Textilkonjunktur

Gute Konjunkturlage


Die vorläufigen Ergebnisse des Jahres 2010 liegen vor: Insgesamt steigt der Umsatz 2010 um 9,6 Prozent gegenüber 2009, wobei die Textilindustrie um 16,8 Prozent zugelegt hat, die Bekleidungsindustrie hingegen nur um 0,8 Prozent. Es geht derzeit weiter aufwärts, aber das Niveau des Jahresumsatzes 2008 ist noch nicht erreicht; dafür wären statt der 9,6 Prozent Umsatzsteigerung ein Sprung von mehr als 17 Prozent nötig gewesen. (Textil hätte um über 20 Prozent, Bekleidung um mehr als 13 Prozent zulegen müssen). Es besteht also angesichts des weiterhin freundlichen Konjunkturumfeldes die realistische Möglichkeit, dass zumindest die Textilindustrie 2011 das Jahr 2008 übertreffen wird.

Auch sonst ist das Jahr 2010 in den einzelnen Segmenten höchst unterschiedlich verlaufen. So haben die Spinnereien, die Konfektionierten Textilwaren und insbesondere die Vliesstoffindustrie das Gesamtniveau 2008 in etwa erreicht und damit die Krise endgültig hinter sich gelassen. Zurückgefallen sind dem gegenüber die Webereien und die Veredler. Bei der Bekleidung war es die Arbeits- und Berufskleidung, die sich - im Gegensatz zur Oberbekleidung - sehr positiv entwickelt hat.

Der Branchenumsatz liegt 2010 um insgesamt 9,6 Prozent höher als 2009, wobei Textil mit +16,8 Prozent mehr Umsatz, Bekleidung hingegen nur +0,8 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahreszeitraum verzeichnet. Die Textilindustrie insgesamt entwickelte sich, wie erläutert, recht unterschiedlich: Zwischen Wachstumssegmenten wie Vliesstoff oder Konfektionierte Textilwaren und eher stagnierenden Segmenten wie Veredlung und Webereien gab es große Unterschiede. Bei der Bekleidung ergibt sich aus den vergangenen Monaten - mit Ausnahme der Arbeits- und Berufskleidung sowie Strumpfwaren und Lederbekleidung - eine eher enttäuschende Umsatzentwicklung, die in auffälligem Gegensatz zur anhaltend guten Stimmung steht. Allerdings ist die Entwicklung bei Bekleidung sehr viel volatiler als bei Textil; die Entwicklung der vergangenen Monate zeigt dies.

Demgegenüber ist die Beschäftigung in beiden Segmenten 2010 gesunken: Im Durchschnitt hatte die Branche mit insgesamt -5,9 Prozent weniger Beschäftigte im Inland im Vergleich zum Vorjahr (Textil -5,4 Prozent, Bekleidung -6,8 Prozent). Auch wenn die Beschäftigung ein zeitlich nachlaufender Indikator ist, kann der noch junge Aufschwung den vom Strukturwandel geprägten Rückgang der Beschäftigtenzahlen nicht kompensieren, insbesondere nicht bei der Bekleidung. Es ist trotz erholter Konjunkturlage kein eindeutiger Trend nach oben zu erkennen, wenngleich die Beschäftigung zumindest bei Textil in den letzten Monaten leicht gestiegen ist. In beiden Segmenten sind die Beschäftigtenzahlen seit Mitte 2010 nahezu unverändert, der unentschlossene Aufschwung reicht für einen klaren Zuwachs nicht aus. Für die Branche insgesamt (Betriebe ab 1 Beschäftigtem) gehen wir daher von gut 120.000 Beschäftigten aus. Ohne Kurzarbeit wäre der Rückgang sicherlich noch gravierender ausgefallen. Die krisenbedingte Kurzarbeit betraf etwa 18.000 Beschäftigte, also fast 15 Prozent der gesamten Beschäftigten.

Ein gespaltenes Bild bietet die inländische Produktion: Sie ist im Jahresvergleich 2010/2009 bei Textil positiv: (+11,9 Prozent) und bei Bekleidung nahezu unverändert (+0,1 Prozent). Auch die inländische Produktionsentwicklung beinhaltet insbesondere im Segment der Bekleidung eine starke Strukturkomponente, so dass sie hier nur eingeschränkt Auskunft über die Konjunkturlage geben kann. Die Auftragseingänge sind im Jahresvergleich 2010/2009 deutlich höher: +12,9 Prozent bei Textil und +4,1 Prozent bei Bekleidung. Die Erzeugerpreise sind 2010 moderat gestiegen (Textil +1,4 Prozent; Bekleidung +0,8 Prozent). Die Erzeugerpreise der gesamten gewerblichen Wirtschaft stiegen etwas stärker, nämlich um 1,7 Prozent. Der Einzelhandelsumsatz entwickelte sich 2010 insgesamt für den Bekleidungseinzelhandel positiv (+2,5 Prozent), blieb jedoch unter der Entwicklung des gesamten Einzelhandels (+4,0 Prozent). Der Außenhandel ist im Jahresvergleich bei Textilexporten und -importen positiv (+10,3 Prozent, bzw. +11,2 Prozent). Die Exporte bei Bekleidung steigen um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, die Importe steigen um 6,2 Prozent. Der Einfuhrüberschuss liegt um 11,4 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.

Die positive Stimmung in der gewerblichen Wirtschaft hält weiter an, diesem Trend folgt auch unsere Branche, auch wenn in einzelnen Monaten, wie aktuell im Februar wieder, die Stimmungswerte sinken. Im Zeitablauf der vergangenen Monate ist eine weiter steigende Stimmung zu verzeichnen. Sowohl Erwartungen als auch Einschätzung der Lage sind bei Textil und Bekleidung seit Monaten relativ stabil und stets positiv. Bisher bleiben, wie oben erläutert, die Umsätze hinter den Erwartungen zurück. Es bleibt die Hoffnung, dass auch in den Verbrauchs- und Konsumgüterbranchen, und damit auch für Textil und Bekleidung, die Umsätze in diesem Jahr den hohen Erwartungen folgen.
aus Haustex 04/11 (Haustextilien)