Tipps und Regeln zur Schlafhygiene: Damit die Nacht nicht zum Tag wird

Wenn die Schlaf- und Wachfunktionen eines Menschen gestört sind, treten häufig Ein- und Durchschlafstörungen auf, so genannte Insomnien. Besonders Männer sind davon betroffen. Was es genau damit auf sich hat, sollten auch Matratzenverkäufer wissen.

Bei meinen Online- und Offline-Terminen werde ich häufig mit Schlafschwierigkeiten konfrontiert. Die meist verbreitete Art der Schlafstörungen sind Ein- und Durchschlafstörungen, so genannte Insomnien. Hier sollte auch der Fachberater mittlerweile die Begrifflichkeiten kennen und unterscheiden können. Leider ist dies nicht immer der Fall. Deshalb heute hier eine neue Lektion in Grundwissen Schlaf.

Insomnien, Parasomnien
und Hypersomnien

Der gute Schlaf ist vielen bekannt. Der schlechte Schlaf aber noch viel mehr. Bei Schlafproblemen gibt es zunächst die große Gruppe der Insomnien, also der Ein- und Durchschlafprobleme. Zur deren Bekämpfung sind vor allen die Tipps und Regeln der Schlafhygiene besonders wichtig. Hier können Betroffene sehr viel selbst tun, indem sie auf Routinen achten, einen geregelten Schlafrhythmus einhalten und so weiter.

Die andere Gruppe sind die Parasomnien. Das sind Begleiterscheinungen des Schlafes wie zuckende und unruhige Beine, Schlafwandeln oder Sprechen im Schlaf. Hierbei sollte immer ein Schlafmediziner eingebunden werden.

Bei der Hypersomnie, also Schlafsucht oder dem Gefühl, ständig müde zu sein und überall einzuschlafen, wird ein Zustand beschrieben, in dem sich Menschen tagsüber übermäßig schläfrig fühlen. Dabei kann es sogar passieren, dass sie ungewollt und plötzlich einschlafen.

Das kann auch nach langen Schlafphasen auftreten. Die Hypersomnie, auch als "Exzessive Tagesschläfrigkeit" bezeichnet, hat nichts mit der Dauer und Qualität des Nachtschlafes zu tun, sondern ist davon weitestgehend unabhängig.

Welche Arten von
Hypersomnie gibt es?

Es gibt verschiedene schlafmedizinische Kategorien, nach denen Hypersomnien eingeordnet werden können. Die einfachste Möglichkeit ist die Kategorisierung in primäre und sekundäre Hypersomnie. Die primäre Hypersomnie liegt dann vor, wenn keine weiteren Beschwerden auftreten. Die starke übermäßige Müdigkeit ist hier meist das wirklich einzige Symptom.

Als sekundäre Hypersomnie beschreibt die Medizin hingegen einen Zustand, der kombiniert auf andere Erkrankungen zurückzuführen ist. Hier könnte eine Parkinson-Krankheit vorliegen, Schlafapnoe, ein großes Nierenversagen oder das Chronische Erschöpfungssyndrom (CES). Auch bei der Narkolepsie ist übermäßige Tagesmüdigkeit und unkontrolliertes Einschlafen eines der Leitsymptome. Viele dieser Erkrankungen führen überdies dazu, dass die Betroffenen meist nachts schlechter schlafen als sie müssten, und sich dementsprechend tagsüber auch müder fühlen.

Wer an Hypersomnie leidet ist in der Lage, aus eigener Kraft auch mal wach zu bleiben, fühlt sich aber ständig müde und kann in Situationen und zu Tageszeiten schlafen, in denen ein gesunder Mensch auf keinen Fall einschlafen würde.

Was sind Ursachen
für Hypersomnie?

Es wird vermutet, dass die primäre Hypersomnie auf Störungen in den Gehirnsystemen zurückzuführen ist, die die Schlaf- und Wachfunktionen steuern. Hier spielen Licht und unsere innere Uhr als Taktgeber eine wichtige Rolle. Auch bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und PTBS kann eine Hypersomnie auftreten. Bei der sekundären Hypersomnie ist es das Ergebnis von dauernden Zuständen, die die Müdigkeit oder den neuen Schlafmangel verursachen.

So kann es sein, dass eine Schlafapnoe zum Beispiel die Hypersomnie verursacht, weil es Nacht für Nacht, Stunde für Stunde zu Atembeschwerden, Sauerstoffmangel und damit verbundenem Mangel an Erholung kommt, was die Betroffenen dazu bringt, mehrmals in der Nacht aufzuwachen oder auch aufzustehen. Auch Medikamente oder Drogen können Hypersomnie verursachen. Häufiger Drogen- und Alkoholkonsum kann dann in Folge des schlechteren Schlafes die Tagesmüdigkeit steigern und tagsüber zu großer Schläfrigkeit führen. Nicht nur bei Frauen in den Wechseljahren kann eine weitere mögliche Ursache auch eine verminderte Schilddrüsenfunktion sein.

Habe ich eine Hypersomnie?

Schlafforscher haben herausgefunden, dass häufig Männer betroffen sind oder eben Menschen mit Lebensumständen, die sie tagsüber müde machen (monotone Tätigkeit, körperlich oder geistig sehr anstrengende Arbeit). Sie sind besonders anfällig für Hypersomnie. Auch schnarchende Personen mit Schlafapnoe sowie Menschen mit Nierenerkrankungen, Herzerkrankungen, Depressionen sowie einer verminderten Schilddrüsenfunktion. Wer an einer Hypersomnie leidet, kann den ganzen Tag über ein Nickerchen machen, ohne dabei jemals das Müdigkeitsgefühl zu lindern. Außerdem haben Betroffene Schwierigkeiten, aus langen Schlafphasen überhaupt erst richtig gut aufzuwachen.

Weitere Symptome sind:
• Appetitlosigkeit, Appetitverlust
• Angst und Wutattacken
• Energiemangelerscheinungen
• Reizbarkeit und Vergesslichkeit
• Langsames Denken oder Sprechen
• Schwierigkeiten beim Erinnern
• Unruhe im Geist und Körper

Diagnose

Um Hypersomnie zu diagnostizieren, wird ein Arzt oder Schlafmediziner die Symptome und die jeweilige Krankengeschichte überprüfen. Während der körperlichen Untersuchung wird die Wachsamkeit des Patienten getestet. Hypersomnien bleiben oft lange unerkannt, gerade bei Narkolepsien gibt es laut Schlafmedizinern eine hohe Dunkelziffer. Nur zehn Prozent der Betroffenen wissen von ihrer Diagnose, die anderen 90 Prozent nehmen das erhöhte Schläfrigkeitsgefühl als normal hin oder führen es auf zu wenig Schlaf zurück. Häufig sind mehrere Tests zur Diagnose einer Hypersomnie notwendig: Schlaftagebuch, Epworth-Test zur Tagesschläfrigkeit, Multipler Schlaflatenztest, Polysomnographie.

Behandlungsmöglichkeiten

Je nach Ursache kommen unterschiedliche Behandlungen in Frage. Klare Regeln zu Alkohol, Schlafzeiten, Drogen und Ernährung helfen natürlich. Eine Veränderung des Lebensstils ist ein kritischer Teil des Behandlungsprozesses. So kann ein Arzt einem Betroffenen beispielsweise einen regelmäßigen Schlafrhythmus empfehlen. Die meisten Medikamente gegen Narkolepsie können auch Hypersomnie behandeln. Gerade die Behandlung von Schnarchern, deren Lagerung und die Behandlung von Schlafapnoe ist unbedingt notwendig.


Schlafexperte Markus Kamps
Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Präventologe Markus Kamps als Schlaf-Experte, Schlafcoach, geprüfter Präventologe und Vortragsredner der Schlaf- und Rücken-Gesundheit. Auch Online ist Kamps sehr aktiv auf www.schlafkampagne.de sowie in der gemeinsam mit Fabian Dittrich und Joe Sartor geführten Sleep Performance Academy..
www.sleep-performance.academy
aus Haustex 01/21 (Handel)