in der Semperoper Dresden

Rekonstruktion eines Tafelparkettbodens


In der Dresdner Altstadt reiht sich die Semperoper in das Ensemble von Schloss, Zwinger und der Elbe ein. Seit 1667 als Opernhaus bezeugt, wurde der heutige Bau nach einem Entwurf von Gottfried Semper 1878 eröffnet. Bei Luftangriffen 1945 schwer beschädigt, dauerte der Wiederaufbau des kulturhistorischen Denkmals nach den Plänen von Gottfried Semper und ergänzt um moderne Anbauten als Funktionsgebäude, Probebühnen und Gastronomie von 1977 bis 1985. Genau 40 Jahre nach der verheerenden Zerstörung konnte das international bedeutende Opernhaus den Spielbetrieb wieder aufnehmen.

Im Obergeschoss des imposanten Bauwerks erschließt das Rundfoyer den ersten Rang im Zuschauerraum. Gleichzeitig dient es während der Pausen als Aufenthaltsbereich. Entsprechend wies das auf dem Boden verlegte Tafelparkett nach mehr als drei Jahrzehnten starke Abnutzungsspuren auf - Deckschichtablösungen in einem nicht sanierungsfähigen Umfang wurden festgestellt.

Um die geplanten Rekonstruktionsarbeiten in Ausführung und Umfang festzulegen, legte der mit den Arbeiten beauftrage Fachbetrieb Parkett Kleditzsch im August 2017 zunächst eine Probefläche an. Eine Parkettfläche von rund 8 m2 wurde aufgenommen, die Tafeln gekennzeichnet und in Pläne eingetragen, um diese auf der Probefläche wieder zu verlegen. Dabei fand sich auf der Rückseite einer halben an der Wand verlegten Tafel eine handschriftliche Notiz von den damals ausführenden Handwerkern, datiert mit Dezember 1983.

Das Parkett war mit Teerkleber auf Teerpappe geklebt worden. Eine Schadstoffanalyse ergab, dass die Belastung mit PAK über den zulässigen Grenzwerten lag. Daraufhin wurde das Parkett für die Sanierung des Untergrundes ausgebaut, die Fläche als Schwarzbereich abgeschottet, um die Bausubstanz nicht zu gefährden und angrenzende Bereiche nicht mit Schadstoffen zu kontaminieren. Lediglich eine Personen- und Materialschleuse bot Zugang. Sämtliche Materialtransporte erfolgten über einen Lastenaufzug und den Balkon, Transporte durch das Gebäude waren nicht gestattet. Die Firma Abus Sanierungstechnik übernahm den Ausbau des Parketts, die PAK-Sanierung mittels Abschleifen der Bitumenpappen und Bitumenkleber sowie die Untergrundsanierung mittels Epoxidharzgrundierung, Spachteln mit Zementspachtelmasse und Aufkleben der Valutect-Isolierfolie.

Rekonstruktion der Parkettelemente

Das Rundfoyer ist in Form eines Kreissegmentes angelegt, seitlich schließen sich die Treppenfoyers an. Säulen an den Innen- und Außenwänden unterteilen die Fläche in 14 Segmente. Innerhalb der Segmente sind diagonal Tafelparkettböden verlegt, die durch Zwischenfriese getrennt sind. Diese bestehen aus einem Bordürenrahmen mit einer innenliegenden Reihe Parketttafeln. Für die Rekonstruktion ermittelte Parkett Kleditzsch zunächst die benötigten Mengen und dokumentierte die Verlegung mit fotografierten Raumplänen und durch Ausmessen des vorhandenen Parketts.

Die neu hergestellten Parketttafeln haben eine Abmessung von 360 x 360 x 30 mm. Die Decklage besteht aus 10 mm dicker Eiche in Natursortierung, als Träger dient eine 20 mm dicke Multiplexplatte aus Buche. Zur Bemusterung wurden neun Parketttafeln angefertigt und auf einer Platte zusammengefügt. Die Parkettleger schnitten Deckschichten für Tafeln und Friese zu und verklebten diese mit Multiplexplatten. Danach erfolgten Feinschliff, Beschneiden und umlaufendes Einfräsen der Nuten für die Fremdfedern.

Die Platten sowie sämtliches Material wurden per Spedition zur Baustelle gebracht. Da das Rundfoyer wegen der PAK-Sanierung komplett eingehaust war, und um den Besucherverkehr nicht zu stören, musste alles mit dem Mobilkran durch die schlossplatzseitigen Fenster gehievt werden.

Vor Beginn der Verlegearbeiten wurde ein Entkopplungsvlies mit einem 2K-PU-Klebstoff auf dem Untergrund aufgebracht. Dann begann die Verlegung des Tafelparketts gesondert in jedem Einzelsegment. Zuerst wurde innerhalb des Segments die Verlegeachse aufgezeichnet, dann das Parkett mit einem 2K-PU-Kleber verklebt und untereinander mit einer Fremdfeder verbunden. An Türübergängen, Wänden und den Heizungsschächten musste das Parkett angepasst werden. Schließlich wurden die verlegten Tafeln in der Segmentform beschnitten und umlaufend neu genutet.

Zwischen den Säulen baute Kleditzsch eine Reihe Parketttafeln mit umlaufender Bordüre ein. Unter den beiden mittleren Tafeln befinden sich die Aufhängung und der Elektroanschluss für die Kronleuchter in der darunterliegenden Etage. Beide Tafeln erhielten ein umlaufendes Messingprofil und eine Verriegelung, um sie bei Bedarf anzuheben. Um Säulensockel sowie an Treppen und Türen montierten die Handwerker Ausgleichsfriese.

Zur Abstimmung der Oberflächenbehandlung wurden während der laufenden Arbeiten verschiedene Musterflächen angelegt. Schließlich wurde der Tafelboden nach dem Feinschliff zweimal mit der Grundierung Bona Non Stop gespachtelt und mit Bona Traffic HD - zweimal gerollt - versiegelt. Nach der Lackaushärtung wurde der Boden für den Rückbau der Einhausungen und die Auflösung des Schwarz-Weiß-Bereiches mit Malervlies und Hartfaserplatten abgedeckt. Gleichzeitig konnten die Handwerker schon abschnittsweise die Sockel- und Abdeckleisten für die Fenstertüren befestigen.


Objekt
Projekt: Sächsische Staatsoper Dresden
Raum: Oberes Rundfoyer
Auftraggeber: Staatsbetrieb SIB NL Dresden I, Dresden
Auftragnehmer: Parkett Kleditzsch, Pockau
Ausführungszeitraum: Juli bis September 2019
Aufbau Parketttafel: Eiche-Decklage (10 mm), Buche-Multiplexplatten-Träger (20 mm),
Abmessung: 360 x 360 x 30 mm
Produkte: Spachtelgrundierung Bona Non Stop, 2K-Siegel Bona Traffic HD
aus Parkett Magazin 06/19 (Referenz)