Haustex-Thema Visual Merchandising: Das Auge kauft mit

Hamburg. Corona-Krise, Onlinehandel: Der stationäre Handel steht vor großen Herausforderungen, die Ansprüche der Kunden steigen. Um sich am POS zu behaupten, gilt es, die eigenen Stärken auszubauen. Dazu gehört eine kreative Warenpräsentation: Visual Merchandising konzentriert sich darauf konzentriert, Verkäufe durch optische Einflüsse zu steuern und zu steigern.

Richtig angewendet, fördert Visual Merchandising die Persönlichkeit eines Ladens, die Identifikation mit einer Marke - und den Umsatz. Welche Waren werden wo, wie und in welcher Menge ausgestellt? Wie werden sie kombiniert und richtig beleuchtet? Wie lassen sich der Gebrauch und die Produkteigenschaften optisch darstellen? Und welche Zusatzeffekte vom Präsentationsdisplay bis zur musikalischen Untermalung unterstützen die Wirkung der Waren?

Als Element des visuellen Marketings, das sich den kompletten Marketingauftritt eines Unternehmens oder einer Marke nach außen umfasst, beschäftigt Visual Merchandising sich ausschließlich mit der Produktpräsentation. Es kann überall dort stattfinden, wo Waren und Kunden aufeinandertreffen: am POS - vom Schaufenster über die Verkaufsräume bis in den Kassenbereich, auf Events oder Messen und schließlich auf virtuellen Plattformen, etwa im Online-Shop oder auf der Homepage eines Geschäfts oder einer Marke.

Ziel des Visual Merchandising ist es, ein emotionales Kauferlebnis zu schaffen. Im Fokus steht dabei der Kunde. Und der hat es gern bequem: "Der Convenience-Gedanke ist enorm wichtig", weiß Tina Daamen, Head of Visual Merchandising bei Bettenrid. Im Best Practice-Beispiel erklärt die Expertin, wie sie und ihr Team in dem Münchner Traditionshaus dafür sorgen, dass durch die perfekte Präsentation der Waren auf der Fläche die Aufmerksamkeit geweckt und der Verkauf gefördert wird. "Wir machen es den Kunden leicht, sich im Laden zurechtzufinden, inspirieren sie und geben an der richtigen Stelle Entscheidungshilfen", zählt die Expertin auf.

Doch nicht nur der Händler, auch der Hersteller profitiert vom Visual Merchandising. "Neben einem individuellen und erstklassigen Kundenservice schaffen wir mit einer auf unsere Zielkundschaft ausgerichteten Wareninszenierung ein emotionales Kundenerlebnis. Dabei rücken wir das sinnliche Erlebnis unserer Bettwäsche in den Vordergrund", erklärt etwa Bettina Dalm, Head of Retail bei dem Schweizer Bettwäschehersteller Schlossberg.

Damit seine Kissen, Decken und Wohnaccessoires am POS richtig in Szene gesetzt werden, investiert der bayerische Heimtextilien-Anbieter Pad Home Design Concept sogar in eine eigene Expertin für Visual Merchandising. Gala Albaum besucht die Handelspartner des Unternehmens und greift ihnen bei der Warenpräsentation unter die Arme. "Es geht uns darum, die Händler zu stärken und die Verbundenheit mit der Marke bis hin zum Endkunden zu fördern", beschreibt sie ihre Aufgabe.

Dabei macht Gala Albaum die Erfahrung, dass längst nicht allen Händlern die Relevanz von Visual Merchandising klar ist. "Viele sehen noch nicht, dass sie mithilfe kreativer und wirkungsvoller optischer Lösungen in ihren Geschäften einen Mehrwert schaffen und ihren Umsatz steigern können."

Auch Bettenrid-Mitarbeiterin Tina Daamen sieht im Visual Merchandising ein unerlässliches Marketing-Tool, um als stationärer Händler auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. "Fachhändler sollten die Chance nutzen, die Präsentation am POS genau auf ihre Kundschaft auszurichten", fasst sie zusammen. Das schaffe nicht nur eine visuelle Kaufanregung und sorge für Verbundenheit, sondern bilde auch die Persönlichkeit des Geschäfts aus. "Sonst sehen am Ende alle Läden gleich aus", beschreibt sie. Und das will doch wirklich niemand.
aus Haustex 07/20 (Handel)