PEFC-Kritik

Doppelzertifizierungen kosten Millionen Euro


Seit Jahren plädieren Hersteller dafür, holzbezogene Zertifikate zu bündeln oder zu vereinheitlichen. Aber die Zertifizierungsbranche hat daran kein Interesse. Die Siegel stehen in Konkurrenz zueinander. Statt miteinander zu kooperieren, arbeitet jeder am gewinnbringenden Vertrieb seines eigenen Prüfsiegels. Bestes Beispiel dafür ist die Dauerfeindschaft zwischen den großen Waldbewahrern FSC und PEFC.

Am 17. Juni klagte der PEFC-Vorsitzende William Street in Berlin: "Politisch motivierte Doppelzertifizierungen kosten den Steuerzahler Millionen Euro." Seine Kritik: "Statt im Interesse des gemeinsamen Ziels zusammenzuarbeiten, stürzen sich einige Regierungen und Umweltorganisationen mit blindem Eifer auf Wälder, die bereits geschützt sind." Als Beleg dafür nennt er mehrfache Prüfungen öffentlichen Waldes in den USA und einigen deutschen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Auf diese Weise würden Gelder für eine ideologisch motivierte Doppelzertifizierung von Wäldern verschwendet, die bereits vor mehr als zehn Jahren vom PEFC zertifiziert worden seien. Was der PEFC-Vorsitzende "ideologisch" nennt, ist offensichtlich ein dauerhafter Hang von Politik, Behörden und Naturschützern, den Holzverbrauch zu geißeln, Grenzwerte zu erhöhen und immer neue Beschränkungen zu fordern. Doch genau davon profitiert auch der PEFC. Weil dessen Anforderungen in allen Teilen der Welt gleichermaßen gelten, habe sich beispielsweise Malaysia, das mit 4,65 Mio. ha über die größte in den Tropen zertifizierte Waldfläche verfügt, "für PEFC als demokratisches, die Bedingungen vor Ort am besten berücksichtigendes, dezentralisiertes und von unten nach oben organisiertes System entschieden".

William Street fordert: "All diejenigen, die die Wälder erhalten und denen helfen wollen, die vom Wald leben, müssen eine gemeinsame Sprache finden." Was jedoch folgt solch großen Worten? Street wird wissen, dass seine freimütig geforderte "gemeinsame Sprache" an finanziellen Partikularinteressen scheitert, an persönlichen Animositäten beteiligter Funktionsträger und an der banalen Tatsache, dass dort, wo Nachfrage besteht, stets Angebote miteinander wetteifern. Man könnte seine Aussagen daher auch der Doppelmoral bezichtigen.

In diesem Sinne muss die jüngste PEFC-Pressekonferenz in Berlin eher als Eigenwerbung verstanden werden. Dort appellierte William Street an den Handel, die Verbraucher und an die Regierungen aller 28 EU-Mitgliedsländer, die Bemühungen tropischer Länder um die Entwicklung eines von ihnen frei gewählten Zertifizierungssystems zu unterstützen. Zudem rief der PEFC dazu auf, die Anforderungen der Verbrauchermärkte durch eine einheitliche Herangehensweise in der öffentlichen Beschaffung und eine verantwortungsvolle Einkaufspolitik zu harmonisieren.
aus Parkett im Holzhandel 05/14 (Nachhaltigkeit)