Azubi-College in München

Drei Familienbetriebe coachen gemeinsam ihren Nachwuchs


München. Drei Traditionshäuser - ein Ausbildungsprojekt: Im Münchner Azubi-College haben sich drei alteingesessene Einzelhandelsgeschäfte zusammengeschlossen, um ihren Verkaufs-Nachwuchs zu coachen. Auch Bettenrid ist dabei.

Schritt für Schritt, aber mit großem Schritt voraus": Unter diesem Motto war im September 2014 das Gemeinschaftsprojekt der drei Familienunternehmengestartet. Unter dem Namen Azubi College haben sie sich die gemeinsame Nachwuchsförderung auf die Fahnen geschrieben. Neben Bettenrid gehört das Haushaltswarengeschäft Kustermann und der Papier- und Büroartikelspezialist Kaut-Bullinger dazu.

Das Azubi-College flankiert die Ausbildung der angehenden Einzelhandels-Kaufleute. Denn die Umstellung des Lebens vom Schüler zum Azubi sowie die Anforderungen in Berufsschule und Betrieb, insbesondere im Verkauf, stellen die jungen Menschen vor neue Herausforderungen. Die Auszubildenden lernen im College Schritt für Schritt die Kunst des Verkaufens - von der authentischen, freundlichen Begrüßung, über eine professionelle Bedarfsermittlung und nutzenorientierten Produktpräsentation bis hin zu einem erfolgreichen Abschluss. Ziel ist die sehr bewusste Beschäftigung mit der Verkäufertätigkeit, um so auch effektiver von anderen Verkäufern lernen zu können. Die wöchentlichen Trainingseinheiten werden vom Experten-Team einer Unternehmensberatung durchgeführt.

"Die Ausbildung wird deutlich intensiver und spannender gestaltet - ein Mehrwert für den Nachwuchs, aber auch für uns Unternehmen", betont Robert Waloßek, Geschäftsführer von Bettenrid. "Wir wollen unseren Nachwuchs nicht alleine lassen mit dem komplexen Thema Verkauf und wir wollen den Beruf des Verkäufers aufwerten", ergänzt Cornelia Schambeck Gesellschafterin von Kaut-Bullinger. "Immer wieder sprechen unsere Azubis über den Spagat zwischen Theorie und Praxis."

"Ich hätte nie gedacht, wie komplex das Verkaufen ist", erzählt Teilnehmer Leander Amberg. "Im Azubi College lernen wir im Detail und schrittweise, worauf es im Verkauf ankommt." Und seine Kollegin Sofia Diring ergänzt: "Jede Woche haben wir einen anderen Schwerpunkt und dann eine Woche Zeit, dies in unseren Unternehmen auszuprobieren. Das macht Spaß und man verkauft viel bewusster."

In der zweiten Jahreshälfte stehen für die jungen Auszubildenden noch Themen wie der Umgang mit schwierigen Kunden und die Reklamationsbehandlung an. In der abschließenden Phase auf der Verkaufsfläche werden sie von ihren Trainern an die Hand genommen und können so die Themen aus dem Praxis-Raum gezielt mit der Unterstützung des Profis ausprobieren.

Die drei beteiligten Häuser verfolgen dabei alle das gleiche Ziel, wie Kustermann-Geschäftsführer Caspar-Friedrich Brauckmann erklärt: "Gemeinsam den eigenen Nachwuchs im Einzelhandel stärken und so vorausschauend die Zukunft unserer Unternehmen in Münchens Innenstadt entwickeln." Ein Beispiel, das auch in anderen Städten Schule machen könnte.
aus Haustex 04/15 (Wirtschaft)