Sachverständigenbüro Dipl.-Ing. Burkhard Prechel

Gefälleestrich – was ist zu beachten?


Mit Wasser beaufschlagte Fußbodenoberflächen müssen zur Sicherstellung der Wasserabführung mit einem ausreichend großen Gefälle ausgeführt werden, welches unter Berücksichtigung der Wasserbelastung, der Profilierung der Belagsoberfläche und der Verkehrssicherheit (Rutschsicherheit) zu planen ist.

Der Hintergrund
DIN 18353: Estriche auch im Gefälle gleichmäßig dick herstellen

In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass die Gefälleausbildung mit Estrichen geplant und auch ausgeführt wird, die auf Trennschicht oder auf Dämmschicht in unterschiedlichen Dicken eingebaut werden. Dies hat zur Folge, dass bei diesen Estrichen häufig die Mindest-dicken unterschritten werden und durch die unterschiedlichen Dicken ein stark differierendes Spannungsverhalten im Zuge der Erhärtung und Austrocknung durch die damit verbundenen Schwindverformungen aufweisen. Dies kann Rissbildungen im Estrich zur Folge haben. Da das Austrocknungsverhalten auch von der Dicke des Estrichs abhängig ist, kommt es bei dieser Ausführung zu keiner gleichmäßigen Trocknung des Estrichs. Die Ausführung eines Estrichs in planmäßig unterschiedlichen Dicken stellt eine Abweichung von den allgemein anerkannten Regeln der Technik dar.

Die Gefälleausbildung kann durch den Einbau einer Gefälledämmung oder durch den Einbau eines Gefälleestrichs im Verbund zum tragfähigen Untergrund erfolgen. DIN 18560-1 sieht vor, dass ein Estrich in jeder Schicht hinsichtlich der Dicke gleichmäßig sein muss. Streng genommen stellt somit auch die Herstellung eines Gefälleverbundestrichs durch die zwangsläufig erforderliche Ausführung in unterschiedlichen Dicken eine Regelabweichung dar.

Mein Tipp
Untergrundvorbereitung und -schwindarme Estrichmörtel erforderlich

Um einen dauerhaften Haftverbund zwischen Untergrund und Gefälleverbundestrich sicherstellen, ist eine fachgerechte Vorbereitung des Untergrunds unabdingbar. Dabei sind nicht nur haftungsmindernde Bestandteile und minderfeste Schichten abzutragen, sondern der Untergrund ist zur Schaffung einer großen, verzahnungsfähigen Oberfläche zusätzlich aufzurauen. Dies kann durch geeignete abtragende Untergrundvorbereitungsverfahren erfolgen, die in Abhängigkeit der Untergrundbeschaffenheit auszuwählen sind. Beim Fräsen ist zu beachten, dass haftungsmindernde Gefügestörungen in der Untergrundoberfläche entstehen können, die im Nachgang ein Kugelstrahlen erforderlich machen.

Vor dem Einbau von Verbundestrichen sind auf dem Untergrund geeignete Haftbrücken zu applizieren, die je nach Beanspruchung aus mineralischen, kunststoffvergüteten Schlämmen oder Reaktionsharzen hergestellt werden können. Bei der Verwendung von mineralischen Schlämmen ist der Untergrund vorher intensiv so vorzunässen, dass zum Zeitpunkt des Auftragens der Haftschlämme das oberflächennahe Gefüge des Untergrundes mit Wasser gesättigt, die Oberfläche aber wieder mattfeucht abgetrocknet ist. Der Estrichmörtel ist nach dem Auftragen der Haftschlämme "frisch in frisch" in diese einzuarbeiten.

Zur Vermeidung von Schwindspannungen und daraus resultierenden Rissbildungen sowie Hohllagen ist der Gefälleestrich aus einem möglichst schwindarmen Mörtel herzustellen. Das Schwinden wird u. a. durch die Zementart, die Zementmenge, die Sieblinie der Gesteinskörnung, die Zugabe von Additiven und die bauklimatischen Bedingungen beim Einbau und während der Erhärtung beeinflusst. Die Mindestdicke eines Verbundestrichs sollte zur Vermeidung von Gefügestörungen beim Abziehen mindestens das Dreifache des Größtkorndurchmessers der verwendeten Gesteinskörnung betragen. In Abhängigkeit der erforderlichen Estrichdicken muss zur Reduzierung der Schwindspannungen ggf. mit unterschiedlichen Sieblinien gearbeitet werden. Der eingebaute Gefälleverbundestrich ist vor einer zu schnellen Austrocknung zu schützen.
aus FussbodenTechnik 05/17 (Wirtschaft)