Signa Holding GmbH

Galeria Karstadt Kaufhof am Scheideweg

Insolvenz beendet, Schulden reduziert, unrentable Standorte geschlossen - für Galeria Karstadt Kaufhof könnte es jetzt wieder bergauf gehen. Ob das Konzept eines Kaufhauses heute noch trägt, wird sich aber erst zeigen müssen. Viel verspricht man sich von den Premiumhäusern.

Für Deutschlands letzten großen Warenhauskonzern wird es ernst: Zwar hat Galeria Karstadt Kaufhof das Insolvenzverfahren hinter sich gebracht. Aber nun droht dem Handelsriesen - wie auch dem übrigen Einzelhandel - ein möglicher Lockdown das wichtige Weihnachtsgeschäft zu verhageln. Und auch ohne Corona dürfte für das Unternehmen der Weg in eine profitable Zukunft nicht leicht werden, scheint das Geschäftsmodell eines klassischen Warenhauses doch nicht mehr ganz zeitgemäß zu sein.

Schutzschirmverfahren
durchlaufen

So weist schon der Geschäftsbericht für 2018/19 (30. September) im Einzelhandel ein Umsatzminus von 1,8 % auf 1,8 Mrd. EUR aus. Der Rohertrag sank von 919 auf 885 Mio. EUR, die Marge von 43,99 auf 41,57 %. Dann im März 2020 der Lockdown und im April das Schutzschirmverfahren, das Ende September beendet werden konnte, nachdem Gläubiger auf Forderungen in Höhe von mehr als 2 Mrd. EUR verzichtet hatten. Für die Sanierung wurde die Schließung von etwa 60 der zuletzt rund 170 Filialen beschlossen. Durch Nachverhandlungen mit Vermietern konnte die Zahl reduziert werden; in den betroffenen Standorten fehlte es aber zwischenzeitlich an Ware, weil sie nicht mehr beliefert worden waren. Aktuell werden nach und nach gut 40 Häuser abgewickelt.

Miguel Müllenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung, verbreitete nach Beendigung der Insolvenz Zuversicht: "Wir sind wieder da. Galeria Karstadt Kaufhof ist ab Oktober schuldenfrei, hat ein zukunftsfähiges Filialportfolio und wird auch das Digitalgeschäft stark ausbauen." Letzteres hat nach Angaben der Lebensmittel Zeitung (43/2020) in der Tat einen Ausbau nötig, liegt derzeit der Anteil am Gesamtumsatz doch bei gerade einmal 4,3 %.

Teil der Signa-Gruppe

Galeria Karstadt Kaufhof ist Teil der Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko und dort dem Geschäftsbereich Retail/Department Store zugeordnet (siehe Organigramm). Diesem gehören außerdem an die Sportartikelhändler Karstadt Sports und Sport Scheck sowie Dress-for-less, ein Onlinehändler für Produkte von Designerlabels zu vergünstigten Preisen.

Von den circa 130 Standorten, die nach den geplanten Schließungen noch übrig bleiben werden, gelten elf als Flagship-Stores, die sogenannten Weltstadtfilialen (siehe Karte): Karstadt in Dresden, Hamburg (Mönckebergstraße) und Nürnberg sowie Galeria Kaufhof in Berlin (Alexanderplatz), Bonn, Düsseldorf (Königsallee), Frankfurt/Main (Hauptwache), Köln (Hohe Straße), München (Marienplatz) und Stuttgart. Wie die Lebensmittel Zeitung schreibt, sieht man bei ihnen das größte Zukunftspotenzial. Investitionen sollen vor allem in diese Häuser fließen.

Kadewe Group
vereint Premiumhäuser

Ausgegliedert aus Galeria Karstadt Kaufhof wurden die drei Premiumhäuser Alsterhaus (Hamburg), Kadewe (Berlin) und Oberpollinger (München). Sie bilden die Kadewe Group, zu der seit Anfang 2020 auch die Schweizer Warenhauskette Globus gehört. "Die drei Häuser werden als internationale ,Best in Class’ innerhalb des Luxusmarktes positioniert", heißt es bei Signa.
Dazu hat man die italienische La Rinascente Group als strategischen Partner gewonnen, ebenfalls eine Betreiberin von Premium- und Luxuskaufhäusern. Beide zusammen investieren nach eigenen Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag in Umbau und Neugestaltung der drei deutschen Standorte. Zudem ist geplant, das Carsch-Haus in Düsseldorf nach dem Vorbild des Kadewe umzubauen und ebenfalls in die Kadewe Group zu integrieren.
| thomas.pfnorr@snfachpresse.de
Galeria Karstadt Kaufhof am Scheideweg
Foto/Grafik: Carsten Raum/pixelio.de
Das Karstadt-Stammhaus
in Wismar bleibt vorerst erhalten.
Galeria Karstadt Kaufhof am Scheideweg
Foto/Grafik: BTH Heimtex; Quelle: Lebensmittel Zeitung
Die Weltstadtfilialen von Galeria Karstadt Kaufhof
Galeria Karstadt Kaufhof am Scheideweg
Foto/Grafik: Grafik: BTH Heimtex; Quelle: Signa Holding
Signa Holding
aus BTH Heimtex 12/20 (Wirtschaft)