Schlafraumgestaltung: Kunden suchen Inspiration, Beratung und Service

Hamburg. Nie waren die Anforderungen an das Schlafzimmer so hoch wie heute: Gemütlich soll es sein, trotzdem stylisch und natürlich funktional - ganz im Sinn des Trendthemas "Gesunder Schlaf". Die Herausforderung, die für Industrie und Handel daraus resultieren, sind vielfältig: Es gilt nicht nur komfortable Produkte anzubieten, sondern sie gleich in das passende Ambiente einzubetten. Und auch grundlegende Veränderungen im Kaufverhalten müssen berücksichtigt werden.

Die gute Nachricht: Der Möbelfachhandel hat nach Angaben des Handelsverbandes Möbel und Küchen BVDM 2019 den Umsatz des Vorjahres um rund vier Prozent übertroffen und liegt mit 34,2 Milliarden Euro Jahresbruttoumsatz auf hohem Niveau. Mit 26 Prozent entfällt der Löwenanteil auf die Küchen, Schlafzimmermöbel kommen auf 13 Prozent Umsatzanteil und sind damit immerhin die drittstärkste Warengruppe. Noch Anfang des Jahres erwartete der Verband eine stabile Nachfrage und stützte sich dabei vor allem auf die guten Rahmenbedingungen wie eine hohe Beschäftigungsquote und viel Neubautätigkeit.

Aufgrund der Corona-Krise musste die gute Prognose zwar mittlerweile revidiert werden. Zudem rechnet der Handelsverband Deutschland HDE mit einer über die Krise hinaus andauernden Zurückhaltung der Verbraucher. Andere Experten glauben jedoch daran, dass der Möbelhandel und damit auch der Bettenfachhandel von der Fokussierung vieler Verbraucher auf ihr Zuhause profitieren könne. Darüber hinaus sei ein bewussteres Konsumverhalten hin zu hoher Qualität und guter Fachberatung denkbar.

Veränderungen des Einkaufsverhaltens, auf die der Handel sich einstellen muss, waren auch schon vor der Corona-Krise absehbar. Bisher galt die Annahme, dass das Thema Einrichtung die Kunden bevorzugt auf die häufig in der Peripherie der Städte angesiedelten Großflächen lockt. Das Gegenteil zeichnet sich ab: Vor allem junge Käuferschichten wünschen sich, selbst wenn sie eine komplett neue Einrichtung planen, zentral gelegene Standorte, die eine Erreichbarkeit ohne Auto gewährleisten, verbunden mit der Zustellung der Ware nach Hause.

Ikea hat darauf bereits reagiert: "Wir expandieren, aber wir expandieren anders", kündigte der Möbelriese vor zwei Jahren an. "Mit neuen Touchpoints in Citylage rücken wir näher an unsere Kunden und treffen sie dort, wo sie sich bewegen", erklärt Dennis Balslev, Geschäftsführer von Ikea Deutschland. Gemeint ist damit nicht eine Verpflanzung klassischer Filialen in die Innenstädte nach dem Beispiel Hamburg-Altona, sondern ein grundsätzlich neues Konzept, aufgeteilt in so genannte Planungsstudios und XS-Stores.

In den Planungsstudios werden die Kunden beraten und mit digitalen Tools bei Planungen, wie beispielsweise einer kompletten Schlafraumgestaltung oder auch nur der Einrichtung eines einzelnen Schranksystems unterstützt. Präsentiert werden in den Studios jeweils nur Teile des Ikea-Gesamtsortiments. Die gekaufte Ware bekommt der Kunde geliefert oder kann sie in einem der umliegenden Einrichtungshäuser abholen. Im Spätsommer sollen zunächst zwei Planungsstudios in den Berliner Stadtteilen Potsdam und Pankow eröffnen. Dazu werden XS-Stores kommen, die einem Miniformat der üblichen Ikea-Filialen entsprechen, angereichert mit digitalen Tools, über die das Gesamtsortiment entdeckt und bestellt werden kann.

Die neue Konkurrenz in der Innenstadt, aber auch das noch immer fortschreitende Wachstum von Großunternehmen wie beispielsweise XXXLutz, sind eine Herausforderung für den mittelständischen Möbel- und Bettenfachhandel, dessen Anteil nach Angaben des Handelsverbandes in der Branche noch immer besonders hoch ist. Um dieser angemessen zu begegnen, sind auch kleinere Händler gut beraten, dem Wunsch der Kunden nach räumlichen Gesamtkonzepten nachzukommen.

Wer beispielsweise sein Schlafzimmer neu einrichtet, steht vor vielen Fragen: Welches Bettsystem passt zu mir? Wie gestalte ich den Stauraum? Brauche ich noch weiteres Mobiliar? Welche Farbe bekommt der Raum? Entscheide ich mich für einen konkreten Wohnstil, etwa skandinavisch oder orientalisch? Wie viele und welche Textilien gefallen mir? Was ist mit dem Fußboden, den Fenstern, der Dekoration? Gefragt sind Inspiration, Beratung und am besten ein Rundum-Service.

Um hier als Mittelständler mit den Großen konkurrieren zu können, gilt es Stärken auszubauen und neue Strategien zu entwickelt. Eine davon, so der BVDM, könne eine Steigerung der digitalen Präsenz sein. Für den Handel seien digitale Angebote insbesondere dort von Interesse, wo Wohnräume virtuell dargestellt werden, Produkte konkret in diese positioniert und mit unterschiedlichen Farben und Materialien gezeigt werden. So gelingt es dem Fachhändler, nicht nur seine Beratungskompetenz auszubauen. Auch das Sortiment erhöht sich durch die digitale Präsentation wesentlich.

Best Practice-Beispiele zeigen auf den folgenden Seiten wie zwei Fachhändler sich dem Thema Schlafraumgestaltung als Gesamtkonzept oder als Erweiterung der Kompetenz in einzelnen Einrichtungsbereichen erfolgreich annehmen. Darüber hinaus stellen wir das Konzept "Der Schlafraumeinrichter" vor, das der MZE seinen Mitgliedern als Hilfestellung an die Hand gibt und erklären die Living-Marke "Schöner Wohnen", die mit Hilfe von Herstellern und Händlern komplette Wohnwelten entstehen lässt.
aus Haustex 05/20 (Handel)