in Breiten zwischen 2 und 5 m, erhält mit der fließfähigen Paste den ersten Aufstrich, den sogenannten PVC-Grundstrich. Ein Rakel sorgt für eine gleichbleibende Schichtstärke.

3. Erstes Gelieren
Das bestrichene Glasvlies wird im ersten Gelierkanal auf bis zu 150°C erhitzt. Die Paste wird fest, um die nächste PVC-Schicht aufnehmen zu können.

4. Zweiter Streichvorgang
Im zweiten Streichgang wird eine PVC-Schaumpaste, die Treibmittel enthält, aufgerakelt.

5. Zweites Gelieren
Im zweiten Gelierkanal sorgen die Treibmittel für ein kontinuierliches und gleichmäßiges Aufschäumen der PVC-Paste.

6. Bedrucken
Die treibmittelhaltigen PVC-Bahnen werden mit Holz-, Stein-, Fliesen- oder Fantasiedekoren bedruckt. Ausgewählte Druckfarben wie beispielsweise die Farbe für Fugen bei Fliesendesigns enthalten Schaumblocker, die ein Aufschäumen des Materials an diesen Stellen verhindern. In anderen Bereichen werden Farben ohne Schaumblocker oder unter Zugabe von Schaumanregern genutzt. Das Aufschäumen und die reliefartige Struktur werden so gezielt gesteuert.

7. Auftrag Nutzschicht
Im dritten Streichvorgang – wiederum per Rakel – erhält die Bahnenware ihre transparente PVC-Nutzschicht.

8. Drittes Gelieren
Der Bodenbelag geht in den dritten Gelierkanal, in dem er bei 180 bis 200°C mit der Nutzschicht weiter aufgeschäumt und durchgeliert wird. Erst durch das komplette Durchgelieren bekommt der Bodenbelag seine technischen Eigenschaften. Im Anschluss werden die Oberflächen mancher Qualitäten noch mit einem meist aus PU bestehenden Lack vergütet.
aus BTH Heimtex 04/21 (Bodenbeläge)