Tapetenindustrie hofft auf baldige Normalisierung

Die Corona-Pandemie führt bei den deutschen Tapetenherstellern zu Umsatzeinbußen bis 60 %. Vor allem der Export ist eingebrochen. Auf dem heimischen Markt setzt die Werbekampagne "Deutschland tapeziert" auf Renovierungen in Zeiten des Homeoffice.

Nach einem leichten Rückgang der Inlandsumsätze von knapp 4 % im vergangenen Jahr hatten sich die deutschen Tapetenhersteller Hoffnung auf Zuwächse in 2020 gemacht. Doch nun lässt die Corona-Pandemie die Träume zerplatzen. Viele Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet, weil sie mit einem dramatischen Einbruch rechnen.

Zwar hat in Deutschland im März und April eine Verschiebung der Konsumausgaben weg von Reisen und Restaurantbesuchen hin zu Produkten für die Renovierung zu einer leichten Belebung im Bereich der Inneneinrichtung geführt. "Wir beobachten momentan, dass die Einzelhandelsstandorte, die geöffnet sind, eine Sonderkonjunktur verzeichnen. Davon profitieren auch die renovierungsnahen Produktgruppen", sagt der Vorstandsvorsitzende des Gummersbacher Herstellers A.S. Création, Daniel Barth. Da aber bis Mitte April nicht alle Einzelhandelsformen geöffnet hatten, komme es zu einer Verschiebung von Vertriebsschienen.

Zudem könnten die Konsumenten in vielen wichtigen Märkten in Europa gar keine Tapeten kaufen. "Seit Mitte März gehen unsere Aufträge stark zurück. Das ist vor allem auf die für uns wichtigen Auslandsmärkte Frankreich, England und Russland zurückzuführen", erläutert Barth. Grundsätzlich aber rechnet er nach der Lockerung der wirtschaftlichen Beschränkungen mit einer Verbesserung der Lage im Sommer und Herbst.

"Wir hoffen sehr, dass sich die Lage noch vor dem Beginn des Sommers wieder annähernd normalisiert. Je schneller desto besser", meint Martin Slotty, Geschäftsführer des Breisacher Unternehmens Erismann. Doch hänge alles von den Entscheidungen durch die internationale Politik und der weiteren Entwicklung im Ausland ab. Derzeit ändere sich die Situation nahezu jede Woche. "Aktuell sehen wir einen Rückgang der Nachfrage in Höhe von rund 50 bis 60 %."

Dr. Frederik Rasch, Geschäftsführer der Tapetenfabrik Gebr. Rasch in Bramsche, kann die Auswirkungen für sein Unternehmen noch nicht absehen. "In einigen Märkten Westeuropas wie Frankreich oder Belgien ist das Geschäft zum Erliegen gekommen. In anderen Märkten wie dem Inland sind die Bestelleingänge nach wie vor stabil. Wir rechnen allerdings nicht damit, dass dies vor dem Hintergrund weiterer Verschärfungen für den Einzelhandel so bleibt", so Rasch im April.

Die Kampagne "Deutschland tapeziert" hat sich inzwischen der neuen Situation angepasst. Wie der Verband der Deutschen Tapetenindustrie mitteilt, wird einer ihrer Schwerpunkte in Corona-Zeiten die Verschönerung des eigenen Heims sein. Gerade zur bevorstehenden Sommersaison bieten sich sommerliche Motive an. In schwierigen Phasen sorgen Tapeten für gute Laune.

Spontan auf die in vielen Unternehmen veränderten Arbeitsbedingungen reagiert hat die Initiative auch mit einem Wettbewerb: Auf Instagram und Pinterest hieß es bis Mitte Mai Style my Homeoffice. Unter den Hashtags stylemyhomeoffice und deutschlandtapeziert wurde zu einer Foto-Challenge aufgerufen. Als Preise winkten Tapetengutscheine im Wert von 100 EUR. Alle Partner von "Deutschland tapeziert" wurden gebeten, die Posts zu teilen, zu reposten, zu kommentieren und ebenfalls zur Homeoffice-Challenge aufzurufen.
| cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 06/20 (Tapeten, Wandbeschichtungen)