Schadensfall: Salz verfärbt Eiche-Fischgrätparkett

Woher kamen die weißen Fugen?


Weiße Fugen und leichte Aufwölbungen bei einem in die Jahre gekommenen Eichenparkett mit Fischgrätverlegung: ein Schadensszenario im eigenen Haus, am Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI). Ein Fall für den Bauforensiker Dr. Dirk Lukowsky.


Am Anfang stand die Tatortbegehung. Auf einer relativ überschaubaren Parkettfläche sah man weiße Verfärbungen der Fugen. Und das vor allem im Laufbereich. Auch leichte Aufwölbungen hatten das alte Eichenparkett ergriffen. Ein erster Verdacht kam auf, wurde aber schnell wieder verworfen. Der alte Bitumenkleber konnte die Ursache nicht sein. Dann wäre das Schadensbild nicht nur im Laufbereich aufgetreten. Zumal sich nach leichtem Anschliff der Oberfläche zeigte, dass weiße Verfärbungen in Form von Flecken sogar oben auf dem betroffenen Holz auftauchten.

Jetzt kam wissenschaftliches Gerät zu Einsatz. Unter dem Mikroskop wurde die Schichtdicke des alten Lackes geprüft. Sie war in Ordnung. Trotzdem sah die Beschichtung merkwürdig aus. Dendritische (verzweigte, verästelte) Strukturen ließen sich erkennen. Für Dr. Dirk Lukowsky, Bauforensiker am Wilhelm-Kaudlitz-Institur in Braunschweig, stand fest: "Da musste etwas hinein gewandert sein."

Die nächste Stufe der Bauforensik bestand im Elektronenrastermikroskop. Dieser Wunderwaffe konnte der Schädling nicht mehr entkommen. In hoher Auflösung entdeckte Dr. Lukowsky in der Umgebung der verfärbten Fugen gemeinsames, fleckenförmiges Vorkommmen von Natrium und Chlor. Beides zusammen ergibt Kochsalz (NaCl). Und woher konnte diese Chemikalie stammen? Eigentlich nur vom winterlichen Streusalz, das im Laufe vieler Jahre unter den Sohlen unzähliger Studenten auf das Parkett gelangt war.

Damit war der Fall gelöst. Nicht aber das Problem: Wie soll renoviert werden? Der erste Versuch entpuppte sich als Missgriff. Abschleifen, Fugen auskratzen und spachteln mit Acrylat führt am Ende zu den gleichen Verfärbungen. Eine nachhaltigere Lösung gelang erst mit dem nächsten Abschliff, Spachteln und der Beschichtung mit lösemittelhaltigem Lack. Schaut man allerdings etwas genauer hin, wird man heute unter dem frisch lackierten Eichenparkett immer noch Bereiche mit weißen Fugen finden.
aus Parkett Magazin 02/20 (Handwerk)