Corona-Umfrage innenliegender Sonnenschutz

Sonnenschutzbranche verzeichnet Nachholeffekte

Die Stimmung in der Sonnenschutzindustrie in Corona-Zeiten hat sich wieder aufgehellt, der Optimismus überwiegt. Das ergab die Umfrage von BTH Heimtex bei Herstellern und Konfektionären. Ein großes Fragezeichen gibt es aktuell bei der Messeplanung.

Während des Lockdowns zu Beginn der Corona-Pandemie war das Geschäft mit innenliegendem Sicht- und Sonnenschutz deutlich eingeschränkt. Fachhändler und Raumausstatterbetriebe mussten ihre Läden schließen. Onlineshops sowie Bau- und Heimwerkermärkte, die in vielen Bundesländern öffnen durften, haben dagegen eine erhebliche Nachfrage verzeichnet, heißt es aus Teilen der Industrie. Nach der Wiedereröffnung der Fachgeschäfte hat sich die Lage weitgehend normalisiert. Teilweise gibt es Nachholeffekte, sagen Sonnenschutzanbieter.

"Nach einer Krise sind wir in Deutschland mit der Heimtextilbranche sehr stark. Es wird wertig und langlebig gekauft. Billigprodukte werden wieder weiter in den Hintergrund treten", erklärt Ingo Fahl, Vorsitzender des Verbandes innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS). Das Exportgeschäft werde indes "deutlich länger" brauchen, um sich zu erholen, meint er.

Nun hoffen die Unternehmen aufs Cocooning. Viele Konsumenten verzichten in diesem Sommer ganz auf eine Reise. Stattdessen wird die freie Zeit zu Hause verbracht und - im Idealfall - die Urlaubskasse für Anschaffungen rund um die eigenen vier Wände genutzt.

Eine mögliche zweite Corona-Welle im Herbst und Winter macht indes die Planung von Kundenevents, Jubiläumsfeiern sowie Messen schwierig. Veranstaltungen werden komplett abgesagt oder ins kommende Jahr verschoben. Entsprechend vorsichtig äußern sich potenzielle Aussteller zu den Branchenmessen, darunter die nur alle drei Jahre stattfindende Sonnenschutz-Weltleitmesse im März in Stuttgart. "Die R+T 2021 kann aus heutiger Sicht keine internationale Messe sein. Auch keine Kontaktmesse für uns", äußert sich unter anderem Hunter Douglas Deutschland dazu und hofft, "dass die Messegesellschaft bald eine Entscheidung fällt, die Klarheit bei den Ausstellern schafft".

| Petra Lepp-Arnold


Hunter Douglas Deutschland
Genug Perspektiven für Geschäfte
"Die aktuelle Situation für D/A/CH ist gut, sonst landesspezifisch sehr unterschiedlich. Wir sind dabei, neue Produkte, die wir gemeinsam mit unseren Kunden (Konfektionäre) entwickelten, jetzt einzuführen beziehungsweise bereiten die Einführung vor.

Dass die Menschen nach der Krise mehr in ihre Wohnung und in Bautätigkeiten investieren werden, das kann man für heute mit ja beantworten. Doch langfristig hängt es sehr stark von der lokalen Situation des jeweiligen Landes ab: wie die Politik neue Regeln schafft und wie das Volk hiermit umgeht. Da eine Aussage zu machen, ist wie Kaffeesatz lesen!

Perspektiven, Geschäfte zu machen, gibt es genug. Wenn sich unsere Kunden trauen, gibt es genug neue Produkte, mit denen man Anregungen im Markt geben kann. Wir haben Neuheiten von Smart Home (verschiedene Systeme) über Textilprodukte bis hin zu neuen Techniken.

Die Fachmesse R+T 2021 kann aus heutiger Sicht keine internationale Messe sein. Auch keine Kontaktmesse für uns. Wir stehen im sehr engen Kontakt mit der Messegesellschaft und hoffen, dass bald eine Entscheidung fällt, die Klarheit bei der Industrie - den Ausstellern - schafft."


Coulisse, Niederlande
Wieder im Aufwärtstrend
"Zu Beginn des Coronavirus-Ausbruchs sahen wir uns mit Verzögerungen bei unseren Lieferungen aus Fernost konfrontiert. Im März, als das Virus auch Europa und Amerika erreichte, bemerkten wir die globalen Auswirkungen. Es ging darum, die Lieferkette zu gewährleisten. Wir haben Szenarien für eine erhebliche Kostensenkung ausgearbeitet, aber auch stark in die neue Realität investiert und unseren Schwerpunkt der nächsten zwei Jahre auf die kommenden sechs Monate verlagert. Digitalisierungsprojekte haben jetzt oberste Priorität.

Nach einem Umsatzrückgang um mehr als ein Drittel im April sind wir wieder im Aufwärtstrend. Für Juni erwarten wir einen Rückgang von einigen Prozent. Internetgeschäfte und Heimwerkermärkte haben zuletzt einen erheblichen Anstieg verzeichnet. Wir investieren weiterhin in Neuentwicklungen, intelligente Technologien wie Smart Home und den Ausbau unseres Automatisierungskonzeptes. Zur R+T: Wir sind derzeit in Gesprächen mit der Messeleitung und warten ab, wie deren Entscheidung ausfallen wird und ob die R+T 2021 fortgesetzt wird."


Ifasol
Nach Corona wird hochwertiger gekauft
"Wenn es keine zweite Corona-Welle gibt, sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen und erwarten schnell wieder steigende Zahlen. Da nur wenig Urlaub möglich ist, wird Heim und Haus ausgerüstet. Das wird auch für 2021 der Fall sein.

Neu bei uns sind ein paar Corona-Produkte, die einen festen Platz in der Produktrange bekommen werden wie das Folienrollo gegen die Verbreitung von Viren durch Tröpfcheninfektion. Außerdem werden die Renner Wabenplissee und Insektenschutz weiter an Fahrt gewinnen. Der Kunde nach Corona wird hochwertiger kaufen.

Zu Messen: Als Ifasol nehmen wir uns die Freiheit von Event zu Event jeweils neu zu entscheiden. Zurzeit haben wir keine Messe geplant."


MHZ
Optimistisch gestimmt
"Der Fachhandel hat sich in bewundernswerter Art und Weise an die durch Corona veränderte Lage angepasst. Aktuell ist er im Begriff, aufgrund des Lockdowns entstandene Umsatzeinbußen wieder wett zu machen. Auch die massiv erhöhte Nachfrage, die durch die Einschränkungen entstanden ist, verlangt allen Herstellern erhebliche Anstrengungen ab. Wir haben bereits während der Krisenhochzeit mit kurzfristig lancierten Produkten wie dem Hygiene-Aufsteller rasch reagiert und Anreize geschaffen.

Die Diskussion über eine mögliche zweite Corona-Welle und deren Auswirkung stellt unter anderem die Messeplanung vor eine besondere Herausforderung und lässt aus jetziger Sicht noch keine zuverlässige Planung zu. Trotz aller Herausforderungen sind wir bei MHZ aber sehr optimistisch gestimmt und überzeugt, dass beispielsweise reduzierte Ausgaben im Bereich Urlaub zu erhöhter Renovationstätigkeit und damit zu Umsätzen für unsere Kunden führen."


Erfal
Sicherheit und Geborgenheit gewinnen an Bedeutung
"Die global veränderte Gesamtsituation führt einerseits zu einer zunehmenden Verunsicherung unter der Bevölkerung. Andererseits wird eine verstärkte Rückbesinnung auf elementare Lebensinhalte spürbar. Für immer mehr Konsumenten wird das Thema Sicherheit und Geborgenheit im eigenen Zuhause immer mehr bedeutsam. Aus unserer Sicht wird hiervon die gesamte Einrichtungsbranche profitieren. Wir werden diesem Trend durch innovative Produktlösungen entsprechen. Bei Erfal im Fokus steht aktuell die Markteinführung von motorisierten Sonnenschutzanlagen, die in Smart-Home-Systeme integriert werden. Dementsprechend sind wir optimistisch, unsere nationale und internationale Marktposition im laufenden Geschäftsjahr weiter auszubauen.

Die zukünftigen Möglichkeiten zur Durchführung von Fachmessen sind für uns aktuell schwer einschätzbar."


Teba
Teilweise Nachholeffekte
"Die Schließung der Geschäfte hat unsere Vertriebspartner direkt getroffen. Während des Shutdowns haben wir zu unseren Kunden verstärkt telefonischen Kontakt gehalten und zusätzliche Unterstützung durch eine Erweiterung der digitalen Kommunikationskanäle angeboten. Parallel wurde unser Folien-Rollo am Markt eingeführt und erfreut sich einer sehr guten Nachfrage. Davon haben wir eine erhebliche Anzahl an medizinische und karitative Einrichtungen gespendet, um diese bei ihren Schutzvorkehrungen zu unterstützen.

Seit der Wiedereröffnung hat sich die Lage wieder weitestgehend normalisiert, teilweise sind auch im Markt Nachholeffekte zu verzeichnen. Menschen bleiben zuhause und investieren mehr in die Inneneinrichtung. Eine Reihe von spannenden Kollektionsneuheiten ist in Vorbereitung, um die Endkundennachfrage weiter zu fördern."



Die Corona-Branchenumfrage von BTH Heimtex

Mitte/Ende Juni 2020 haben wir Hersteller und Konfektionäre/Fachgroßhändler von innenliegendem Sicht- und Sonnenschutz nach der Stimmungslage in Corona-Zeiten gefragt. Wir wollten wissen, wie die Industrie ihre aktuelle Situation sowie die zukünftige Entwicklung einschätzt, welche Perspektiven ihre Produktneuheiten haben und wie die Aussteller für Fachmessen planen, insbesondere die R + T 2021? Die Aussagen sind als Momentaufnahme zu sehen.
Sonnenschutzbranche verzeichnet Nachholeffekte
Foto/Grafik: MHZ
Die Sonnenschutzbranche lanciert in Corona-Zeiten Hygieneschutz-Produkte, etwa Folienrollos für die Ladentheke.
aus BTH Heimtex 07/20 (Deko, Gardinen, Sonnenschutz)