Laminat: Fit für den Feuchtraum

Laminat leidet unter Preis- und Wettbewerbsdruck vor allem durch Designbeläge. Die Industrie positioniert Laminat daher nicht nur als nachhaltige, oft mit dem Blauen Engel ausgezeichnete Bodenlösung, sondern immer häufiger auch als wasserresistenten Belag, der auch für Feuchträume geeignet ist.

Die Feuchtraumeignung beziehungsweise die Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und Wasser ist zu einem wichtigen Auswahlkriterium bei Bodenbelägen geworden. Die Laminatanbieter springen deshalb zunehmend auf diesen Zug auf und loben Produkte aus, die für Feuchträume geeignet sind, um sich vor allem gegenüber PVC-Designbelägen zu behaupten und Marktanteile zurückzugewinnen. Allerdings stellen Küche, Bad und Eingangszonen, die als Feuchträume definiert werden, nur circa 10 % der Flächen im Wohnbereich. Das Marktsegment ist also sehr beschränkt. Ob es tatsächlich eine relevante Nachfrage nach wasserresistenten oder gar wasserfesten Bodenbelägen gibt, wird in der Laminatbranche in Zweifel gezogen.

"Aktuell ist das Thema noch mehr branchen- als endkundengetrieben", konstatiert etwa Matthias Hemsen, Produktmanager Laminat bei Parador. Und auch Volker Kettler, Mitglied der Geschäftsleitung von Meisterwerke, identifiziert als Hintergrund der Entwicklung eher den Wettbewerbsdruck durch andere Belagsarten.

Chancen für den Handel,
hochwertiger zu verkaufen

Hemsen sieht darin aber auch Perspektiven für die Absatzmittler: "Der Handel hat die Chance, diese Art von Laminat hochwertiger zu verkaufen und somit dem Preisverfall entgegenzuwirken und die eigene Marge zu verbessern." Zudem mache die Vermarktung von Laminatböden in Feuchträumen auch aus ökologischer Sicht Sinn: Zahlreiche Ausführungen im Markt tragen den Blauen Engel.

Einer erfolgreichen Vermarktung steht derzeit auch noch entgegen, dass der Begriff "Feuchtraum-Laminat" nicht eindeutig definiert ist. Endverbraucher, die sich im Internet informieren wollen, werden mit einer Fülle widersprüchlicher, teilweise haarsträubend falscher Informationen verwirrt. So beschreibt etwa www.helpster.de Feuchtraum-Laminat als "wasserfestes Laminat aus Kunststoffen wie Vinylharz, das man auch in der Dusche verlegen kann". Auf www.laminat-fachmarkt.com besteht es aus "synthetischem PVC und besitzt keinen Holzanteil", ähnlich bei www.boden-profis.de: "Wasserfestes Laminat besteht zumeist aus Kunststoff. Als Kunststofflaminat oder Vinyllaminat können Sie es im Baumarkt kaufen."

Auch die Laminatanbieter haben oft ihr eigenes Wording. Die Attribute "feuchtraumgeeignet", "wasser- beziehungsweise feuchtigkeitsbeständig oder -resistent" werden am häufigsten genutzt. Das Attribut "wasserfest" taucht zurecht nicht auf, denn ein holzbasiertes Produkt wie ein Laminatboden kann nicht wasserfest sein.

So lässt sich auch nicht wegdiskutieren, dass ein Laminatboden auf Wasser und Feuchtigkeitseinwirkung reagiert. Aber durch technische Modifikationen kann er sehr gut wasserresistent gemacht werden. Und das schon seit langem: Windmöller hat bereits 1999 entsprechend ausgestattete Produkte eingeführt, Berry Alloc 2008, Egger 2010.

Klaus Trautner, Leiter Produktmanagement Hamberger, sagt: "Unser Laminatboden Tritty 200 Aqua erfüllt die Eignung "wasserresistent" und eignet sich für die Verlegung in häuslichen Badezimmern und Küchen. Das entspricht der Klasse WO-I nach DIN 18534. Durch die höchste Quellvergütung der Trägerplatte und die spezielle Imprägnierung hält das Produkt stehendem Wasser bis zu 4 Stunden stand, wie es in der Norm für wasserresistente Böden gefordert ist." Damit Böden allgemein als "wasserfest" klassifiziert werden können, müssen sie stehendem Wasser bis zu 24 Stunden standhalten, was die holzbasierten Laminatböden einfach nicht erfüllen können.

Von wegen wasserscheu

Drei Features sind für die Feuchtraumeignung eines Laminatbodens entscheidend: die Trägerplatte, die Klickverbindung und der Kantenschutz. Nicht zu vergessen eine fach- und sachgerechte Verlegung mit abgestimmten Sockelleisten, einer Dampfbremse und einer guten Abdichtung an Wand und Übergängen. Wird alles beachtet, könne Feuchtraumlaminat bedenkenlos in Küche oder Bad verlegt werden, versichert Marlene Lindemann aus dem Produktmanagement Laminate bei Windmöller. Mit einer Ausnahme: direkt im "Nassraum", das heißt in der Duschkabine.

Als maßgeblicher Faktor für die Feuchtraumeignung wird eine quellgeschützte Trägerplatte genannt. Früher war ein Quellwert zwischen 12 und 15 % der Maßstab, heute gelten Platten mit einem Quellwert 8 % als richtig gut, Spitzenprodukte liegen noch darunter bei 5 %. "Bei einer 5 mm dicken Platte sind 5 % Quellung so gut wie nicht sichtbar", sagt ein Experte. Diese Qualität ist aber auch nicht so einfach zu produzieren: Das fängt schon dabei an, wie die Späne hergestellt werden, wie sie verblasen werden, wie gut und gleichmäßig sie mit dem Leim vernetzt werden. Das Ergebnis ist eine extrem dichte, kompakte Platte, die nicht nur unempfindlicher gegen Feuchtigkeitseintrag ist sondern auch stoßfester und formstabiler. Dass sich das im Preis niederschlägt, ist nachvollziehbar.

Genauso wichtig ist ein zuverlässiger Fugenschluss durch ein dichtes, langlebiges Verriegelungssystem. Das gilt übrigens nicht nur für schwimmend verlegte Laminatböden sondern auch für Designbeläge. Denn wenn darunter Feuchtigkeit gelangt, droht genauso Schimmelbildung. Hier werden in der Regel Klickverbindungen mit Vorspannung als beste Lösung angesehen.

Kantenimprägnierung ja oder nein, und wenn ja: womit? Das ist häufig eine Glaubensfrage in der Industrie. Der österreichische Hersteller Egger beispielsweise vertraut voll auf seinen Aqua+-Träger und ein rein mechanisches, formschlüssiges Verriegelungssystem und verzichtet auf einen Kantenschutz. Damit würde Feuchtigkeit ins Profil eingebracht, argumentieren die Firma.

Andere Hersteller setzen auf die Kantenhydrophobierung als zusätzliche Sicherheit. "An der richtigen Stelle richtig aufgetragen, ist das nicht nur ein Marketinggag", sagt einer, der es wissen muss. Üblich sind zum einen Wachs oder Paraffin, zum anderen wässrige Systeme wie Acrylatdispersionen, die eindringen und aushärten.

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Laminat: Fit für den Feuchtraum
Foto/Grafik: Wineo
Laminatböden Wineo 500,
Windmöller
aus BTH Heimtex 03/21 (Bodenbeläge)