Einrichtungstrends: Einrichten, Wohnen und Arbeiten verändern sich

Smart Home, Homeoffice, flexibles Arbeiten, mehr Gemütlichkeit in Hotels und Gaststätten, Balkon und Terrasse als zweites Wohnzimmer - die Einrichtungswelt verändert sich im privaten Umfeld wie auch in öffentlichen Bereichen. Die Kölner Möbelmesse hat drei Trends ausgemacht.

Wie verändert sich das Wohnen und Einrichten? Die Frage müssen sich die Macher der Imm Cologne immer wieder stellen. Als wichtige Auslöser aktueller Veränderungen sehen die Einrichtungsexperten der Kölner Möbelmesse das auf einmal flächendeckend praktizierte Homeoffice, den gleichzeitigen Wunsch nach mehr Gemütlichkeit und Flexibilität in der Arbeitsumgebung sowie den zunehmenden Drang nach draußen auch bei Stadtmenschen. Die Messemacher sind dabei überzeugt: Die Wohnqualität wird künftig nicht nur durch die Gestaltung der Räume, sondern auch durch die Übergänge von innen nach außen bestimmt. Architektur und Interior Design spielen mit offenen Fassaden, Loft-ähnlichen Konzepten und Möbeln, die Raumfunktionen übernehmen. Zur Durchlässigkeit modernen Wohnens gehören WLAN und Konnektivität genauso wie der wohnlich ausgestattete Balkon oder der Garten, das Homeoffice genauso wie der Raum zum Socializing. Stellvertretend dafür stehen diese drei Trends:

Das Zuhause wird zur Drehscheibe

Die Infrastruktur innerhalb - Stichwort Konnektivität - und außerhalb der Wohnung wird immer wichtiger. Das digitale Management der Energieversorgung wird durch autonome Einheiten wie Pelletheizung oder Sonnenergie ergänzt - wichtige Themen für das Smart Home. Die zunehmende Bedeutung von Logistik für die Haushaltsorganisation wird aber auch ganz analoge Rahmenbedingungen für Serviceräume und Andock-Stationen in Apartment- und Privathäusern erfordern.

Vor allem aber wird das Homeoffice zu einem festen Bestandteil vieler Wohnungseinrichtungen werden. Mit der Videotelefonie und geschäftlichen Videokonferenzen steigt auch der gestalterische Anspruch an die häusliche Umgebung. Wer will bei der Telefonkonferenz mit den Kollegen schon dauerhaft Schlafzimmer oder spielende Kinder im Hintergrund zeigen?

Das Homeoffice wird nicht nur ergonomische, sondern auch kommunikative und repräsentative Rahmenbedingungen erfüllen müssen. Farbenhersteller bieten bereits spezielle Farbkonzepte fürs Homeoffice an. Tapeten als cooles Wandkleid, Raumteiler, Schreibtische als Design-Editionen, Paravents und Akustikpanele für den Privatbereich erweitern das Angebot für diesen wachsende Einsatzbereich.

Hotels und Appartements
werden ein zweites Zuhause

Normalerweise werden Trends aus der Berufswelt für die Gestaltung von Produkten für private Endkunden und die Nutzung im privaten Umfeld adaptiert. Doch der Trend zur Wohnlichkeit, der sich mit "German Gemütlichkeit" und dänischem "Hygge" in den letzten Jahren in Hotels, Restaurants und Eventbereichen durchgesetzt hat, wird sich nun verstärkt fortsetzen: Hospitality Design wird auf Cosyness getrimmt und mit originellen, "authentischen" Konzepten um Besucher werben; coole Locations werden genauso wichtig wie Essen oder Musik; das Motto "Seien Sie unser Gast" wird konsequent gelebt. Dekoration ist kein Tabu mehr. Professionelles Interior Design wird zum Standard und wirkt zurück auf die Wohnästhetik in Privathaushalten.

Long and Short Stay Apartments bilden eine neue Klasse von Ausstattungsgeschäft. Marken aus dem Officesektor bieten private Linien an, die stofflicher und wohnlicher sind als klassische Büromöbel. Gleichzeitig wird das Wohnen im Office und im Hotel zur Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle, Fortbildungen und Work 3.0 entdeckt. Führungskräfte, Berufspendler, berufliche Neustarter, Auszubildende, Praktikanten und Studenten haben dabei ganz unterschiedliche Anforderungen an gemanagte Urban Living Wohnkonzepte.
"Der Hospitality-Markt verändert sich. Es entstehen neue Modelle für zeitlich und räumlich flexible Menschen, die für Wohnkonzepte wie Apartmenthäuser und Co-Living-Projekte aufgeschlossen sind. Für sie gilt es neue Angebote zu schaffen", sieht Dick Spierenburg, Creative Director der Imm Cologne, gute Chancen für dieses Produktsegment.

Freiluftwohnen entwickelt
sich zum Grundbedürfnis

Der Trend zum Outdoor Living hat den Möbelmarkt verändert. Seit ein paar Jahren gewinnt das "zweite Wohnzimmer" immer mehr an Bedeutung. Egal, ob großer Garten oder kleine Mietwohnung: Balkon, Terrasse oder Garten werden aufgemöbelt und mit hochwertigen Outdoormöbeln, cleveren Möbelkonzepten, wasserabweisenden Stoffen und Leuchten zum vollwertigen Wohnraum ausgebaut.

"Ist das für drinnen oder für draußen?" will man unwillkürlich angesichts der neuen Möbel für Garten und Terrasse fragen. Holz, Metall, Korb und Kunststoff, Baumwolle oder PVC, Stein, Beton oder Verbundstoff - das Auge findet kaum noch Unterschiede, weder in der Oberfläche noch in der Ästhetik ihrer Verarbeitung. Denn auch die Formgebung orientiert sich nicht mehr an klassischen Terrassenmöbeln, sondern an dem, was im Wohnzimmer steht. Hauptsache schick. Beide Wohnraumtypen beeinflussen sich gegenseitig und tauschen auch schon mal ihre Ausstattung.

Insgesamt wird das moderne Wohnen in der Zukunft durch Offenheit der Grundrisse, Transparenz zwischen außen und innen sowie durch ein Bewusstsein für die gesellschaftliche Bedeutung von Wohnästhetik gekennzeichnet: Wir beobachten Trends, suchen unseren eigenen Stil und tauschen uns in den sozialen Medien darüber aus. Wohnen heißt leben, heißt Gemeinschaft, heißt Ausdruck von Individualität und sozialer Austausch, sind die Einrichtungsexperten überzeugt.
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Einrichtungstrends: Einrichten, Wohnen und Arbeiten verändern sich
Foto/Grafik: VDM/Weishäupl
Outdoormöbel von heute würden auch im Haus eine gute Figur machen.
aus BTH Heimtex 09/20 (Handel)