Neue Studie von Ikea

Die Pandemie hat die Wohnbedürfnisse verändert

Hofheim-Wallau. Dass das eigene Zuhause in Corona-Zeiten eine besonere Bedeutung hat, liegt auf der Hand. Die Möbel- und Einrichtungsbranche profitiert von den Cocooning-Effekten, auch im Bettenhandel ist das zu spüren. Ikea hat in einer Studie untersucht, wie sich die Bedürfnisse der Menschen in den vergangenen Monaten verändert haben.

Der Life at Home Report von Ikea beschäftigt sich als jährliche Studie bereits seit 2014 mit dem Leben der Menschen zu Hause. Der Schwerpunkt in diesem Jahr lag auf der Bedeutung der eigenen vier Wände in der Zeit der Corona-Pandemie. Wie nehmen die Menschen weltweit ihr eigenes Zuhause wahr? Welche Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen haben sich in diesem außergewöhnlichen Jahr mit Blick auf den neuen, ungewohnten Alltag entwickelt? Und welche längerfristigen Trends und Entwicklungen lassen sich daraus ableiten? Um Antworten zu diesen und weiteren Themenbereichen rund um die Rolle des Zuhauses zu finden, befragte Ikea im Juli und August 2020 über 38.000 Teilnehmer aus 37 Ländern - in Deutschland wurden für die Studie 1.078 Personen befragt.

Die Transformation
eines vertrauten Ortes

In einem Punkt sind sich die meisten Befragten einig: Während des Lockdowns im vergangenen Frühjahr wurde das eigene Zuhause für 78 % der Studienteilnehmer weltweit zu einem Rückzugsort, an dem sie entspannen und Kraft tanken konnten. Auch drei von vier Befragten in Deutschland bestätigen diese Einschätzung - und sogar 80 % der 55- bis 75-Jährigen.

Gewohnte Bestandteile des Alltags wie Arbeit, Schule, Sport oder Restaurantbesuche wurden praktisch über Nacht zu etwas, das in den eigenen vier Wänden stattfinden musste. Die neuen Anforderungen an das eigene Zuhause lösten somit eine Transformation des für viele am meisten vertrauten Ortes aus. Zwei von fünf Befragten weltweit haben daher im Verlauf der Pandemie ihr Zuhause an die neuen Bedürfnisse angepasst: Einige richteten sich zum Beispiel eine neue Sportecke ein, andere gestalteten sich wiederum auf die Schnelle einen Arbeitsplatz, um dem Job möglichst komfortabel von zu Hause aus nachgehen zu können.

Hohe Zufriedenheit der
Deutschen mit dem Zuhause

Im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt waren die Befragten in Deutschland oft schon vor der Pandemie relativ zufrieden mit ihrem Zuhause. Wahrscheinlich hatten deshalb im internationalen Vergleich weniger deutsche Befragte das Gefühl, dass die eigenen vier Wände ihre emotionalen Bedürfnisse während der Zeit des Lockdowns besser als zuvor erfüllten.

Was die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnsituation angeht, gab es bei den in Deutschland lebenden Befragten allerdings Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Bei den über 35-Jährigen gaben mehr als vier von fünf Personen an, dass ihr Zuhause bereits so gestaltet ist, wie sie leben möchten. Bei den unter 35-Jährigen waren es nur zwei Drittel.

Das Potenzial
der eigenen Wohnung

In dieser außergewöhnlichen Zeit haben viele Menschen erfahren, welches Potenzial das Zuhause freisetzen kann. Doch genauso wurde auch deutlich, an welchen Stellen die eigene Wohnung an ihre Grenzen kommt. So sind unsere Räume oft wenig flexibel und nur auf eine ganz bestimmte Funktion ausgerichtet, wie etwa das klassische Ess- oder Schlafzimmer. Wenn während eines Lockdowns plötzlich die ganze Familie zu Hause ist, kann es daher zur Herausforderung werden, für jede Aktivität aller Familienmitglieder einen geeigneten Bereich zu finden.

"Multifunktionalität ist gerade in diesen Zeiten das Stichwort", sagt Sandra Schwertfeger, Country Interior Design Managerin bei Ikea Deutschland. "2020 haben sich viele von uns intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir all das, was zu unserem normalen Alltag gehört, in die eigenen vier Wände übertragen können. Die Ereignisse in diesem Jahr haben uns zum Nachdenken über die tatsächliche Bedeutung von Platz, Gemütlichkeit oder Privatsphäre sowie flexibleren Arten des Lebens zu Hause angeregt - und das wird auch weiter so bleiben".


Die wichtigsten Wohntrends der Zukunft

Die Autoren der Ikea-Studie haben aus ihrer Primärforschung, Interviews mit Fachleuten sowie der Untersuchung von Trends, die unsere Lebensweise im kommenden Jahrzehnt bestimmen werden, drei wesentliche Veränderungen abgeleitet, die das Leben zu Hause in Zukunft weiter beeinflussen:

Eine Multifunktionale Zukunft
2020 wurde das Zuhause zu einer improvisierten Realität und viele Menschen haben sich damit beschäftigt, wie sie verschiedenste Bereiche des Lebens - von Arbeit, Schule bis Freizeit - in ihre eigenen vier Wänden integrieren können. Die aktuelle Zeit hat viele zum Nachdenken über die Bedeutung von genügend Platz und Privatsphäre angeregt - und das Zuhause wird sich entsprechend anpassen müssen. Ein Blick in die Zukunft: Die Räume der Zukunft werden daher weniger einzelne, festgelegte Funktionen haben - so wird das Esszimmer zum Arbeitsplatz, das Wohnzimmer zum Kinderspielplatz und der Balkon zum Yogastudio. Damit bekommt auch der Schlafraum als Rückzugsort eine gesteigerte Bedeutung.

Eine gesunde Zukunft
Die Pandemie hat die Gesundheit und das Wohlbefinden - sowohl zu Hause als auch an öffentlichen Orten - in den Vordergrund unseres Bewusstseins gerückt. Nicht nur Faktoren wie die Anbindung oder der Preis einer Wohnung werden künftig ausschlaggebend dafür sein, ob wir eine Wohnumgebung als gut oder angemessen empfinden. Gerade auch die Bereiche Gesundheit und Wohlbefinden werden in diesem Zusammenhang zu immer wichtigeren Prioritäten. Dies passt zu der in der Gesellschaft weiter wachsenden Erkenntnis über die Bedeutung des Schlafens. Ein Blick in die Zukunft: Unser Zuhause wird heller und grüner werden, sei es über große Fenster, eigene oder Gemeinschaftsgärten, Balkone oder Dachterrassen. Die Materialien werden leicht zu reinigen sein und Räumlichkeiten so entworfen, dass sie bessere Gesundheitsfaktoren vorweisen - zum Beispiel durch Innovationen, die die Frischluftzufuhr erhöhen.

Eine gemeinschaftliche Zukunft
Der Life at Home Report 2018 hat gezeigt, dass auch die Umgebung außerhalb der eigenen vier Wände eine wichtige Rolle in Bezug auf unsere Bedürfnisse und das Gefühl von Zuhause spielt. Die letzten Monate haben ebenfalls verdeutlicht, dass viele zur körperlichen und emotionalen Unterstützung sowie für notwendige Hilfsmittel und soziale Interaktion auf lokale Netzwerke angewiesen sind. Ein Blick in die Zukunft: Wir werden "lokaler" leben und damit weniger von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Autos abhängig sein, dafür aber mehr von lokalen Dienstleistungen, Arbeitsbereichen und Einrichtungen. Wir werden daher eher unsere direkte Umgebung und Gemeinschaft und weniger die Stadt oder Region als unser Zuhause verstehen. Das wird auch das Bewusstsein für die Bedeutung des lokalen Handels schärfen.
aus Haustex 12/20 (Handel)