Parkett Kleditzsch in der Austel-Villa

Restaurierung eines Tafelparkettbodens in Zwönitz

Die Austel-Villa, von Gustav-Friedrich Austel in den Jahren 1885/86 im Gründerstil als Wohngebäude errichtet, wird heute im Erdgeschoss von der Gastronomie genutzt, das 1.Obergeschoss beherbergt die Gebhardtsche Sammlung (Privatsammlung eines Industriellen aus der damaligen Zeit). Nach Übernahme des Gebäudes vor etwa 10 Jahren in den städtischen Besitz wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Innen- und Außenbereich ausgeführt. Im vormaligen Herrenzimmer des 1.Obergeschosses waren aufwändige Parkettrestaurierungen erforderlich. Der Auftrag ging an Parkett Kleditzsch und Holzboden Domschke in Pockau.

Massive Schäden

Vorgefunden wurde ein Tafelparkett auf Rahmenfüllungskonstruktion mit umlaufender Fremdfeder aus Nadelholz. Der 1896 eingebaute Boden befand sich in einem desolaten Zustand: Breite Fugen mit Schmutz und Wachs verfüllt, Brandflecken im Bereich des nachträglich aufgestellten Ofens, Fehlstellen in den Fensternischen und am Kaminplatz. Durch Spanplattenverlegung waren über den ganzen Boden Bohrlöcher verteilt. Die durch Knochenleim gehaltenen Deckschichten hatten sich in der gesamten Fläche, ganz massiv an der Fensterfront gelöst. Von der ursprünglichen Oberflächenbeschichtung war zum Teil noch Wachs vorhanden, große Teile der Holzoberfläche waren roh. Zudem hatte es einen Wasserschaden aufgrund undichter Türen und Fenster gegeben.

Der gesamte Tafelboden war uneben, hervorgerufen durch Quellen der Tafeln und durch gebäudebedingte Absenkung der Holzbalkendecke.

Aufwändige Mustervielfalt

Die 25 mm dicken Tafeln mit umlaufender Nut haben ein Format von 630 x 630 mm. Die 8 mm dicken Deckschichten setzten sich zusammen aus Ahorn, Eiche und Palisander. Das aufwändige Tafelmuster bestand zum großen Teil aus Eiche, aus einem 8-zackigen Mittelstern aus Ahorn und Palisander, Dreiecken in den Ecken aus Ahorn und Palisander, die zusammengesetzt über vier Tafeln ein Quadrat bilden. Für die vierseitige Außenader wurde Palisander verwendet. Eine 240 mm breite Mäander-Bordüre auf Rahmenfüllungskonstruktion war durch eine umlaufende Fremdfeder aus Nadelholz mit den Tafeln verbunden. Für die Deckschichten der Bordüre hatte man Ahorn, Eiche und Palisander, jeweils in 8 mm Dicke, gewählt. Als Wandabschluss war ein Querholzfries aus Eiche mit eingelassener Ader aus Palisander vorhanden.

Verformter Bindboden

Die Tafeln waren durch die Nut auf die auf Unterkonstruktion genagelt und durch Fremdfedern aus Nadelholz miteinander verbunden. Die Nagelung verursachte Knarrgeräusche am gesamten Boden. Das Holz hatte sich aufgrund der abgelaufenen Oberflächenversiegelung grau verfärbt. Flecken durch verschüttete Flüssigkeiten waren auf dem gesamten Boden verteilt. Wurm- oder Schädlingsbefall wurde nicht festgestellt.


Die Unterkonstruktion, eine Holzbalkendecke mit Blindboden, war durch gebäudebedingte Absenkung durchgebogen. Konkave und konvexe Verformungen am Blindboden rundeten das "Schadensbild" ab.

Restaurierung des Bodens

Beschädigte Parkett-Tafeln und Fries wurden aufgenommen. Alle Einzelteile erhielten auf der Rückseite eine Kennzeichnung und wurden in den vorbereiteten Verlegeplan übernommen. In der Werkstatt des Auftragnehmers erfolgte das Entnageln der Parkett-Tafeln. Nach anschließender Grobreinigung konnten die Schäden detailliert aufgenommen werden.

Bei den wiederverwendungsfähigen Tafeln konnten Fehlstellen ausgebessert, abgelöste Deckschichten mit Weißleim neu befestigt werden. Risse beseitigten die Parkettleger durch Ausspänen. Zur Reparatur der aus Eiche bestehenden Teile konnte vorhandenes Altholz verwendet werden. An der Fehlstelle am Kamin wurden die Tafeln und Bordüren in Größe, Aufbau und Holzarten entsprechend den vorhandenen weniger beschädigten Böden rekonstruiert. Entlang der Fensterfront hatte der Wassereinbruch im Bereich der Bordüre die Unterkonstruktion beschädigt und verquollen, die Verleimung zerstört, Deckschichten waren zum Teil nicht mehr vorhanden. Deshalb erfolgte auch hier ein Neubau nach Originalvorlage.

Vor der Neuverlegung musste der Blindboden in Teilbereichen ausgeglichen werden. Dann wurden die vor Ort gereinigten, die restaurierten und die rekonstruierten Parkett-Tafeln und Bordüren sorgsam eingebaut, anschließend der gesamte Boden auf lose Deckschichten untersucht. Untergespritzter Fischleim schaffte hier Abhilfe. Breite Fugen ließen sich per Hand auskratzen und danach aussaugen. Zum Verschließen der Fugen und Schraublöcher verwendeten die Parkettspezialisten eine Masse aus Fischleim und Schleifstaub.

Geschliffen wurde der Boden schonend per Hand, um den Substanzverlust am Altholz so gering wie möglich zu halten. Der Feinschliff erfolgte mit einem Schleifvlies. Zur Oberflächenbehandlung kam das Classic-lmprägnieröl High-Solid der Firma Berger-Seidle zum Einsatz. Nach Auspolieren des Überschusses wurde Classic-Top Wachs des gleichen Herstellers aufgetragen und endpoliert.

Da auch die Sockelleisten teilweise fehlten, mussten neue Sockelleisten aus Eiche nach Vorlage der bestehenden Leisten angefertigt werden. Sockel- und Flachleisten, gebeizt im Farbton der Wandverkleidung, erhielten wie der Boden einen Oberflächenschutz aus Öl und Wachs. Eine anschließend vor alle Sockelleisten hochkant genagelte Flachleiste verschließt die durch die Absenkung des Bodens entstandenen Fugen zwischen Boden und Sockelleisten.

Zum Abschluss der Arbeiten erfolgte eine Einpflege des Bodens mit Superwax.
aus Parkett Magazin 01/10 (Referenz)