Länderschwerpunkt Belgien + Niederlande

Wie sieht die Boden-Branche nach Corona aus?

Die Folgen der Pandemie treffen die belgischen und niederländischen Bodenbelagshersteller wirtschaftlich teilweise schwer. Nach Lockdown und Re-Start herrscht allerorts Ungewissheit: Wann sind die Umsätze wieder auf Vor-Corona-Niveau? Oder bleiben sie dauerhaft niedriger?

Das "Belgien/Niederlande-Spezial 2020" ist Premiere und Jubiläum zugleich. Seit zehn Jahren begibt sich die Redaktion von BTH Heimtex auf Recherche zur belgischen und niederländischen Bodenbelagsindustrie, die den europäischen Markt beherrscht. In diesem Jahr, in dem wegen Corona alles anders ist, hat die Pandemie auch unsere Reisepläne durchkreuzt.

Spezial erstmals via Zoom und Co.

Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Verantwortlichen der Hersteller erstmals via Videokonferenz ausführlich gesprochen. Technisch hat das wunderbar funktioniert. Die Digitalisierung lässt grüßen.

Doch wie wir alle nur allzu gut wissen nach Wochen und Monaten des Lockdowns, des Homeoffice und der Kontaktbeschränkungen: Teams, Zoom und Co. können den persönlichen Kontakt in einer Branche, die "People’s Business" ist, also vom direkten Austausch lebt, nicht ersetzen. Auch konnten wir uns aufgrund der Pandemie erstmals keinen eigenen Eindruck machen von neuen Produkten, Kollektionen und Konzepten der Hersteller.

Ausnahmesituation für die Industrie

Trotzdem haben wir in unseren Gesprächen via Bildschirm wieder viel Interessantes, Neues und auch Persönliches erfahren. Das ist nicht verwunderlich: Schließlich hat niemand eine Ausnahmesituation, wie sie die Covid-19-Pandemie verursacht hat, jemals zuvor erlebt. Sie hat unseren Gesprächspartnern sehr viel abverlangt. Sie mussten ihre Hands-on-Mentalität unter Beweis stellen. Das ist in der Regel geglückt. Und darüber musste ausführlich gesprochen werden. Wie es den Unternehmen ergangenen ist, lesen Sie in den ausführlichen Porträts ab Seite 86.

Auf Lockdown und Produktionsstopps folgte seit Mai der Re-Start, das Hochfahren der Werke und das Ausschwärmen der Vertriebsteams. Und eine erste Schadensbilanz. Schnell herrschte erneut Ungewissheit: Wie sieht die Branche nach Corona aus? Die Meinungen und Einschätzungen, die wir gehört haben, schwanken von Optimismus über Skepsis bis hin zu Angst vor einer zweiten Welle und einer sich anschließenden Rezession im Herbst.

Was kommt nach Corona?

Niemand kann heute sagen, wie die neue Realität nach Corona aussehen wird. Das wird allein die Zukunft zeigen. Erste Prognosen gehen davon aus, dass die Welt nach Corona beispielsweise in den Segmenten Büro, Hotellerie und Messebau eine andere sein wird. In den Porträts lesen Sie deswegen auch, was die einzelnen Hersteller von der zweiten Jahreshälfte und dem kommenden Jahr erwarten.

Unsere drei wichtigsten Erkenntnisse der Gespräche sind folgende:

1. Digitalisierung
Auch in der Bodenbranche
nicht mehr aufzuhalten

Die digitale Kommunikation wird fester Bestandteil der Bodenbelagsindustrie. Sie wird Abläufe vereinfachen und effektiver machen - intern und im Vertrieb. Die Corona-Pandemie hat die in der Branche bisher langsame Entwicklung bei diesem Thema beschleunigt.

2. Nachhaltigkeit
Wird von der Industrie
jetzt ernst genommen

Die Aktivitäten der Industrie auf diesem Feld gehen über Lippenbekenntnisse mittlerweile weit hinaus. Die Hersteller investieren viel Geld in nachhaltige Werke. Sie haben auch beispielsweise Bodenbeläge für Messen entwickelt, die zu 100 % in neuen Böden wiederverwendet werden können.

3. Kunstrasen
"Grüne Welle"

Nichts Neues; es kann aber gar nicht oft genug wiederholt werden: Kunstrasen boomt! Wer die "grüne Ware" produziert, freut sich über immenses Wachstum - seit einigen Jahren auch in Deutschland. Ein Hersteller berichtet, dass die Umsätze allein im Juni 2020 dreimal so hoch waren wie im Vorjahr!



Bodenbelagsmessen 2020/2021
Domotex, BAU und "Belgische Woche"

Auch wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bleiben 2021 nicht nur alle bedeutenden belgischen Bodenbelagshersteller - bis auf Balta und US Floors - der Domotex fern; auch die niederländischen Produzenten haben sich entschlossen, erstmals ihre Zelte nicht in Hannover aufzuschlagen. Das heißt, folgende Unternehmen werden nicht in der niedersächsischen Landeshauptstadt mit einem Stand anzutreffen sein: Associated Weavers, Beaulieu International Group, Betap, Condor-Gruppe, IVC und Lano. Einige von ihnen werden dafür auf der BAU in München ausstellen, an der "Belgischen Woche" teilnehmen, die in diesem Jahr bereits Mitte November stattfindet, oder sich an beidem beteiligen.
aus BTH Heimtex 09/20 (Bodenbeläge)