Betten Sauer, Köln

Umbau macht das Geschäft großzügiger, haptischer und natürlicher


Köln. Michael Gouram macht sein Fachgeschäft fit für die Zukunft. Nach der Übernahme von Betten Sauer vor fünf Jahren hat er das Haus sukzessive verändert. Jetzt investierte er noch einmal in einen größeren Umbau von Deutschlands ältestem Bettenfachgeschäft. Auch außerhalb seines Ladens hat sich der Fachhändler als Schlafexperte bundesweit einen Namen gemacht.

Vor vier Jahren wurde Michael Gouram mit dem Haustex-Star als Bettenfachhändler des Jahres ausgezeichnet: In der Kategorie "Gelungene Firmenübernahme" wurde sein unternehmerischer Mut ausgezeichnet, das traditionsreiche Kölner Bettenfachgeschäft Sauer von seinem vorherigen Inhaber Heinz Sauer zu übernehmen. Der hatte das 1823 als Bettfedernhandel gegründete Geschäft mehr als 50 Jahre geführt und Gouram die Nachfolge angetragen. Der heutige Inhaber war da schon elf Jahre bei Sauer beschäftigt, die Übernahme war sorgfältig vorbereitet worden.

Der Vorgänger ist mittlerweile ausbezahlt und schaut sporadisch noch vorbei. Ab 1. Juli gehört Michael Gouram das Geschäft zu 100 Prozent, und auch die Immobilie hat der umtriebige Fachhändler erworben. "Mir geht es nicht schlecht, wir sind seit der Übergabe stetig gewachsen", berichtet er. Auch das letzte Jahr verlief besser als es die allgemeine Lage der Branche vermuten lässt. Bis zum Hitze-Sommer, der auch an dem Geschäft im Kölner Stadtteil Brück nicht spurlos vorbeiging, stand ein zweistelliges Plus in den Büchern, später sorgte ein Räumungsverkauf für zufriedene Gesichter.

Der kündigte an, was nun im Ergebnis besichtigt werden kann: Betten Sauer wurde umgebaut und die Verkaufsfläche noch einmal um gut 100 Quadratmeter erweitert. Auch hier gab letztlich der heiße Sommer den Ausschlag, denn der machte deutlich, dass endlich eine neue Klimaanlage installiert werden musste. "Das wollten wir eigentlich schon seit 20 Jahren", so Gouram, dem bei der Umgestaltung aber noch mehr vorschwebte.

Schon vor drei Jahren hatte der neue Inhaber ein Treca-Studio ins Geschäft aufgenommen, um damit mehr zahlungskräftige Kunden anzulocken. Und auch an einer anderen Stelle setzte Gouram darauf, Potenzial zu nutzen, das vorher nicht ausgeschöpft wurde. So gab es im hinteren Bereich des Ladens eine Fläche, die mit einem Besprechungstisch sowie einem fünf Meter breiten Aquarium nur unzureichend genutzt wurde. Hier werden nun gezielt zukunftssichere Betten für die wachsende Senioren-Zielgruppe präsentiert. Durch eine gläserne Schiebetürenwand abgetrennt blieb sogar noch Platz für ruhige Büroarbeitsplätze.

Das Ziel des Umbaus war es, großzügiger, haptischer und natürlicher zu werden. Gouram engagierte die Innenarchitektin Susanne Höhn, um das künftige Konzept zu erarbeiten. Aber auch er selbst schaute sich, unter anderem mit den VDB-Junioren, zahlreiche Geschäfte an. "Ich habe mit den Augen geklaut", so Gouram, anschließend brachte er seine Ideen im Dialog mit der Innenarchitektin in die Umgestaltung ein. Er lobt die Zusammenarbeit: "Frau Höhn wusste zum Beispiel bestens mit dem Thema Beleuchtung umzugehen", so Gouram, der vom Gesamtergebnis begeistert ist: "Man sieht eine gewisse Handschrift, aber es sieht eben nicht aus wie bei allen anderen."

Eine halbhohe und eine geöffnete Zwischenwand unterteilen den vorderen Verkaufsraum. Das schafft Struktur und ermöglicht außerdem eine attraktive Schaufenstergestaltung, die eine gewisse Geschlossenheit der Präsentation ermöglicht, gleichzeitig aber den Blick in den Laden offen lässt. Außerdem sorgt die Aufteilung dafür, dass nicht alle Betten in einer Reihe stehen. Das Treca-Studio ist ebenfalls durch eine Zwischenwand abgetrennt, so dass hier auch etwas abgeschirmter bedient werden kann. An anderer Stelle wird mit dem Dormabell-Messsystem beraten. Dank eines großen Bildschirms können die Kunden die Ergebnisse live mitverfolgen. Obwohl die Grundfläche überschaubar ist, entsteht ein harmonischer und nicht gedrängter Gesamteindruck.

Dafür sorgen auch die hellen und natürlichen Farben, die für Wände und Fußboden ausgesucht wurden. Grau und Naturtöne stehen in schönem Kontrast zu den Warenträgern, bei denen mit Nußbaum gearbeitet wurde, um die natürliche Note hervorzuheben. Im neuen Senioren-Bereich sorgt ein hochfloriger Teppichboden für Behaglichkeit, die durch eine Holzverkleidung an der früheren Aquariums-Wand effektvoll unterstrichen wird. Ein weiterer positiver Effekt stellt sich durch die Erneuerung der Decke ein: Sie ist nun 17 Zentimeter höher, was dem Raumgefühl gut tut. Außerdem blieb in einer Nische noch Platz für eine kleine Küchenecke mit ausziehbarem Kaffeevollautomaten.

Um haptischer zu werden, wird die Bettwäsche in einem Warenträger offen aufgehängt präsentiert, und kann so von den Kunden angefasst werden. Unter anderem gehören Elegante, Fleuresse, Schlossberg und Fischbacher ins Markenpotfolio von Betten Sauer. Außerdem stellte Gouram alte Weinfässer auf und füllte sie mit Daunen, Federn und anderen Materialien, in die Kunden hineingreifen können. "Viele Menschen wissen ja gar nicht, wie sich das Innenleben ihres Bettes anfühlt", sagt der Händler. Die Bettwaren werden ebenfalls mit neuen Warenträgern übersichtlich präsentiert, ein neuer, beleuchteter Vorlagetisch kommt in Kürze hinzu. Bettwaren sind ein wichtiges Thema bei Betten Sauer, nicht nur im Verkauf, wo neben Traumina-Produkten mit der "Bergischen Daune" ein regionales Produkt unter Nachthaltigkeits-Gesichtspunkten vermarktet wird.

"Wir sind im Großraum Köln die Einzigen, die noch Bettwaren waschen und füllen können", erklärt Gouram. Im Kellergeschoss sind Atelier und Wäscherei untergebracht und immer gut ausgelastet. "Das bringt uns viel Publikum. Die Leute kommen zum Waschen und gehen auch immer wieder mit einer neuen Decke oder eine Maratze heraus." Insgesamt wurde die Daunen- und Federnpräsentation deutlich aufgewertet, um die Produkte besser zelebrieren zu können. Denn: "Die Kunden müssen spüren, dass auch wir selbst ein Produkt wie die Eiderdaune für hochwertig halten." Wenn ein Kundenevent ansteht, wird das Daunenatelier auch mal zum Spielplatz: Beim "Türöffner-Tag" der Sendung mit der Maus des WDR durften sich Kinder hier bei einer Kissenschlacht schon nach Herzenslust austoben; am 3. Oktober steht die nächste Aktion ins Haus.

Die neue LED-Beleuchtung im Geschäft sorgt nicht nur für eine passende Inszenierung, sondern spart bares Geld: Auf 2.500 Euro beziffert Gouram die jährliche Kostenreduzierung. Apropos Geld: Rund 150.000 Euro hat der Bettenfachhändler in die Hand genommen, um den Umbau zu stemmen. Dabei gab es auch schlaflose Nächte, in denen er sich fragte, ob das alles richtig und zu verantworten sei. Doch am Ende siegte die Zuversicht - und Gourams unternehmerisches Credo: "Wir wollen uns mit den Besten messen." In drei Phasen wurde der Umbau durchgeführt, drei Monate Zeit hat er beansprucht. Über Karneval, wo der Kölner ohnehin andere Dinge als den Bettenkauf im Kopf hat, wurde das Geschäft eine ganze Woche lang geschlossen.

Eine große Party gab es zur Wiedereröffnung zwar nicht, aber die Kunden wurden auf einen Kaffee eingeladen, was gut angenommen wurde. Was noch wichtiger ist: "Mittlerweile sind wir auch wieder mit dem Umsatz zufrieden." Der Werbeanteil liegt dabei bei etwa zehn Prozent - Print, Online, Social Media, Sponsoring - Gouram ist auf vielen Kanälen unterwegs. Dabei setzt er bewusst auf die Historie des Unternehmens und ließ sich eigens von der IHK bescheinigen, dass Betten Sauer tatsächlich das älteste Bettenfachgeschäft in Deutschland ist.

Die Kunden sollen aus dieser Geschichte Vertrauen schöpfen: "Viele Werbeaussagen sind austauschbar. Aber den Ältesten - den gibt es eben nur einmal." Auch dies sei wichtig im Wettbewerb, der im Großraum Köln mit seinen zahlreichen Anbietern unterschiedlicher Vertriebsformen nicht eben leicht ist. Als Schlafexperte ist der Fachhändler außerdem regelmäßig im Fernsehen zu erleben: Im ARD-Büffet am Mittag behandelt er immer wieder Themen rund um den gesunden Schlaf - was neben der medialen Aufmerksamkeit am Ende auch neue Kunden in den Laden bringt. "Das hat sich wirklich ausgezahlt", sagt Gouram, der für die Auftritte immer ins SWR-Studio nach Baden-Baden reisen muss. Ein Aufwand, der sich lohnt.

Und einer, der vielleicht auch über die Zweifel hinweghilft, die einen Fachhändler bei einem solchen Umbau mit entsprechender Investition befallen. Dass Gouram sich auf dem richtigen Weg wähnt, zeigen seine Pläne. Die Kundentoilette muss noch erneuert werden, und auch bei der Fassadengestaltung geht noch mehr. Doch momentan ist erst einmal Durchatmen angesagt. Denn Gouram weiß: "Wir haben einen guten Job gemacht. Aber belohnen muss es am Ende der Kunde."
aus Haustex 05/19 (Handel)