Von der Dritten Welt bis ins Schlafzimmer: Öko-Siegel im Überblick


Hamburg. Der Megatrend Nachhaltigkeit prägt zunehmend das Konsumverhalten. Auch im Schlafzimmer legen immer mehr Menschen Wert auf Naturmaterialien und nachhaltig produzierte Textilien. Welche Label halten wirklich, was sie versprechen?

Öko-Siegel sollen Händlern und Verbrauchern den Weg durch den Produktdschungel weisen. Doch davon gibt es immer mehr und sie alle wollen vor allem drei Dinge: die Qualität sichern, Herstellungsprozesse transparent machen und dem Verbraucher Glaubwürdigkeit vermitteln. Ein Überblick über die wichtigsten Textil- und Daunen-Siegel hilft bei der Orientierung.

Die zehn wichtigsten Textil-Siegel


GOTS
Der Global Organic Textile Standard gehört zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Öko-Textilsiegeln. GOTS schreibt mindestens 70 Prozent Bio-Naturfasern vor, dazu dürfen bis zu 30 Prozent Recyclingfasern wie recyceltes Polyester beigemischt werden. Damit können die strengen GOTS-Produktionsstandards auf eine breite Masse an Produkten angewendet werden. Alle in der Lieferkette einbezogenen Betriebe müssen über ein Umweltschutzprogramm verfügen. Zudem berücksichtigt das GOTS-Zertifikat auch soziale Kriterien.
Fazit: Wer GOTS-zertifizierte Textilien (ver-) kauft, kann sicher sein, dass dafür weder Umwelt noch Mensch leiden mussten.



IVN Best
Der internationale Verband der Naturtextilwirtschaft erlaubt ausschließlich Naturprodukte. Sogar das Nähgarn, das wegen der Haltbarkeit und Reißfestigkeit meist aus Polyester besteht, muss noch mit einem Baumwollgarn ummantelt sein. Gefärbt wird nur in Druckverfahren, die auf Wasser oder natürlichen Ölen basieren.
Fazit: Hier greift zu, wer wirklich alles richtig machen will.



Oeko-Tex Standard 100
Das am weitesten verbreitete Siegel steht vor allem für Verbraucherschutz: Es prüft nur die Schadstoffrückstände am Endprodukt - das allerdings ähnlich streng wie beispielsweise GOTS. Für Herstellung und Umweltschutz gibt es keine Auflagen. Oeko-Tex Standard 100 ist ein Massenlabel - auch Misch- und Recyclingfasern sind zugelassen.
Fazit: Auf der Produktebene top, aber kein klar definiertes Nachhaltigkeitskonzept.



Fair
trade Cotton
Das Label garantiert faire Arbeitsbedingungen, die Baumwollbauern erhalten Mindestpreise für ihre Baumwolle. Mit dem Siegel versehene Textilien müssen zu 100 Prozent aus Fairtrade-zertifizierter Baumwolle bestehen.
Fazit: Punktet besonders bei der Sozialverträglichkeit. Die Lizenzgebühren und ein Anteil des Fairtrade-Aufpreises werden für Projekte in den Produktionsländern genutzt.



Made in Green (Oeko-Tex)
Unter den Siegeln der Oeko-Tex-Gemeinschaft ist Oeko-Tex Made in Green das strengste und umfangreichste. Die Fabriken unterliegen dem firmeneigenen Nachhaltigkeitsprogramm STeP, das von Chemikalien über Umwelt- und Qualitätsmanagement bis hin zu Arbeitssicherheit alles abdeckt. Die Endprodukte sind schadstoffgeprüft nach dem Oeko-Tex Standard 100. Neben Naturfasern lässt Made in Green auch Recycling- und Mischgewebe zu.
Fazit: Zwar ist die Kreislauffähigkeit der Textilien eingeschränkt, Produktqualität, Umweltschutz und Sozialverträglichkeit sind aber sehr gut.



Fairtrade Textile Production
Das Siegel gilt für die gesamte Lieferkette und soll die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in der Textilproduktion verbessern. Außerdem unterstützt es eine umweltverträgliche Produktion.
Fazit: Gemeinsam mit dem Siegel Fairtrade Cotton wird der Fairtrade-Ansatz auf die gesamte Wertschöpfungskette ausgeweitet.



Blauer Engel
Der Blaue Engel ist das Umweltzeichen der Bundesregierung. Es kennzeichnet Textilien, die ohne gesundheitsgefährdende Chemikalien und unter Einhaltung hoher Umweltstandards hergestellt wurden. Die Waren sollen der Umwelt weniger schaden, als vergleichbare Produkte, indem etwa bei der Herstellung Rohstoffe sparsam eingesetzt wurden und möglichst nachhaltig produziert wurde.
Fazit: Nachhaltigkeit im Blick - das Siegel stellt hohe Anforderungen an den gesamten Produktionsweg.



Bluesign
Das Siegel zertifiziert alle Sorten von Textilien entlang der gesamten Herstellungskette, beginnend bei der Chemie-Industrie. Bluesign schließt keine Fasern aus - von Natur- über Synthetikfasern bis hin zu recycelter Ware kann alles zertifiziert werden. Das erschwert den textilen Kreislauf. Für die recycelten Fasern gelten bestimmte Anforderungen, um gefährliche Substanzen auszuschließen.
Fazit: Umweltfreundlichkeit wird groß geschrieben: Nur Produkte, die zu mindestens 90 Prozent in zertifizierten Fabriken verarbeitet wurden, dürfen das Siegel tragen.


Grüner Knopf
Als erstes staatliches Siegel verbindet der Grüne Knopf Anforderungen an das Produkt und an das Unternehmen. Ein Produkt muss 26 soziale und ökologische Mindeststandards einhalten - von A wie Abwassergrenz- werte bis Z wie Zwangsarbeitsverbot. Außerdem muss das Unternehmen als Ganzes seine Sorgfaltspflichten anhand von 20 weiteren Kriterien nachweisen
Fazit: Als globales Siegel entspricht der Grüne Knopf internationalen Recht. Momentan sind aber nicht alle Produktionsstufen abgedeckt, das Kriterium existenzsichernder Löhne fehlt.



EU Ecolabel
Das Siegel wird von der Europäischen Kommission vergeben. Im Bereich Textilien definiert es Anforderungen an umweltfreundliche Prozesse entlang des gesamten Produktionsweges. Ein Schwerpunkt liegt auf der Reduktion von Luft- und Wasserverschmutzung. Alle Faserarten, also auch Recyclingfasern etwa aus PET-Flaschen, sind zugelassen.
Fazit: Verbraucher- und umweltfreundliches Qualitätsmerkmal.


Interessante Siegel
rund ums Bett


QUL
Das Zertifikat wird vergeben vom Qualitätsverband umweltverträgliche Latexmatratze. Es bestätigt, dass die darauf genannten Produkte oder Modelle des QUL-Mitgliedsunternehmens einer umfangreichen chemischen Laboranalyse und einer mechanischen Prüfung auf Elastizität und Haltbarkeit unterzogen wurden.



FSC
Der Forest Stewardship Council (FSC) setzt sich für nachhaltige Forstwirtschaft ein und soll dem Verbraucher mehr Sicherheit beim Kauf von Produkten aus Holz geben. Die Organisation agiert und zertifiziert international. Zu den festgelegten Kriterien gehören gleichermaßen ökologische wie soziale Standards.



Cradle to Cradle
Das "Wiege zur Wiege"-Konzept soll ein Wirtschaftssystems ohne Abfall fördern. Produkte sollen so hergestellt werden, dass von Beginn an ihr Ende mitgedacht wird. Alles verwendete Material kann nach Gebrauch weiterverwendet oder ohne schädlich Rückstände kompostiert werden. Bei der Auszeichnung gilt: Je sauberer und besser recycelbar, desto goldener die Zertifizierung.


Spezielle Siegel
für Bettwaren

Downpass
Das Siegel kennzeichnet Ware, die mit Daunen der Klasse I und II gefüllt ist und zudem ausschließlich aus Schlachtrupf stammt. Es sichert nach einem Null-Toleranz-Standard,dass keine Ware vom lebenden Tier oder von Tieren, die zur Stopfleberproduktion gehalten wurden, als Füllmaterial akzeptiert wird. Darüber hinaus muss die Aufzucht der Tiere überwacht werden. Eine Downpass-Auditierung ist für zwei Jahre gültig. Nach der Erstauditierung erfolgen unterjährig laufende Kontrollen der Farmen, Großhändler und Produzenten. Nach Ablauf der zwei Jahre müssen sich die Unternehmen erneut auditieren lassen.



Global Traceable
Down Standard (TDS)
Das Label erfüllt aktuell den höchsten Tierschutzstandard in der daunenproduzierenden und -verarbeitenden Industrie. Er garantiert, dass die verwendeten Daunen weder durch Lebendrupf gewonnen wurden, noch aus der Stopfmast stammen. Eine Überprüfung der Elterntierfarmen ist obligatorisch. Das Siegel ist ein Jahr gültig und wird regelmäßig unangekündigt überprüft.



Responsible Down Standard (RDS)
2013 von der Outdoor-Marke The North Face initiiert, zertifiziert das Label Lieferketten, in denen Daunen ausschließlich aus Schlachtrupf gewonnen werden. Die Gänse müssen unter tierleidfreien Umständen gehalten werden und dürfen nicht zwangsgefüttert werden. Ein Unterschied zum TDS ist, dass die Elterntiere nicht überprüft werden. Das Sigel ist 14 Monate gültig, Kontrollen finden statt - auch unangekündigt.



Nomite
Das Siegel kennzeichnet, dass Milben durch besonders eng gewebten Stoff abgewehrt werden.
aus Haustex 12/19 (Nachhaltigkeit)