BTH Heimtex / BBE-Kundenbarometer

Laminat - Wo kauft der Fachhandel am liebsten ein?

Die BTH/BBE-Kundenbarometer polarisieren - und auch diese Umfrage dürfte nicht ausschließlich auf Zustimmung stoßen. In Sachen Laminatboden wurde das letzte Mal vor etlichen Jahren eruiert, woraus sich auch gleich ein Handicap ergibt: was den Verbreitungsgrad der Lieferanten betrifft und deren qualitative Beurteilung, stehen keine Vergleichsdaten zur Verfügung. Das vorliegende Ergebnis stellt somit lediglich die Basis für nachfolgenden Umfragen dar.

Als Manko könnte auch dies empfunden werden: Unternehmen mit einer Mehr-Marken-Politik werden nicht differenziert beurteilt. Das ist zum Beispiel bei den Hamberger Industriewerken der Fall, die mit Go und Haro über zwei Fach- bzw. Großhandelsmarken verfügen, deren Marktbearbeitung völlig getrennt erfolgt. Gleiches gilt für Meister Werke (Meister/Schulte Räume) oder Terhürne (Terhürne/Gründorf).

Für Insider keine Überraschung: Die stärkste Verbreitung im Fachhandel hat nicht etwa ein reinrassiger Laminatriese. Mit Hamberger steht ein Hersteller an der Spitze, der ein breites Spektrum sogenannter Hartbeläge im Programm hat. Um im bisherigen Jargon von BTH Heimtex zu bleiben, wären die Rosenheimer somit der Anbieter, bei dem der Fachhandel am liebsten einkauft. Ob sich aber "Marktbedeutung" mit "Beliebtheit" gleichsetzen lässt, ist eine Frage der Interpretation. Das starke Abschneiden des Unternehmens ist sicher nicht allein auf die Laminatkompetenz zurückzuführen. Als unumschränkter Branchenführer auf dem Parkettsektor gelingt es Hamberger, auch die anderen Belagsegmente erfolgreich im Fachhandel zu positionieren.

An Platz 2 folgt ein Unternehmen, das die Laminatbranche wie kaum ein anderes geprägt hat: Witex. Viele Jahre galten die Ostwestfalen als "Innovatons- und Marketingführer", bis die Firma von den zerstrittenen Anteilseignern gegen die Wand gefahren wurde und 2003 Insolvenz angemeldet werden musste. Diesen Makel konnte man inzwischen abstreifen. Witex gilt als "gute Partie". Wenn sich bislang noch kein Investor gefunden hat, dann sind das eher Gründe, die außerhalb der Firma zu suchen sind.

Für eine faustdicke Überraschung sorgte Balterio. Die Belgier rangieren ebenfalls auf Rang zwei. In einem Gespräch mit BTH Heimtex belegte der Hersteller seinen Erfolgskurs mit zahlreichen Listungen bei bedeutenden Filialisten, industriefähigen Einzelhändlern, Großhändlern und in Verlängerung auch Raumausstattern etc.

Als Dritter platzierte sich Meister Werke. Ähnlich wie Hamberger punktet das Unternehmen beim Fachhandel mit einem erweiterten Angebot (Parkett, Kork, Linoleum etc.), was mit Abweichungen auch für Parador, Terhürne, Tarkett, Berry Floor und Witex zutrifft.

An vierter Position findet sich Parador ein. Da der Bodenbelagsgroßhandel die Marke nicht listet, fällt in der Verlängerung quasi die komplette Raumausstatter Schiene weg. Mit Schulte Räume und Go zeigen sich Meister Werke und Hamberger auf diesem Sektor flexiblerer.

Dass mit Classen Industries (Classen, Wiparquet) ein eher blasser Branchenteilnehmer folgt, kann nur darauf zurückzuführen sein, dass der Vertrieb durch Kenner der Fachhandelsszene verstärkt wurde. Nach wie vor schwer tut sich Unilin Flooring (Quick-Step) am deutschen Markt. Rang 8 wird einem Unternehmen mit diesen Qualitäten nicht gerecht. Aber: Der Radrennstall als einziges erkennbares Marketinginstrument ist zu wenig, um im deutschen Fachhandel ein großes Rad zu drehen. In Benelux ist das anders; dort kommt die Nachfrage aus dem Markt.

Dagegen liefert Tarkett ein kleines Kunststück ab: Ohne jemals etwas für dieses Belagsegment getan zu haben, belegt das Unternehmen Platz 6 - für den weltweit zweitgrößten Bodenbelagshersteller dennoch zuwenig.

----

BTH/BBE-Handelsumfrage Panel und Methodik

Das BTH/BBE-Kundenbarometer wird in zwei Schritten durchgeführt: im ersten wird recherchiert, bei welchen Anbietern die Fachhändler überhaupt einkaufen - oder andersherum: wie hoch der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten beim Fachhandel ist. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Probanden können also zusätzliche Bezugsquellen als die von uns vorgegebenen Unternehmen nennen.

Im zweiten Schritt beurteilen die gleichen Händler detailliert einzelne Anbieter mit Noten:1-2 (gut bis sehr gut), 3 (mittelmäßig), 4-5 (ausreichend bis schlecht). Für jeden werden 16 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare wie Lieferschnelligkeit und Konditionen, aber auch subjektiv empfundene wie der Sympathiewert, die Kulanz oder die Qualität des Außendienstes. Aus den Antworten hat die BBE eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet, die als Maßstab allein aber nicht ausreicht: Auch die Streuung der Noten ist wichtig, weil sie etwas über die Gewichtung aussagt.

Befragt wurden 108 klassische Fachhändler - auch Raumausstattungsbetriebe mit Ladengeschäft - und Fachmärkte in ganz Deutschland, die alle Teppichboden führen, regional verteilt im Nordenund im Süden, in den alten und den neuen Bundesländern, Selbstständige und Filialisten mit einem Jahresumsatz von mindestens 500.000 EUR.

Die Daten sind entsprechend zusätzlich differenziert nach West (= Händlern in Westdeutschland) und Ost (= Händlern in Ostdeutschland) sowie nach Selbstständigen und Filialisten. Selbstverständlich werden die gleichen Händler erfasst wie beim letzten BTH/BBE-Kundenbarometer, um eine Vergleichbarkeit der Aussagen zu gewährleisten.
aus BTH Heimtex 09/06 (Wirtschaft)