Produkte für nachhaltige Bodensysteme

Was macht einen grünen Boden aus?

Baubiologische Fußbodenaufbauten sind ein fester Bestandteil des ökologisch verantwortungsvollen Bauens und Renovierens. Die Anbieter von Bodenbelägen und Verlegewerkstoffen bedienen die Nachfrage nach nachhaltigen, wohngesunden Produkten und Systemen inzwischen vielfach in eigenständigen, zertifizierten Produktfamilien. Parkett Magazin gibt einen Überblick.

Ökologisch verantwortungsvolles Bauen und Renovieren hat vor allem bedingt durch den Klimawandel jenseits der einstiegen "Öko-Nische" einen neuen Stellenwert bekommen. Baubiologische, wohngesunde Fußbodenaufbauten machen hier keine Ausnahme: Neben den technischen Eigenschaften von Unterböden, Bodenbelägen sowie allen eingebrachten Verlegewerkstoffen sind auch ökologische und gesundheitliche Aspekte zunehmend zu bewerten. Inhaltsstoffe, Ressourcenverbräuche, Emissionen und nicht zuletzt auch Abfälle von Altprodukten und Verpackungen fließen in die Gesamtbetrachtung ein - und stellen die Unternehmen der Branche mitunter vor große Herausforderungen.

"Die Vermeidung von Emissionen, die Rückführung von Wertstoffen in den Produktionskreislauf, überwiegend kurze Transportwege und die Nutzung von recyclingfähigen Werkstoffen", benennt Bodenbelagshersteller Parador seinen Anspruch an einen verantwortlichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Die EMAS II-Zertifizierung, die regelmäßig revalidiert wird, sei ein wichtiges Werkzeug zur kontinuierlichen Optimierung der Prozesse. Die jährlichen Fortschritte können in der öffentlich zugänglichen Umwelterklärung nachgelesen werden. Darüber hinaus werden Themen wie Lieferketten, die Nachvollziehbarkeit der Materialien und die Produktion "made in Germany and Austria" für die Handelspartner auf der Website sowie in Marketingmaterialien und am POS dargestellt.

In aller Regel führen die Hersteller von Bodenbelägen, Verlegewerkstoffen und Zubehör ihre umweltgerechten Produkte und Systeme in eigenständigen, entsprechend zertifizierten Produktfamilien. Zu den bekannten Siegeln wie Blauer Engel und Emicode kommt eine Reihe weiterer, meist internationaler Zertifikate. Die Handelspartner von Haro setzen beispielsweise vor allem auf den Blauen Engel sowie auf PEFC für Parkett. Parador-Böden, für die durchgängig Umweltproduktdeklarationen vorliegen, sind vielfach mit internationalen Zertifikaten wie Nordic Swan, A+, PEFC und FSC gekennzeichnet. Einen besonderen Weg geht Mafi: Der österreichische Holzbodenhersteller, der mit der Spezialisierung auf geölte, luftgetrocknete Oberflächen seit jeher für reine Naturprodukte steht, hat vor Kurzem die Living Product Challenge absolviert - eines der weltweit strengsten Zertifizierungsprogramme, mit dem nur vollständig nachhaltige Produkte ausgezeichnet werden.

Parkett überzeugt
mit klimapositiven Eigenschaften

Holzböden überzeugen bekanntermaßen mit ihren klimapositiven Eigenschaften. Die Frage, ob ein nachhaltiger Fußboden grundsätzlich aus Holz sein muss, wird je nach Sortimentsspektrum des Herstellers unterschiedlich beantwortet. Hamberger argumentiert die Nachhaltigkeit seiner Produkte etwa generell mit kurzen Transportwegen, optimiertem Energie- und Rohstoffeinsatz in der Produktion, Wohngesundheit, Langlebigkeit und Wiedereinführung in den Stoffkreislauf am Ende der Nutzungsdauer. Die Handelspartner von Haro würden von ihren Kunden vermehrt gefragt, wie und vor allem wo ein Parkett, Design- oder Laminatboden produziert wird. "Deshalb ist das Thema Made in Germany, also wo kommt der Boden her, ein für die Verbraucher immer wichtiger werdendes Entscheidungskriterium", stellt der Hersteller aus Rosenheim fest.

Die beiden Schwesterunternehmen Jaso und Trumpf machen die Herkunft ihres Parkett mit dem neuen Markenkonzept Blackforest Woodproducts deutlich (mehr darüber im Interview des Monats mit Geschäftsführer Michael Schmid ab Seite 22). Dahinter steckt kein oberflächliches Marketingdenken, sondern echte Überzeugung: So kommt die Fichte für die Trägerschichten von zwei benachbarten Sägewerken, das Holz für die Decklagen ebenfalls aus der Region, etwa die Eiche zu 90 % aus Frankreich. Die Produktion ist bereits CO-neutral, bis 2030 soll sie CO-negativ sein. Dabei wird auch an vielen kleinen Stellschrauben gedreht, die Muster zum Beispiel nicht mehr foliert, sondern im Karton verpackt.

Parador benennt holzbasierte Böden wie Parkett und Laminat als erste Wahl, wenn es um nachhaltige Fußböden geht. "Durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe sind sie nahezu C02-neutral und somit besonders klimaschonend". Insbesondere qualitativ hochwertige Parkett- und Laminatböden zeichneten sich überdies durch ihre Langlebigkeit aus und seien so zugleich ressourcenschonend. "Aber auch bei der Entwicklung nicht-holzbasierter Böden setzen wir auf nachhaltige Aspekte", erklären die Coesfelder und verweisen in diesem Zusammenhang auf ihren PVC- und weichermacherfreien Designboden Modular One.

Kritisch sieht Edwin Lingg, Geschäftsführer Lico, wie Designböden mitunter als nachhaltig und wohngesund argumentiert werden: "Aufgrund von etlichen Fake-Produkten am Markt sind Bezeichnungen wie Naturboden oder Bioboden bereits sehr strapaziert. Die gesamte Branche hat somit beim Endkunden an Glaubwürdigkeit verloren", sagt er. Lico selbst unterteilt zwischen Designprodukten (z.B. Vinyl), PVC-freien Produkten (z.B. auf Basis von PP oder PET) und kunststofffreien Naturprodukten wie Printkork, Micodur oder Lino Design.

Recyclingmaterialien sind auf dem Vormarsch

Im Bereich Verlegezubehör positioniert sich der Südtiroler Leistenhersteller Pedross seit jeher konsequent umweltorientiert. "Wir planen, produzieren und investieren enkeltauglich", betont Martin Pedross (mehr dazu im Titelinterview dieser Ausgabe ab Seite 18). Produktseitig stehen dafür lösungsmittel- und formaldehydfreie Leisten aus PEFC-zertifizierten Hölzern. Den aktuellen Oberflächentrend Rohholzoptik setzen die Südtitroler übrigens rein ökologisch mit lebensmittelechtem Bienenwachsöl-Finish um.

Im Aluminiumprofile-Segment verbessert Küberit seit einigen Jahren aktiv die Öko-Bilanz seiner Produkte. Die Reduktion des Stromverbrauchs sowie von Verpackungsmaterialien und eine effizientere Nutzung des Rohstoffs Aluminium werden stetig vorangetrieben. Inzwischen verwendet der Profilehersteller aus Lüdenscheid laut eigenen Angaben schon bis zu 70 % recyceltes Sekundäraluminium für seine Boden-, Wand- und Treppenkantenprofile. Der Anteil soll weiter gesteigert werden. In der Produktion anfallende Metallabfälle würden bereits zu 100 % dem Recyclingkreislauf wieder zugeführt.

Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren auch in der Baustoffindustrie stetig an Bedeutung gewonnen, denn Endverbraucher wünschen sich in den eigenen vier Wänden wohngesunde Produkte, heißt es von der PCI-Gruppe, die aktuell einen Schwerpunkt auf das Thema wohngesundes Bauen legt. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten sei insbesondere bei Planern, Architekten und Verarbeitern gestiegen. Als eines der Gründungsmitglieder der GEV setzt Thomsit auf das Emicode-Siegel: "Rund 98 % aller Thomsit-Produkte sind mit EC1/EC1+ zertifiziert. Viele unserer Produkte, insbesondere die PCI-Verlegewerkstoffe aus dem Sortiment Fußbodentechnik, sind darüber hinaus mit dem Blauen Engel ausgezeichnet." Der Augsburger Bauchemiehersteller unterstützt seine Handwerkskunden zu den Themen Wohngesundheit und Nachhaltigkeit mit entsprechendem Know-how in Schulungen und auf seiner Website.

Einen ganz eigenen Weg geht man seit Kurzem bei Kiesel: Das Bauchemieunternehmen zeichnet eigene Produkte, die "den höchsten Maßstäben in puncto Nachhaltigkeit gerecht werden", mit dem selbst initiierten Label "Ki One World" aus. "Mit Ki One World gelingt es uns, einen allgemeinen Überblick über besonders nachhaltige Produkte in unserem Sortiment zu ermöglichen. Explizit beziehen wir damit Spachtelmassen und weitere Pulverprodukte in unsere Nachhaltigkeitsstrategie ein", erklärt Geschäftsführerin Beatrice Kiesel-Luik. Das Hervorheben der nachhaltigen Eigenschaften erleichtere dem Verarbeiter die Auswahl der Produkte - für Kiesel bedeutet dies einen klaren Service für den Handwerker.

Dass nachhaltige Verlegewerkstoffe für die einzelnen Einsatzbereiche von den meisten deutschen Bauchemieherstellern im oberen Preissegment erhältlich sind, kann Parkettlegermeister Klaus Bauer bestätigen. "Produkte mit dem Blauen Engel und Emicode 1+ sind getestet und funktionieren gut, schließlich können wir als Fachhandwerker keine Risiken eingehen", sagt der Fachmann (mehr dazu im Interview ab Seite 50).

Nachhaltigkeit betrifft neben den Spachtelmaßen, Klebstoffen und Lacken selbst auch ihre Verpackungen. Denn die Klimaschutz-Bestimmungen der Europäischen Union, nach denen der Kontinent bis 2050 klimaneutral werden soll, wird Plastikmüll in Zukunft deutlich teurer machen. Für die bauchemische Industrie hat das Minimieren von Verpackungsabfällen spätestens jetzt oberste Priorität bekommen. Konkrete Fortschritte melden einige Unternehmen aktuell bei der Umstellung auf Recycling-Gebinde. Beispielsweise folgt Pallmann seit Jahresbeginn seiner Schwestermarke Uzin mit dem schrittweisen Wechsel zu Gebinden aus 100 % Recyceling-Kunststoff. Ebenso wie Bauchemiehersteller Bostik, der seine DIN-geprüfte "ECO+"-Range auf Basis nachwachsender Rohstoffe seit Kurzem ebenfalls in Verpackungen aus 100 % Recyceling-Kunststoff ausliefert.
| Imke Laurinat


3 Fragen an Florian Fillafer, Mitglied der Geschäftsführung Mafi

Allumfassende Transparenz in allen Bereichen

Parkett ist nachweislich eine CO2-Senke und damit wirksam klimaschonend. Kann man das dem Endkunden vermitteln oder ist es zu abstrakt?

Dieser Fakt ist vielen unserer Kunden bekannt. Dazu muss man sicherlich ergänzen, dass Mafi-Kunden oft von sich aus bereits starkes Interesse an ökologischen Bauformen sowie -materialien mitbringen und deshalb den Weg zu uns gefunden haben.

Wie wichtig sind in der Vermarktung Argumente wie Regionalität, Holzherkunft und transparente Lieferketten?

Besonders die allumfassende Transparenz in allen Bereichen ist für uns seit jeher ein wichtiges Mittel Vertrauen herzustellen. Diese gelebte Transparenz bedeutet aber auch, Nachhaltigkeit aufrichtig ins Zentrum des eigenen Wirkens zu stellen und laufend weiterzuentwickeln.

Nachhaltigkeitsnachweisewie Cradle to Cradle-Zertifikate sind in öffentlichen Ausschreiben, aber auch für private Bauvorhaben zunehmend gefordert. Wie unterstütztMafiPlaner undBauherrenhierbei?

Zertifikate, und noch wichtiger die Arbeit dahinter, sind für uns ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Tatsächlich bauen wir diesen Bereich derzeit stark aus und beschäftigen uns auch mit internationalen Zertifizierungsprogrammen. So haben wir mit unserem Sustainability Manager eine eigene Stabsstelle etabliert, die sich ausschließlich mit der Verbesserung unseres ökologischen Fußabdruckes beschäftigt. Zudem fungiert er als kompetente Anlaufstelle für Planer, Kunden als auch unseren Mitarbeitern.


3 Fragen an Stefan Pföhler, Vertriebsleiter Meisterwerke

"Laminat ist ein absoluter Öko-Boden"

Wohngesunde Böden sind ein Trend - werden Umweltzertifikate entsprechend stärker nachgefragt?

Wohngesundheit muss belegbar sein, sonst leidet die Glaubwürdigkeit und die Kunden werden da durchaus auch kritischer. Deshalb setzen wir zusätzlich zum Blauen Engel bei unseren Laminat- und Designböden schon seit einiger Zeit auf eine Prüfung durch das Eco-Institut mit seinen wesentlich strengeren Grenzwerten und einer starken Fokussierung auf Produktemissionen.

Muss ein nachhaltiger Fußboden grundsätzlich aus Holz sein? Gibt es Ihren Favoriten?

Holz als nachwachsender Rohstoff ist in seiner ökologischen Bilanz natürlich sehr vorteilhaft. Wenn es dann noch möglichst ressourcenschonend eingesetzt wird, wie beim Meister Parkett Longlife und unserem innovativen Lindura-Holzboden, sind die Produkte in Sachen Nachhaltigkeit schon sehr weit vorne. Genauso ist Laminat mit über 95 % natürlichen Inhaltsstoffen ein absoluter "Öko-Boden", der auch in der Entsorgung keine Probleme bereitet.

Wie differenzieren Sie zwischen Ihren verschiedenen Produktgruppen? KönnenSie alle glaubwürdig als nachhaltig und wohngesund argumentieren?

Da wir ausschließlich am Unternehmensstandort in Rüthen-Meiste produzieren und genau wissen, was in unseren Produkten steckt, sind Nachhaltigkeit und Wohngesundheit über alle Produktgruppen gegeben und auch belegt - das ist Teil unserer DNA. Wer sich für einen Meister-Boden oder -Paneel entscheidet, entscheidet sich für Qualität Made in Germany.



3 Fragen an Maik Evers, Leiter Technischer Service Fußbodentechnik Mapei

Ein Großteil der Produkte trägt die wichtigsten Umweltzertifizierungen

WelcheRolle spielen Umweltaspekte in der Kundenberatung?

Umweltaspekte sind neben weiteren technischen Aspekten auch ein Thema in der Beratung. Grundsätzlich ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen und diese bestmöglich zu beraten. Dabei wird immer öfter auch das Thema Nachhaltigkeit thematisiert und konkret nachgefragt. Wir als Firma Mapei setzen uns mit der Thematik intensiv auseinander, sind entsprechend gut aufgestellt und können dahingehend auch gezielt beraten und Lösungen anbieten.

Inwiefern unterstützt Mapei Handwerker mit entsprechendem Know-how für die Endkundenberatung?

Wir bieten regelmäßig Schulungen an, bei denen auch das Thema Nachhaltigkeit thematisiert wird. Bestimmte nachhaltige Produkte werden besonders beworben, sodass auch der Handwerker sensibilisiert wird und Möglichkeiten aufgezeigt bekommt. Entsprechend kann er das Know-how auch bei seinen Kunden nutzen. Unser technischer Service berät zudem im Einzelfall und hilft bei der Produktauswahl sowie bei der Erstellung von Nachweisen etc.

Nachhaltigkeitsnachweise werden in Ausschreibungen zunehmend gefordert. Wie unterstützt Mapei Planer und Verlegebetriebehierbei?

Bereits heute ist ein Großteil der Mapei-Produkte mit den wichtigsten Umweltzertifizierungen ausgezeichnet. Diese sind die Grundlage zur Erstellung nachhaltiger Gebäude. Architekten und Projektentwickler wählen dabei die entsprechenden Produkte für eine Gebäudezertifizierung wie LEED oder DGNB aus. Mapei trägt z.B. über Umwelt-Produkt-Deklarationen, Emicode, Blauer Engel oder geruchsarmen Produkten nach ISO 16000:28 dazu bei. Diese und weitere Nachweise sind auf unserer Website jederzeit zugänglich. Auf Anfrage unterstützen wir selbstverständlich gerne vor Ort.


3 Fragen an Thomas Biebusch, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing von KWG

"Wir planen mit unseren Kunden nachhaltige Ausstellungsbereiche"

Können Sie Ihre Produkte als nachhaltig und wohngesund bezeichnen?

Wir haben bereits 2019 eine eigenständige, nachhaltige Linie aufgebaut, die wir auch in einer "Natur & Design-Broschüre" zusammengefasst haben, um unseren Kunden klar die Abgrenzung aus unserem Portfolio zu erleichtern. Wir können durch die entsprechende Darstellung in dieser Broschüre und auch durch den Hinweis auf den "Blauen Engel" eindeutig die Nachhaltigkeit dokumentieren.

Informieren Sie Ihre Kunden gezielt zu nachhaltigen Produktalternativen?

Wir informieren nicht nur gezielt, sondern wir planen zusammen mit ausgewählten Kunden auch Ausstellungsbereiche, die explizit auf diese Gattung von Bodenbelägen hinweisen, um dem Endkunden einen Leitfaden in der Ausstellung zu geben. Durch dieses Herausarbeiten wird dem Verkäufer auch die Beratung für nachhaltige Bodenbeläge enorm erleichtert.

Hat sich durch die Corona-Pandemie der Stellenwert von "Wohngesundheit" und "Nachhaltigkeit" bei Endverbrauchern verstärkt?

Wir beobachten seit 2018 einen deutlichen Trend in Richtung Wohngesundheit und Nachhaltigkeit, was auch der Grund für unsere Initiativen war. Diese Entwicklung hat sich im Jahr 2020 nochmals verstärkt und das, obwohl es bei geschlossenen Ausstellung deutlich schwerer wird, beratungsintensive Produkte anzubieten. Wir sehen hier eindeutig den Beweis, dass unsere Strategie, zusammen mit unseren Kunden auf spezielle Ausstellungsbereiche zu setzen und intensive Schulungen mit dem Verkaufspersonal durchzuführen, der richtige Weg ist.


3 Fragen an Carolin Deisl, Deisl Parkettmanufaktur

"Massivparkett hat eine ausgezeichnete Ökobilanz"

Muss ein nachhaltiger Fußboden grundsätzlich aus Holz sein? Positionieren Sie sich bewusst gegen anderen Produkttypen?

Nein, aber wir halten die "Holz-Fahne" schon sehr hoch. Liegt auch nahe bei der Ökobilanz.

Und wie sehen Sie Ihre Spezialität Massivparkett versus dem marktbeherrschenden Mehrschichtparkett?

Unser Produkt, das Massivparkett, ist schon seit Jahrhunderten auf nachhaltige Weise im Einsatz. Heute würde man sagen, es hat eine ausgezeichnete Ökobilanz. Kein Verkleben unterschiedlicher Lagen, keine Maschineneinsatz und keine Energie zum Pressen. Einfach ein Stück Holz auf das passende Format zugeschnitten und sanft behandelt. Wir versuchen auch, die Produktionsabläufe nachhaltig zu gestalten. Daher fertigen wir ausschließlich auftragsbezogen. Dies ermöglicht uns eine individuelle und umweltschonende Produktion.

Wie wichtig sind Argumente wie Regionalität, transparente Lieferketten? Werben Sie damit?

Eher argumentieren als werben. Die Herkunft des Rohmaterials und der Ort der Produktion werden für viele Menschen immer wichtiger. Unnötig lange Lieferwege sollen minimiert werden. Auch stellen wir fest, dass Kunden sich im Vorfeld genau über die Zusammensetzung der Öle informieren. Uns kommt das Umdenken der Menschen bzw. die Wichtigkeit der Nachhaltigkeit schon sehr zugute. Wir haben bereits vor über 20 Jahren begonnen, nachhaltig zu leben und zu produzieren. Unsere Lieferanten sind zum Beispiel nicht weiter als 250 km entfernt.


3 Fragen an Josef Stoppacher, Geschäftsführer Weitzer Parkett

"Holz ist genial"

Muss ein nachhaltiger Fußboden grundsätzlich aus Holz sein? Positionieren Sie sich bewusst gegen andere Produkttypen?

Wir stehen für Holz seit 190 Jahren. Wir haben unser Know-how in der Holzverarbeitung stetig vertieft und ausgebaut, daher wissen wir, wie vielseitig dieser Werkstoff ist - wie genial Holz ist. Zudem ist Holz der einzige nachwachsende Rohstoff. Deshalb können wir diese Frage nur mit ja beantworten.

Wie wichtig sind Argumente wie Regionalität, transparente Lieferketten, Holzherkunft?

Zum einen sind diese Punkte wichtig, zum anderen ist die Transparenz bei diesen Themen wichtig. In der Branche gehören wir zu jenen, die z.B. die Beschaffung offen kommunizieren. Konsumenten müssen darüber informiert sein, um ihre Kaufentscheidung dahingehend hinterfragen zu können.

Parkett/Holzböden sind nachweislich eine CO2-Senke und damit klimaschonend. Kann man das dem Endkunden verständlich vermitteln?

Ja,natürlich. Es gibt sogar eine eigene europaweite Kampagne der FEP (Verband der Europäischen Parkettindustrie) inklusive CO2-Rechner. Darüber sprechen wir auch aktiv mit unseren Kunden bzw. kommunizieren das auch. Das muss in Zukunft aber noch verstärkt werden, damit es in den Köpfen der Konsumenten bleibt.


3 Fragen an Dirk Beneke, Business Manager Hardflooring DACH, Tarkett

"Mit neun eigenen Recycling-Werken gehen wir beispielhaft voran"

Welche Rolle spielen für Sie Umweltlabel? Welche Zertifikate tragen Ihre Produkte und Ihr Unternehmen?

Tarkett ist der erste Holzfußbodenhersteller in Europa mit Cradle to Cradle-zertifizierten Produkten. Alle unsere Holzfußböden mit einer Gesamtstärke von 10 mm oder mehr sind Cradle to Cradle Silber zertifiziert. Unsere Parkettwerke in Hanaskog (Schweden) und Orzechowo (Polen) sind nicht nur nach ISO 14001 und ISO 9001, sondern auch FSC- und PEFC-zertifiziert. Dies bedeutet, dass wir auf Bestellung FSC-zertifizierte Eiche-, Buche-, Esche- oder Ahorn-Böden liefern. Generell beziehen wir das Rohmaterial für unsere Böden aus dem kleinstmöglichen Umkreis, beispielsweise das Rohmaterial für unsere Eiche-Parkette aus Europa.

Die Themen "Wohngesundheit" und "Nachhaltigkeit" bekommen bei Endverbrauchern immer höheren Stellenwert. Kommt das bei Ihnen an, hat es sich eventuell sogar durch die Corona-Pandemie verstärkt?

Das Thema ist nicht nur im Bereich Parkett, sondern bei allen Böden aus dem Tarkett Produktportfolio mit einer sehr hohen Priorität versehen. Die Aufmerksamkeit darauf seitens unserer Kunden und der Endverbraucher verstärkt sich tatsächlich stetig.

Die Verwendung geprüfter Inhaltsstoffe und daraus resultierende extrem niedrige Emissionen stehen bei uns im Vordergrund. Mit dem MHS (Material Health Statement) legen wir die Inhaltsstoffe vieler unserer Produkte offen. Bereits bei der Produktentwicklung wird der gesamte Lebenszyklus unserer Böden berücksichtigt, also die Rohstoffgewinnung, Materialgesundheit, Langlebigkeit und Lösungen für die Wiederverwertung. Mit neun eigenen Recycling-Werken gehen wir beispielhaft in Richtung Kreislaufwirtschaft voran und bieten unseren Partnern, je nach Produkt und Projektart, die Rücknahme von Verlegeresten und Altbelägen innerhalb unseres "ReStart" Programms an.

Wie differenzieren Sie zwischen Ihren verschiedenen Produkten? Können Sie alle glaubwürdig als nachhaltig und wohngesund argumentieren?

Um eine wirklich aussagekräftige Antwort geben zu können, muss "nachhaltig" und "wohngesund" genauer definiert werden. Um einige Anhaltspunkte zu geben: 98 % aller Inhaltsstoffe in Tarkett-Böden sind nach den C2C-Kriterien bewertet, über 100 unterschiedliche Böden sind nach C2C zertifiziert, 98 % unserer Bodenbeläge weisen einen niedrigen Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) auf.



Karl Heinz Hausberg, Vertriebsleiter DACH/Italien US Floors International über

Nachhaltigkeitsbewusstsein

Ich habe nicht den Eindruck, dass das Thema Nachhaltigkeit durch die Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Das hat schon seit der "Friday for future"-Bewegung von Grea Thunberg zugenommen. Wir haben gerade unser "Circular Life"-Konzept gestartet, um auf die Fragen unserer Kunden zur Nachhaltigkeit zu reagieren.

PVC und Nachhaltigkeit

Die meisten Fragen der Endverbraucher beziehen sich tatsächlich auf pthalat- und weichmacherfreie, emissionsarme Produkte. Und unsere Produkte sind pthalatfrei und emissionsarm, das belegen die entsprechenden Zertifikate. Wir sind auch nach wie vor von "gesunden" PVC-Produkten überzeugt, weil sie viele Vorteile für den Verbraucher bieten: Schalldämmung, Gehkomfort, Langlebigkeit, Pflegeleichtigkeit, Wasserbeständigkeit und naturnahe Optik.


3 Fragen an Christian Steiner, Director Total Quality Management Bauwerk Group

"Umweltlabel sind für uns von zentraler Bedeutung"

Welche Rolle spielen für Sie Umweltlabel? Welche Zertifikate tragen Ihre Produkte und Ihr Unternehmen?

Umweltlabel sind für uns von zentraler Bedeutung. Von der Governance-Seite unterstützen wir dies durch ein implementiertes Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 an allen Hauptproduktionsstandorten.

Freiwillige Umweltlabels sind sehr vielseitig. Deshalb haben wir uns, abgestimmt auf unseren Business Kontext, für aussagekräftige und etablierte Labels entschieden. Auf der Emissionsseite sind dies vor allem das Eco Institut-Label sowie relevante Gebäudezertifizierungen in unseren Verkaufsmärkten. Auf der Ressourcennutzungsseite ist das C2C Gold Zertifikat unser Flaggschiff, gefolgt von Nachhaltigkeitszertifikaten für unseren Rohstoff Holz, z.B. FSC. Übrigens erhielten wir vor etwa sieben Jahren als erstes Parkettunternehmen weltweit das C2C Gold Zertifikat. Zudem sind alle unsere Standorte FSC-zertifiziert.

Muss ein nachhaltiger Fußboden grundsätzlich aus Holz sein? Positionieren Sie sich bewusst gegen andere Produkttypen?

Im Grunde bedeutet Nachhaltigkeit, dass dasselbe immer und immer wieder getan werden kann, ohne Schaden an Mensch und Natur zu verursachen. Aus unserer Sicht ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, der durch die richtige Nutzung genau das erfüllen kann. Wir positionieren uns nicht gegen andere nachhaltige Fußbodenlösungen. Wir stehen für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement und tragen zur Aufrechterhaltung und Wiederaufbau der Biodiversität als Haupt-Enabler für den Kampf gegen den Klimawandel bei.

Parkett/Holzböden sind nachweislich eine CO2-Senke und damit effektiv klimaschonend. Kann man das dem Endkunden (verkaufswirksam) vermitteln?

Die klimaschonende Wirkung kann Konsumenten sehr gut vermittelt werden. Wichtig ist es jedoch, weitere Möglichkeiten nach dem Ende der Nutzungsdauer in Betracht zu ziehen und diese Szenarien auch anzusprechen und umzusetzen.


Martin A. Dolkowski, Head of R & D Admonter, über...

...Umweltlabel

Umweltlabel spielen für uns eine sehr große Rolle, dies spiegelt sich in den bereits vorhandenen Zertifikaten wider: PEFC, EPD, Österreichisches Umweltzeichen, 100 % made in Austria.

...Nachhaltigkeit & Regionalität

Was am stärksten durch die Pandemie deutlich wurde ist, dass Endkunden immer mehr Wert auf Regionalität legen. Hier punkten wir mit 100%-iger Herstellung in Österreich in jeder Hinsicht. Die Themen Nachhaltigkeit und Wohngesundheit spielen bei uns bereits seit längerem eine Rolle, in dieser Hinsicht wurden wir nicht von unseren Kunden überrascht.

...den nachhaltigsten Fussboden

Uns stellt sich nicht die Frage, ob je ein anderes Material als Holz nachhaltiger sein wird, denn wir setzen seit fast 1000 Jahren auf diesen Rohstoff und das hat sich bewährt und kann mittlerweile in Form einer EPD (Umweltproduktdeklaration) auch in konkreten Zahlen abgebildet werden.


Nachgefragt bei Tomas Cordes, Geschäftsführer Amorim Deutschland

"Unser Bestreben ist, CO2-negativ zu sein"

Welche Rolle spielen Umweltlabel? Welche tragen Ihre Produkte?

Die Zertifizierungen bieten dem Verbraucher eine zuverlässige Orientierung und geben Sicherheit in Bezug auf Wohngesundheit und Umweltschutz. Eine der wichtigsten und bekanntesten Zertifizierungen ist der Blaue Engel, den alle Amorim Wise Bodenbeläge und alle Wicanders Kork-Kollektionen tragen. Außerdem sind unsere Produkte mit Greengard, TÜV-Proficert und A+zertifiziert. Für Planer und Architekten spielen unsere EPD und die Global Green Tag CertTM-Zertifizierungen eine wesentliche Rolle, da sie auf das Punktekonto der LEED- und BREEAM-Zertifizierungen einzahlen. Alle Kork-Designböden durchlaufen die Tests für das Kork-Logo mit seinen hohen Anforderungen.

Muss ein nachhaltiger Fußboden aus Kork oder Holz sein?

Neben Kork gibt es noch weitere nachhaltige Bodenbeläge. Aber Kork ist der einzige, der den typischen Wohnkomfort bietet - er ist wärmer als andere Varianten, fühlt sich angenehm an, ist robust und hygienisch und hat dazu noch Dämmeigenschaften. Diese Eigenschaften vereint kein anderer Bodenbelag.

Wie differenzieren Sie zwischen Ihren verschiedenen Produkten? Können Sie auch die Böden mit PVC-Anteilen glaubwürdig als nachhaltig und wohngesund argumentieren?

Alle unsere Produkte enthalten Kork, eins der nachhaltigsten Materialien, das in der Herstellung von Bodenbelägen verwendet wird. Bei unseren LVT achten wir strengstens darauf, dass sie frei von Weichmachern sind und alle Kriterien eines wohngesunden Bodenbelags erfüllen. Das bestätigen ihre zahlreichen Zertifizierungen: Greenguard in "Gold", VOC-Ausstoß mit A+ in der besten Klasse, die TÜV-Proficert-Zertifizierung haben wir 2018 als erster Bodenbelagsproduzent in der höchsten Stufe "Premium" erhalten und die CE-Kennzeichnung belegt die Konformität mit den geltenden Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltschutzstandards für Produkte. Der Nachhaltigkeitsanteil ist sicherlich hoch, aber PVC an sich darf nicht als nachhaltig bezeichnet werden.

Wie wichtig sind Argumente wie Regionalität, nachwachsende Rohstoffe, Rohstoffherkunft, transparente Lieferketten?

Amorim-Bodenbeläge sind das Ergebnis einer Kreislaufwirtschaft, die Korkreste und gebrauchten Kork in werthaltige und nachhaltige Produkte umwandeln will. Amorim gestaltet alle Prozesse bis ins Detail nachhaltig. Der Kork wird in Portugal gewonnen und verarbeitet; die gesamte Rinde wird verwertet, und es entstehen keine Korkabfälle. Die Kork-Lager und Verarbeitungsbetriebe liegen in der Nähe der Korkeichenwälder, um Transportwege zu minimieren und den CO2-Fußabdruck zu minimieren. Korküberschüsse in der Produktion werden gesammelt, granuliert und in den Prozess zurückgeführt. Korkstaub wird abgesaugt, in Silos geführt und dort zur Erzeugung von Energie aus Biomasse verbrannt. Die thermische Verwertung des Staubs liefert 65 % der in den Produktionsstätten gebrauchten Energie und ist CO2-neutral.

Seit März verwenden wir für unsere Verpackungen kein nicht nachhaltig gebleichtes Papier mehr, sondern nutzen stattdessen recycelte, haltbarere, widerstandsfähige nachhaltige Alternativen. Wir gehen sogar noch weiter und haben die Einleger durch einen auf den Karton gedruckten QR-Code ersetzt, mit dem unsere Kunden einfachen Zugriff auf alle Informationen haben. Dadurch retten wir 900 Bäume, die gefällt werden müssten, um die 75 t-Papier nur für die Einleger herzustellen.

Unsere Logistik, zum Beispiel, der Wechsel zu Containertransporten, unterstützt unser Bestreben, CO2-negativ zu sein. Auf unseren Webseiten, den Social Media-Kanälen und in unseren Broschüren spielt die Nachhaltigkeit von Kork und unseren Produkten eine große Rolle - alles so transparent und nachvollziehbar wie möglich mit Zahlen, Daten und Fakten untermauert.

Kork(böden) binden nachweislich CO2 und sind damit effektiv klimaschonend. Kann man das dem Endkunden verständlich vermitteln?

Kork verkörpert den Zeitgeist nachhaltigen Wohnens - nicht allein, weil es ein nachwachsender, CO2-bindender und recycelbarer Rohstoff ist. Unser Produkt Amorim Wise ist sogar klimapositiv. Das Image von Kork hat sich in den letzten zehn, 15 Jahren stark verändert, auch dank moderner Optiken. Und es ist ein emotionales Produkt. Dennoch kann die Fangemeinde und das Wissen über Kork beim Endkunden durchaus noch wachsen. Daran arbeiten wir gemeinsam mit dem deutschen und portugiesischen Kork-Verband - auch mit zielgerichteten, internationalen, erfolgreichen Kampagnen.



Nachgefragt bei Thomas Zipse, geschäftsführender Gesellschafter Zipse

"Noch gezielter auf Korkböden aufmerksam machen"

Welche Rolle spielen Umweltlabel für Sie?

Die Produkte werden immer ähnlicher und für den Endverbraucher kaum unterscheidbar. Deshalb sind Umweltlabel für den Endverbraucher sehr wohl ein Unterscheidungsmerkmal. Vor allem solche, die für wohngesunde, nachhaltige Produkte stehen. Unsere Korkböden tragen das Umweltsiegel "Blauer Engel".

Haben nachhaltige, wohngesunde Produkte durch die Pandemie Auftrieb erhalten?

Die Nachfrage nach Korkböden ist bei uns 2020 gestiegen und hat sich durch die Pandemie verstärkt. Deshalb gehen wir von einer erhöhten Nachfrage nach natürlichen, sprich nachhaltigen Produkten aus.

Informieren Sie Ihre Kunden gezielt zu nachhaltigen Produktalternativen?

Als Korkspezialist, der sich seit über 40 Jahren mit dem Naturbaustoff Kork befasst, haben wir in der Vergangenheit schon in regelmäßigen Abständen die Kunden auf die nachhaltigen Korkböden aufmerksam gemacht und werden es künftig noch gezielter tun.

Wie differenzieren Sie zwischen Ihren verschiedenen Produkten? Können Sie alle glaubwürdig als nachhaltig und wohngesund argumentieren?

Bei Ziro werden derzeit lediglich Bodenbeläge aus natürlichen Materialien als "nachhaltige Produkte" deklariert. Dazu zählen welche aus Kork, Linoleum, Holz und Mineralien.

Wie wichtig sind Argumente wie Regionalität, transparente Lieferketten und CO2-neutrale Verpackung?

Diese Punkte sind bei unseren Vertriebspartnern wohl noch nicht so wichtig, da wir so gut wie nie damit konfrontiert werden. Uns selbst sind die genannten Punkte jedoch wichtig, deshalb versuchen wir derzeit im Hinblick auf die Nachhaltigkeit diese Themen zu durchleuchten und aufzuarbeiten.

Wer befasst sich aus Ihrer Sicht stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit: Handel oder Handwerk?

Die Händler befassen sich eher mit dem Thema Nachhaltigkeit als die Handwerker.


3 Fragen an Herbert Kendler, Geschäftsführer Tilo

"Regionalität und Nachhaltigkeit werden bei uns groß geschrieben"

Muss ein nachhaltiger Fußboden aus Holz sein?

"Wir definieren Nachhaltigkeit nach dem cradle-to-cradle Prinzip. Dies bedeutet, dass wir uns entlang der Lieferkette bis hin zur Entsorgung ansehen, wie gut die verschiedenen Böden hier abschneiden. Entlang dieser Kette versuchen wir, Prozesse zu verbessern, effizienter zu arbeiten und Ressourcen zu schonen. Holz ist sicherlich ein sehr nachhaltiges Produkt, doch auch hier gilt es zu überprüfen, woher das Holz stammt und unter welchen Bedingungen das Holz geerntet werden kann. Hervorheben möchten wir an dieser Stelle jedenfalls unsere Echtholzböden, die mit geringerer Nutzschicht als Parkett auskommen und auch Kork- und Linoleumböden. Vor allem Kork ist ein sehr nachhaltiges Material."

Werben Sie mit Argumenten wie Regionalität, transparenten Lieferketten und Holzherkunft?

"Ja, Regionalität und Nachhaltigkeit werden bei uns großgeschrieben und auch als Verkaufsargumente seitens der Kunden aktiv nachgefragt. Seit etwa einem Jahr weisen wir auf allen Verkaufsunterlagen mit einem kleinen Österreich-Herz darauf hin, dass unsere Produkte aus Österreich stammen - das wird von den Kunden gut angenommen. Mit dem aktuellen Umbau wird wieder massiv in den Standort Lohnsburg und regionale Produktion investiert. Ziel des Umbaus ist es auch, noch effizienter zu produzieren, um Ressourcen zu schonen."


Holzböden sind nachweislich eine CO2-Senke und damit klimaschonend. Kann man das dem Endkunden verkaufswirksam vermitteln?

"Wir denken, dass das auf jeden Fall auch beim Konsumenten ankommen kann. Die Frage nach nachhaltigen Materialien wird immer wichtiger. Allgemein sehen wir hier aber noch Luft nach oben. Vermutlich wird dieses Argument in den nächsten Jahren noch stärker zum Tragen kommen."


3 Fragen an Edwin Lingg, Geschäftsführer Lico

"Bezeichnungen wie Natur- oder Bioboden sind bereits sehr strapaziert" "

Welche Rolle spielen für Sie Umweltlabel?

Umweltlabels geben unseren Kunden wie auch den Endkunden eine gewisse Orientierung; so tragen Lico-Produkte zum Beispiel den Blauen Engel oder Green Guard Gold. Mittlerweile sind die Standards für solche Umweltlabels leider relativ großzügig, so dass sie auch Produkte, die nicht unbedingt eine gute Umweltbilanz aufweisen, problemlos erhalten.

Für uns als Hersteller ist neben dem Einsatz von Naturmaterialien wie Kork, Linoleum, Holz oder mineralischen Werkstoffen vor allem die Kreislauffähigkeit der verschiedenen Produkte von zentraler Bedeutung. Das Konzept basiert auf dem "2nd Life-Kreislauf", das heißt, dass sich der Kreislauf nicht auf eine effiziente Produktion beschränkt, sondern auch gebrauchte Böden nach ihrer Nutzungsdauer von Lico wieder komplett zurückgenommen und zu neuwertigen, ressourcenschonenden Produkten verarbeitet werden. Dafür erhielten wir 2020 den Innovationspreis für nachhaltiges Bauen vom DGNB.

Informieren Sie gezielt zu nachhaltigen Produktalternativen?

Aufgrund unserer Historie und dem Bestreben nach zukunftsfähiger Innovation haben wir wahrscheinlich das umfangreichste Sortiment an nachhaltigen Produktalternativen. Der Erfolg lässt jedoch größtenteils noch zu wünschen übrig, wenn man den Absatz an Naturprodukten im Vergleich sieht mit kunststoffbasierten Designböden.

Aufgrund von etlichen Fake-Produkten am Markt sind Bezeichnungen wie Naturboden oder Bioboden bereits sehr strapaziert. Die gesamte Branche hat somit beim Endkunden an Glaubwürdigkeit verloren. Wir unterteilen zwischen Designprodukten (z.B. Vinyl), PVC-freien Produkten (z.B. auf Basis von PP oder PET) und kunststofffreien Naturprodukten wie Printkork, Micodur oder Lino Design.

Wie wichtig sind Argumente wie Regionalität, transparente Lieferketten, CO2-neutrale Verpackung?

Der Hersteller vor Ort, Flexibilität, Transparenz und Zuverlässigkeit gewinnen an Bedeutung. Wir erreichen über 90 % unserer Kunden in weniger als 6Stunden. Unsere Produkte sind im recycelfähigen Karton ohne Schrumpffolie verpackt und unsere komplette Produktion ist energieautark.



Gitty Gommers, Leiterin Marketing Aspecta, über...

...nachhaltige Bodenlösungen

Wir machen die Nachhaltigkeit unserer Produkte transparent, beispielsweise mit der BES-Zertifizierung, den EPDs und HPDs (Health Product Declaration) und dem DECLARE-Label, das auch das "Embodied Carbon" ausweist. Unser Ziel ist, den Kunden durch diese umfassende Transparenz der Produktinhaltsstoffe, der Produktion und des Recyclings eine sichere Entscheidungsgrundlage zu geben. Wir machen uns für nachhaltiges Bauen stark und sind bestrebt, den CO2-Fußabdruck, die Wohngesundheit und den Lebenszyklus unserer Produkte immer weiter zu optimieren.

...Umweltzertifikate für Multilayer-Designbeläge

Wichtig sind das BES-6001-Zertifikat, das die Nachhaltigkeit der Materialherkunft (responsible sourcing) bewertet, das OHSAS 18001, das Gesundheits- und Arbeitsschutz normiert, die REACH-Verordnung und dann natürlich die EPDs, HPDs und das DECLARE-Label.



3 Fragen an Annika Windmöller, Shareholder & Corporate Communication Windmöller

"50 % der Verbraucher achten auf Siegel für gesundes Bauen und Wohnen"

Welche Rolle spielen Umweltlabel für Sie? Welche tragen Ihre Produkte?

Eine Umfrage unter Endverbrauchern ergab, dass knapp 50 % beim Kauf auf Zertifikate und Siegel für gesundes Bauen und Wohnen achten. In dieser Zielgruppe verfügt vor allem der Blaue Engel, mit dem unsere Purline Bioböden und Laminatböden ausgezeichnet sind, über einen hohen Bekanntheitsgrad.

Unser Qualitätsanspruch ist hoch. Egal, ob Laminatböden, Designbeläge oder Purline Bioböden: jede einzelne Gattung ist ausgezeichnet mit aussagekräftigen, renommierten und anerkannten Umwelt- und Gesundheitslabeln. Wichtige Auszeichnungen sind u.a. das PEFC-Label für unsere Holzwerkstoff-basierten Böden, bei Designbelägen sind es "Phtalatfrei" oder das TFI-TÜV Proficert Premium. Neben etlichen internationalen Umweltlabeln bieten wir mit Cradle to Cradle Silver für unser Purline Bioböden und Akustikmatten den höchsten Standard an Öko-Effektivität.

Informieren Sie Ihre Kunden gezielt zu nachhalten Produktalternativen?

Auf jeden Fall. Gerade in diesem Jahr setzen wir auf Live-Kommunikation mit unseren Kunden _ im Netz, am Standort und vor Ort. Im Fokus stehen dabei die wohngesunden und nachhaltigen Purline Bioböden. Sie werden darüber hinaus derzeit mit einer "Wohngesund"-Kampagne über alle Kanäle vermarktet.

Wie wichtig sind Argumente wie Regionalität und transparente Lieferketten?

Die Themen Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz stehen im Fokus unserer Aktivitäten und sind zentraler Bestandteil unserer Unternehmensvision. Im Rahmen einer eigens gegründeten Projektgruppe "Fokus Green" überprüfen wir kontinuierlich alle unsere Prozesse auf Basis der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele. In vielen Bereichen sind wir schon sehr gut, das bestätigt uns die Cradle to Cradle-Auszeichnung. Dabei spielen unser Standort Deutschland, die Verarbeitung regionaler Rohstoffe und die CO2-Neutralität der Unternehmensstandorte eine große Rolle.


3 Fragen an Michael van Houten, Vertriebsleiter DACH, Moso

Bambus überzeugt mit schnellem Wachstum und hoher CO2-Bindung

Warum sind Bambusprodukte nachhaltig?

Die vergleichsweise kurze Wachstumsphase von Bambus und die hohe CO2-Bindung sind zwei seiner wichtigsten ökologischen Vorteile. Im Schnitt können jährlich 20 bis 25 % der Stämme geerntet werden, ohne ihre Anzahl pro Hektar zu verringern. Das Rhizom stirb nicht ab, so dass die Ernte Ertrag und Qualität der Plantage steigert.

Wir fertigen unsere Produkte in Übereinstimmung mit den strengsten Bau-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards Europas, um sicherzustellen, dass sie gesundheitlich unbedenklich sind und den höchsten Marktanforderungen entsprechen.

Aber der Transportweg von Bambus ist lang und damit nicht besonders nachhaltig...

Um darauf zu antworten, wie nachhaltig ein chinesisches Produkt sein kann, das nach Europa transportiert werden muss, beauftragen wir unabhängige Institutionen, die die Nachhaltigkeit unserer Produkte untersuchen. Alle "grünen" Aussagen zu unseren Produkten werden durch Umweltanalysen Öko- und CO2-Bilanzen sowie Zertifizierungen nach verschiedenen unabhängigen Ökolabels untermauert. Und es ist uns ein Anliegen, den ohnehin sehr guten ökologischen Fußabdruck ständig weiter zu verbessern.

Welche Umweltzertifikate spielen für Bambus eine Rolle?

Für alle, die sich mit Green Building beschäftigen, sind sicher DGNB, BREEAM und LEED aussagekräftige Zertifikate. Moso-Produkte sind im DGNB-Navigator enthalten und tragen zu einer höheren Bewertung im DGNB-System bei. Darüber hinaus sind die Zertifizierungen nach ISO-9001- und ISO-14001 ein wichtiger Standard, der Sicherheit gibt.
Was macht einen grünen Boden aus?
Foto/Grafik: Graham_Oliver_123rf/GEV
Für wohngesundes Bauen und Renovieren: Der Emicode prüft und zertifiziert bereits seit über 20 Jahren Klebstoffe und Bau-Materialien bezüglich ihrer Emissionen.
Was macht einen grünen Boden aus?
Foto/Grafik: Mafi
Der Produktlebenszyklus ist ein entscheidender Aspekt in einer ehrlich geführten Nachhaltigkeitskommunikation. Drei Lagen Holz mit Nut und Feder sind bei Mafi gesetzt.
Was macht einen grünen Boden aus?
Foto/Grafik: Thomsit
Als eines der Gründungsmitglieder der GEV setzt Thomsit auf das Emicode-Siegel: "Rund 98 % aller Thomsit-Produkte sind mit EC1/EC1+ zertifiziert."
aus Parkett Magazin 04/21 (Bodenbeläge)