Insektenschutz: Flugverbotszone


Maßgefertigter Insektenschutz ist für Fachhändler ein wichtiger Umsatzbringer. "Fliegengitter" an Fenstern und Türen verwehren nicht nur surrenden Zweiflüglern den Zutritt, sondern fangen auch Pollen und Feinstaubpartikel ab. BTH Heimtex hat sich in der Branche umgehört.

Eine Wanzenplage in vielen Teilen Deutschlands hat der Insektenschutzbranche lukrative Umsätze beschert. Das trockene, warme Wetter im letzten Sommer ließ die Population der Grünen Stinkwanze explodieren. So bezogen gleich zwei Generationen der Palomena prasina ihr Winterquartier in den Wohnräumen. Besonders lästig ist dabei ein übelriechendes Sekret, das die fliegenden Störenfriede absondern. Genervte Verbraucher befolgten den Expertenrat und stoppten die Wazeninvasion durch Fliegengitter an Fenstern und Türen - wirksam und umweltfreundlich. "Das Herbstgeschäft war super", berichtet Matthias Geist, Marketingleiter und Prokurist bei Systemgeber Neher in Frittlingen, "von einem unerwarteten Auftragsboom. Normalerweise verschieben Privatkunden ihre Investitionen in Insektenschutz ins Frühjahr."

Für Fachhändler und Raumausstatter ist Insektenschutz ein lukratives Zusatzprodukt. Wer sich intensiv damit beschäftigt, hat gute Absatzchancen. Der Bedarf ist da, ob beim Neubau oder zum Nachrüsten.

Anlagen sollen lange halten

Allerdings verteilt sich die Nachfrage inzwischen auf eine gewachsene Anzahl von Anbietern. Stets mit im Spiel sind auch Aktionen beim Discounter. "Meist kurzlebige Saisonartikel", sagen Insider. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Insektenschutz-Profis können mit hoher Produktqualität, kompetenter Beratung und fachgerechter Ausführung punkten. Entsprechend großen Wert legt Hersteller Neher auf den entsprechenden Wissenstransfer. "Das Know-how, das in unserem System steckt, bringen wir an vor Ort zum Handwerker", sagt Matthias Geist. Das Ziel sei, die gesamte Prozesskette zu digitalisieren. So habe man vor fünf Jahren "sehr erfolgreich" eine App für Bestellungen mit Variantenfinder eingeführt, mit inzwischen rund 9.000 Nutzern. "Eine Bestell-Logik ist bei Maßprodukten extrem wichtig", betont er. Das System könne unter anderem rückmelden, ob die beauftragte Elementgröße überhaupt technisch machbar sei.

Apropos Produktqualität: In Deutschland, Österreich und der Schweiz seien hochwertige Insektenschutzsysteme gefragt. Hier gebe es den Anspruch, dass die Anlagen 15 bis 20 Jahre halten. "Wenn der Insektenschutz in Frankreich nach drei Jahren kaputt ist, wird er einfach neu gekauft", gibt Matthias Geist ein Beispiel. "Auslandskunden decken mit unseren Produkten in ihren Ländern den Premiummarkt ab."

Der Fachkräftemangel ist auch in der Insektenschutzbranche ein Problem, erfährt man in Gesprächen. Händler und Handwerker könnten mehr Produkte verkaufen. Aber durch das fehlende Personal lassen sich die Aufträge nicht abarbeiten. Indes habe der Insektenschutz den Vorteil, dass die Montage weniger aufwändig und deshalb schneller durchführbar sei. Dabei könne das Fachwissen bei einer Schulung relativ einfach erlernt werden.

Mehr als "nur" ein Fliegengitter

"Die Zeiten in denen ein Fliegengitter einfach nur Fliegen und Ungeziefer zurückhalten soll, sind längst vorbei. Heutzutage legt der Kunde noch mehr Wert auf Design und Produktinnovationen", betont Robin Titzkus. Der Inhaber von Alumar Insektengitter in Mönchengladbach verweist dabei auf eine neue, besonders schmale Insektenschutz-Plisseetüre mit geringer Einbautiefe. Diese Variante eigne sich für Montagesituationen bei sehr engen Platzverhältnissen.

Systeme mit farblich angepassten Rahmen integrieren sich geschmackvoll in die Hausarchitektur. Dafür stehen Sonderbeschichtungen zur Auswahl, wie etwa nach RAL, NCS oder Eloxal.

Weitere Neuentwicklungen im Insektenschutz folgen dem allgemeinen Trend im Bauelemente-Bereich, Lösungen für immer größer dimensionierte Fenster- und Türöffnungen zu realisieren. Dabei müssen die Hersteller den Spagat schaffen zwischen stabilen und dauerhaften Systemen, die sehr groß und zugleich sehr filigran sind. Erhältlich sind etwa Insektenschutz-Rollos im XL-Maß bis 4 x 5 m. Bei Schiebeanlagen kann ein einflügliges Element bis zu 3 x 3,5 m erreichen.

Mit Komfort punkten

Ein weiteres Kaufkriterium beim Endkunden ist der Komfort. "Produkte, die besonders einfach zu bedienen sind, wachsen am meisten - also Pendeltüren und Elektrorollos", bestätigt Matthias Geist die Einschätzung anderer Brancheninsider. Die automatisierten Rollos - auch mit Stromerzeugung durch Solarpaneel - sind an Dachfenstern oder an Durchgangstüren ideal.

Die Transparenz und Luftdurchlässigkeit des Fliegengitters ist zudem ein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung. Es sollte praktisch unsichtbar sein und den Blick nach draußen nicht behindern. Einen Zusatznutzen für Allergiker bietet feines Pollenschutzgewebe und - ganz neu - Feinstaubgaze, die einen hohen Anteil der schädlichen Partikel abfängt. Und für Katzenklappen gibt es kratzfestes Haustiergewebe.

Flache, bündige Lichtschachtabdeckungen werden inzwischen ganzjährig nachgefragt. Die formstabilen, begehbaren Edelstahlgitter halten Kleingetier wie Spinnen und Mäuse ebenso von Kellerräumen fern wie Laub und Schmutz. | Petra Lepp-Arnold
aus BTH Heimtex 05/19 (Deko, Gardinen, Sonnenschutz)