Jenseits der Mehrschicht-Landhausdiele

Seit etlichen Jahren beherrscht die mehrschichtige Landhausdiele den Parkettmarkt - und die Wahrnehmung der Branchenteilnehmer und Endverbraucher. Demgegenüber standen exklusive Parkett- bzw. Holzbodenarten wie Holzpflaster, Hochkantlamellen, Mosaikparkett und Massivholzdielen im Schatten. Parkett Magazin rückt sie ins Licht und bietet ihnen hier eine Bühne, komplettiert durch Praxistipps zur Verlegung und Oberflächenbehandlung.

Unverändert dominieren Dreischicht-Landhausdielen aus Eiche die Absatzstatistik und konnten auch 2020 weiter zulegen. Aber: im vergangenen Jahr registrierte der Verband der Deutschen Parkettindustrie, VDP, erstmals wieder eine leichte Mengen- und Umsatzbelebung bei alternativen Parkett- und Holzbodenarten wie Hochkantlamellen und Massivholzdielen (mehr dazu auch in unserem Interview mit dem VDP-Vorstandsvorsitzenden Michael Schmid auf Seite 36). Danach zog Stabparkett im Absatz mit +9,6 % auf 200.000 m2 überdurchschnittlich an, Massivholzdielen generierten immerhin +2,3 % auf 300.000 m2. Mosaikparkett fiel allerdings um -7,6 % auf 900.000 m2, wobei dies zum Teil durch Verschiebungen zu Hochkantlamellenparkett verursacht wurde. Der Umsatz belebte sich noch stärker: So legten Massivholzdielen um 5,8 % auf 12,1 Mio. EUR, Stabparkett sogar um +15,7 % auf 6,9 Mio. EUR und Hochkantlamellen um 13,7 % auf 4,7 Mio. EUR. Mosaikparkett schrammte mit 15,4 Mio. EUR nur knapp am Vorjahresniveau vorbei.
Lukrative Nische für das Handwerk

Klar sind und bleiben die massiven Parkette Nischenprodukte, genauso wie Holzpflaster. Doch ist diese Nische für das Handwerk hochinteressant, da lukrativ und dem Profi vorbehalten, weil alle diese einzigartigen und exklusiven Holzböden Fach- und Sachkenntnis verlangen - bei der Verlegung und auch bei der Oberflächenbehandlung, denn in der Regel werden sie fest verklebt und roh angeboten.

Jede dieser Spezialitäten hat einen besonderen Charakter. Und eine eigene Story. Das muss man dem Endkunden auch verkaufen können - so wie Giuseppe Ciamino, der mit seinem Olivenholzparkett das Lebensgefühl Italiens vermitteln will. Die Schweizer Parkettmacher von Bauwerk reklamieren mit ihrem Klötzliparkett die Erfindung des Mosaikparketts für sich und argumentieren mit dessen Nachhaltigkeit, Natürlichkeit, Ressourcenschonung, der extremen Strapazierfähigkeit, langen Lebensdauer und den Repariermöglichkeiten. Mit Formpark haben sie ein intelligentes Produktkonzept für Musterverlegungen entwickelt. Jaso argumentiert mit einem besonderen Qualitätsausweis für seine hochwertigen 10 mm-Hochkantlamellen: Nur makellose Mosaiklamellen würden aufgetrennt und hochkant gelegt, beim kleinsten Fehler, einem filigranen Riss oder einem winzigen Ast, wird die Lamelle aussortiert. "Das macht sonst keiner", sagt Geschäftsführer Michael Schmid, "aber nur so ist eine einwandfreie, vollständige Verklebung auf dem Unterboden garantiert. Und Jaso biete als einziger Hersteller zwei Sortierungen an, eine ruhigere und eine mehrfarbige.

Osmo, einer der wenigen verbliebenen Massivholzdielenhersteller in Deutschland, hat das Thema auch in Zeiten der Nachfrageflaute auf kleiner Flamme weitergepflegt und spürt aktuell mehr Zug: "Wir gehen davon aus, dass sich hier der Beginn eines Aufschwungs zeigt", sagt Thorsten Mehlin, Geschäftsleitung Vertrieb, fügt aber realistisch hinzu: "wenngleich auch nur auf geringem Niveau." Dem pflichtet HKS-Prokurist und Produktmanager Kalle Dieckmann bei; auch die Münsteraner konnten ihren Absatz bei Massivholzdielen leicht steigern. Am meisten gefragt sind bei beiden Anbietern 20 mm-Produkte. Und auch wenn die allgegenwärtige Eiche ebenso bei Massivholzdielen der Favorit ist, so kommen hier eher schon mal andere Holzarten ins Spiel, beispielsweise steht bei vielen Endverbrauchern die Lärche wieder hoch im Kurs.

Holzpflaster, ursprünglich Straßenbelag, hat sich dank seiner Elastizität, Dauerhaftigkeit, positiver ergonomischer Effekte und Dämmeigenschaften später als robuster Industrie- und Werkstattboden bewährt. Heute wird das Hirnholz mit den charakteristischen Jahresringen und seinem rustikalen Look gerne als ausdrucksstarke Designlösung genutzt in Museen, Ausstellungen, gehobenen Hotels und Restaurants, aber auch Schulen und Lofts.

Holzpflaster und Massivparkett entwickeln bei Klimawechsel starke Kräfte. Dem müssen Untergrund und Klebstoff bei der Verlegung gewachsen sein. Die Böden zu verlegen ist anspruchsvoll, aber kein Hexenwerk. Worauf dabei zu achten ist, welche Kleber sich am besten eignen und zahlreiche weitere praktische Expertentipps für die Verlegung und die Oberflächenbehandlung finden Sie auf den folgenden Seiten. Claudia Weidt
Jenseits der Mehrschicht-Landhausdiele
Foto/Grafik: Pallmann
Unipro Niederlande
aus Parkett Magazin 03/21 (Bodenbeläge)