Parkett und Fußbodentechnik Gerd Kleditzsch

Restaurierung des Federzimmers im Schloss Moritzburg

Legenden ranken sich um das Federzimmer Augusts des Starken im Schloss Moritzburg nördlich von Dresden. Für einen glorreichen Sieg im Stierkampf soll der Monarch das Paradebett einst vom spanischen König als Geschenk erhalten habe. Andere historische Quellen erklären das Bett samt Baldachin kurzer Hand zum mexikanischen Königsthron oder zum Teil einer indischen Palasteinrichtung. Tatsache ist, dass August der Starke das mit Federn geschmückte Paradebett samt Baldachin und Vorhängen 1723 in London gekauft hatte und die Vorhänge vom Baldachin abtrennen ließ, um sie zu Wandteppichen umzufunktionieren.

Tatsache ist auch, dass das Federzimmer mittlerweile wieder die Hauptattraktion des Schlosses Moritzburg ist - nicht zuletzt auf Grund einer gründlichen Sanierung der Dielenböden. Mit der Renovierung der Dielen des Vorzimmers und des eigentlichen Federzimmers beauftragt wurde Gerd Kleditzsch, Parkett & Fußbodentechnik aus Pockau. Und dabei kam Erstaunliches zum Vorschein: Bis auf ein Raumviertel des Federzimmers waren die aus dem Objekt geborgenen Dielen noch Orginaleinbauten aus der Zeit August des Starken von 1723. Die Art der Verlegung, vor allem das Von-oben-Vernageln des Boden mit handgeschmiedeten Nägeln, und auch das Fehlen von Ausbauspuren sprechen dafür.

Obwohl zunächst nur allgemeine Verschmutzungen und ein fehlender Oberflächenschutz sichtbar waren, musste Kleditzsch sehr schnell erkennen, dass sich die Schadensliste beinahe beliebig erweitern ließ: Vom mittlerweile inaktiven Wurmbefall im gesamten Vorzimmer und in Teilen des Federzimmers über kleine Fehlstellen in Dielen und Friesen bis hin zu Brüchen im Holz an den stark belasteten Stellen. Zudem hatten die vorherigen Besitzer im Bereich der später eingebauten Tür nur zur Hälfte Dielen verlegt. Außerdem wichen die wahrscheinlich nach 1900 neu verlegten Dielenbretter in ihrer Struktur und Verarbeitung vom restlichen Boden ab.

Nach der detaillierten Schadens-aufnahme in der Werkstatt machten sich die Restauratoren aus dem Erzgebirge an die Arbeit, wobei beispielsweise darauf geachtet werden musste, dass die Zwischenlagerung bis zum Wiedereinbau vor Ort unter den gleichen klimatischen Bedingungen wie im Schloss erfolgte.

Zunächst einmal mussten die Dielen von den Schmutzresten befreit werden, wobei "Jonas Anti-Lac Universal" eingesetzt wurde, ehe durch eine schonende Trocknung bei 40 C eine neue Einbaufeuchte von 16 % Holzfeuchte eingestellt wurde. Nach der Reinigung widmete sich Parkettlegermeister Kleditzsch zunächst den abgelaufenen Stellen, denn immerhin variierten die Dielenstärken um rund 10 mm. Entsprechend wurden einzelne Dielen durch das Hobeln an der Unterseite auf 30 mm Dicke gebracht, während die zu schwachen Dielen beim Einbau unterfüttert wurden.

Nelkenöl im Knochenleim

Die Restaurierung der Oberflächen wiederum beinhaltete eine Reihe von Bearbeitungsschritten. So wurden die Brüche im Holz mit Knochenleim verleimt, wobei dem Leim Nelkenöl zugesetzt wurde, um ihn vor erneuten Schädlingsbefall zu schützen. Die Fehlstellen wiederum besserte Kleditzsch, der in früheren Jahren als Böttchermeister tätig war, unter Verwendung von Altholz aus. Jeweils die zwei zusammengehörenden Dielenbretter wurden entsprechend der ursprünglichen Breitdielung verleimt.

Ein neuer Blindboden bildete im Schloss Moritzburg die Grundlage für den historischen Dielenboden, der beim erneuten Verlegen anstelle der Holznägel mit Edelstahlschrauben von oben befestigt wurde. Die Schraubstellen sind mit Querholzscheiben aus Altholz verdeckt, wobei die Lücken mit in Bienenwachs gelöstem Schleifstaub bzw. auch Hartwachs geschlossen wurden, berichtete der Restaurator weiter.

Neben den Sanierungsarbeiten an den Böden befasste sich Kleditzsch auch mit den Sockelleisten des Federzimmers und seines Vorzimmers. Drei unterschiedliche Profile wurden hier im Laufe der Jahrzehnte eingebaut. Der Handwerksbetrieb entschied, neue Sockelleisten nach einem historischen Leistenprofil in den Abmessungen 30 x 50 mm aus Eiche anzufertigen und liegend mit Messingschrauben zu befestigen. Zur Farbangleichung an die Friese wurden die Sockelleisten mit Ammoniaklösung behandelt.

Tannin und Ammoniak für das historische Aussehen

Nicht nur die Sockelleisten sind neu gearbeitet, auch in einem Teilbereich des Federzimmers wurden neue Massivholzdielen eingebaut. So hatte sich die Schloss-verwaltung entschieden, die nachträglich im hinteren Raumviertel eingezogene Wand entfernen zu lassen. Da die dort um 1900 eingebauten Dielen großflächig hätten ergänzt werden müssen, wurde zudem beschlossen, im gesamten Raumviertel komplett neue Breitdielen zu verlegen. Zur Farbangleichung an den historischen Bestand behandelte der Pockauer Parkettlegermeister die Dielen mit Tannin und einer Ammoniaklösung. Der gesamte Boden des Prunkraums wurde ab-schließend mit "Sebosil HB", einer Siliziumdioxid-Sole mit fungizid wirkender Borsäure zur Verfestigung der Holzoberfläche eingelassen. Die Oberflächenbehandlung erfolgte durch mehrmaliges Seifen mit einer Holzbodenseife von Faxe, wobei im Bereich der neuen Dielen teilweise auf den Holzton eingefärbte Seife zum Einsatz kam.
aus Parkett Magazin 04/04 (Referenz)