Fritz Wolf

Der Spezialist für Röllchen

Fritz Wolf (Friwo) fertigt ein Vollsortiment mit technischem Vorhangzubehör. Zudem entwickelt der Spritzguss-Hersteller kundenspezifische Produktlösungen.

Gardinenzubehör ist eine Wissenschaft für sich. Damit der Stoff an die Schiene kommt, braucht es viele praktische Helferlein: Klick-Gleiter, Wave-Gleiter, Ösen-, Universal- oder X-Gleiter wie auch Rollringe, Feststeller, Faltenleghaken, Abdeck- und Endkappen. Die Fabrikation der differenzierten Kleinteile ist das Kerngeschäft der Kunststoffverarbeitung Fritz Wolf - kurz: Friwo. Mit rund fünfzehn Mitarbeitern fertigt der Spritzguss-Spezialist in Kohlberg am Fuß der Schwäbischen Alb eine gleichermaßen breit wie tief gestaffelte Produktpalette. "Wir sind Vollsortimenter im Vorhangschienenzubehörbereich und erfüllen auch kundenspezifische Anforderungen", sagt Andreas Wolf.

Der Geschäftsführer leitet das 1952 gegründete Familienunternehmen zusammen mit seiner Frau Sabine Wolf-Kreul in dritter Generation und ist für den technischen Bereich zuständig. Ein Hauptaugenmerk liege auf Neuentwicklungen, betont der leidenschaftliche Tüftler: "Der Kunde kommt mit einer Idee zu uns, wir entwickeln das Produkt komplett, vom Werkzeugbau bis zur Serienreife und der Einzel- oder Sortimentsverpackung."

Traditionell beliefert Friwo Fachgroßhändler und Objekteure mit technischem Zubehör für Gardinen, Raffrollos und Flächenvorhänge. Über diesen Vertriebsweg gelangen die Artikel an Raumausstatter, Gardinenfachhändler, Möbelhäuser, Bau- und Heimwerkermärkte. Im Objektgeschäft werden damit Stoffdekorationen unter anderem in Hotelketten, Kliniken und Kreuzfahrtschiffen befestigt. Größere Stilgarnituren- und Schienenhersteller kaufen die Röllchen und Gleiter und vermarkten sie zusammen mit ihrer Profiltechnik. Bei einem Exportanteil von "rund 10 %" gehen die Kunststoffteilchen "Made in Germany" auch in zahlreiche europäische Länder, etwa in die Schweiz, die Niederlande, Schweden, Dänemark und Osteuropa.

"Wir verarbeiten qualitativ hochwertige Materialien und versuchen dabei, die Preise für unsere Produkte stabil zu halten", betont Sabine Wolf-Kreul. Die Betriebswirtin mit Berufserfahrung im Hotelfach sowie Messe- und Kongressmanagement verantwortet bei Friwo das Marketing und die kaufmännischen Belange. Sie stellt fest, dass bei den Abnehmern die Qualität der Kunststoffartikel nicht mehr im Vordergrund stehe. In Verkaufsverhandlungen muss sie mit Billigware aus Fernost konkurrieren. "Bei Importartikeln fallen auch Zoll und Transportkosten an. Zudem gehen immer wieder Container verloren", merkt sie an. Diese Zusatzkosten rückten bei der Preiskalkulation der Einkäufer "leider" in den Hintergrund.

Friwo arbeitet mit 14 Spritzgießautomaten, die nahezu ununterbrochen laufen. Wolf-Kreul: "Wir haben unsere Produktion so modernisiert und optimiert, dass wir 365 Tage im Jahr fertigen". Zwei Mitarbeiter betreuen die Automaten tagsüber im Ein-Schicht-System, die restliche Zeit kümmert sich die Inhaberfamilie selbst darum.

Über 500 verschiedene Formen für Spritzgussteilchen befinden sich im Lager. Auch Werkzeuge werden individuell angefertigt. Bei Logistik und Verpackung sieht sich der Mittelständler mit Abpackmaschinen und Sortimentszusammenführanlage ebenfalls "stark aufgestellt". Die Kunststoffteile werden hier nach Kundenwunsch sortiert, zusammengetragen und in Beutel verpackt.

Seit über sechs Jahrzehnten ist Friwo im Kunststoffspritzguss tätig. Die Firmenhistorie begann mit Gründer Fritz Wolf gut zehn Jahre früher mit der Herstellung von hochwertigen Blenden- und Furnierschienen aus Holz, auch mit indirekter Beleuchtung. Die Holzschienenfertigung hat man bald eingestellt. Denn inzwischen war die Firma Händlerstützpunkt für Aluminiumschienen in Süddeutschland geworden. Unter einem Dach gab es nun zwei Sparten: Fritz Wolf Vorhangschienenzubehör und die Kunststoffverarbeitung Friwo, geleitet jeweils von den Zwillingssöhnen Joachim und Ulrich Wolf.

Ende 2012 ist mit Andreas Wolf der Enkel des Firmengründers eingestiegen, ein technischer Betriebswirt sowie gelernter Werkzeugmechaniker und Kunststofftechniker. Fortan konzentrierte man sich nur noch auf die Kompetenz im Kunststoffspritzguss - der Schienenhandel wurde beendet. Mit der neuen Strategie öffnet sich das Unternehmen gegenüber "jeglichen" anderen Branchen; man könne im Kleinteilsektor praktisch alles gießen oder spritzen - inklusive komplexer Kunststoff-Formteile für die Möbelindustrie oder Medizin- und Elektrotechnik. "Auch Plisseehersteller, die keine eigene Kunststoffspritzerei haben, können zu uns kommen. Doch unser Hauptgeschäft ist immer noch das Röllchen", stellt Andreas Wolf klar. "Vom Vorhangschienenzubehör kommen wir her und da wollen wir auch bleiben." Der Anteil der wichtigsten Sparte trage rund 90 % zum nicht näher genannten Umsatz bei.

Und die Pläne für die Zukunft? "Unser Credo ist, eine gewisse Bodenständigkeit zu behalten. Man lebt immer für, mit und von der Firma", meint das junge Ehe- und Elternpaar. "Wir wollen mit Besonnenheit und einer Vision vorangehen und dabei gesund und nachhaltig wachsen". So setzt Friwo offensiv auf Neuentwicklungen wie die bereits erfolgreich eingeführte Wave-Kordel mit drehbaren Klickgleitern, die den Stoff für eine Wellenvorhangdekoration in perfekte Falten lege. Aktuell arbeite man an einem weiteren "Zukunftsprodukt" im Bereich Wellentechnik, das auf der Heimtextil 2020 von einem Fachgroßhandelspartner "positioniert" werde, macht es das Führungsduo spannend. | Petra Lepp-Arnold
aus BTH Heimtex 01/20 (Sortiment)